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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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bewegen, als sei er lebendig.
    Sie hatte keine Angst vor Nebel.
    An ihrem Nacken spürte sie etwas, Finger berührten sie sacht, hoben ihr Haar hoch, ganz sanft. Sie schloss die Augen und lächelte.
    Finn war wach. Er stand hinter ihr.
    Das war sein Ritual. Er kam oft zu ihr, stand ganz still, berührte ihr Haar, hob es hoch, presste die Lippen auf ihren Nacken. Sie spürte, wie er sie berührte. Seine heißen, feuchten Lippen, die warme, erregende Schwüle seines Atems – gleich würde er die Arme um sie schlingen und ihr sagen, dass er sie liebte. Und wie sie Finn kannte, würde er dann seine Hüften an sie pressen und ihr ins Ohr flüstern, dass er, falls sie schreien wollte, ihr einen guten Grund dafür liefern würde …
    Sie spürte seine Hände, die über den Frotteemantel strichen, darunterglitten, ihre nackte Haut berührten …
    Dann hörte er auf. Sie glaubte, seinen Atem zu hören, zu spüren, wie er wartete. Darauf, dass sie sich zu ihm umdrehen und in seinen Armen zerfließen würde, wie sie es immer tat.
    »Finn …«
    Sie drehte sich um.
    Er war nicht da.
    Sie stand allein auf dem Balkon.
    Plötzlich wurde der Wind kälter. Der unheimliche blaue Nebel stieg höher, er bewegte sich rasch, er stieg immer höher, als wolle er sie verschlingen.

2
    In der Pension logierten noch zwei andere Parteien, ein Paar Mitte dreißig mit seinen Kindern, einem etwa zwölfjährigen Jungen und einem Mädchen um die zehn, und ein jüngeres Paar Ende zwanzig, Anfang dreißig ohne Anhang. Als Finn und Megan zum Speisesaal gingen, um zu frühstücken, überlegte Finn unwillkürlich, ob die anderen wohl Megans Schreie in der Nacht gehört hatten.
    Offenbar war es so.
    Das wurde Finn klar, sobald sie sich dem Speisesaal näherten. Drinnen wurde laut geplaudert, doch als er mit Megan hereinkam, erstarben die Gespräche auf einen Schlag, und alle sechs starrten sie an. Dann – wie auf ein Stichwort hin – starrte jeder der sechs auf seinen Teller, als habe er plötzlich ein ausgesprochen starkes Interesse an seinem Toast, dem Schinken, den Eiern oder den Cornflakes entwickelt.
    »Die halten mich alle für einen gewalttätigen Ehemann«, flüsterte er Megan zu.
    »Unsinn!«, entgegnete sie. Aber auch sie waren einen Moment lang erstarrt, und Megans Stimme klang unsicher.
    »Na gut, stehen wir es durch«, murmelte er, drückte ihre Hand und zwinkerte ihr zu. Er wusste eigentlich gar nicht, warum ihn die ganze Sache so beschäftigte. Sie hatte einen Albtraum gehabt, sein Zorn war unberechtigt gewesen, und das wollte er heute unbedingt wiedergutmachen. Ein Teil des Problems war wohl, dass er Megan so sehr liebte, verzweifelt liebte. Vor einer Weile hatte er noch gedacht, er würde ihr keine Erklärungen liefern oder sie um Verzeihung bitten für etwas, das er nicht getan hatte. Aber jetzt war er anderer Meinung. Zwar fand er noch immer, dass sie ihm hätte vertrauen sollen, aber er sah auch ein, dass Zweifel und Probleme, über die man sich nicht aussprach, eine Ehe zermürben konnten. So weit wollte er es nie mehr kommen lassen.
    »Guten Morgen!«, sagte er munter und trat mit Megan an der Hand an den großen, rechteckigen Tisch. Zwei Plätze waren frei für sie, und er rückte einen Stuhl für Megan zurecht. Mit einem etwas verlegenen Lächeln setzte sie sich.
    »Morgen«, sagte die Frau Mitte dreißig. Finn hatte den Eindruck, dass ihr Mann sie unter dem Tisch am Bein anstupste.
    Susanna McCarthy, Fallons weibliches Gegenstück – eine große, dürre Frau, ebenso mürrisch wie er –, kam mit einer Kaffeekanne herein und füllte wortlos ihre Tassen. »Wie wollen Sie Ihre Eier?«, fragte sie und beäugte die beiden, als müsse sie entlaufene Sträflinge bedienen.
    »Ich hätte gern Rührei«, meinte Megan.
    »Für mich bitte ein gewendetes Spiegelei«, sagte Finn, entschlossen, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Außerdem wollte er das Eis am Tisch brechen, sollten die anderen doch denken, was sie wollten.
    »Ich bin Finn, und das ist meine Frau Megan«, verkündete er. »Sie waren doch gestern Abend auch in der Hotelbar am Platz, wo der Alte seine Geschichten erzählt hat, oder? Ich habe Sie nur kurz im Foyer gesehen, aber wahrscheinlich besuchen wir alle dieselben Veranstaltungen.«
    Es trat eine kurze Stille ein, dann meldete sich der Mann Ende zwanzig zu Wort. »Ich heiße John, und das hier ist meine Frau Sally. Ja, wir haben uns gestern Abend auch die Geschichten angehört.«
    Sally, eine hübsche kleine Blondine,

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