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Das Erwachen: Dunkle Götter 1

Das Erwachen: Dunkle Götter 1

Titel: Das Erwachen: Dunkle Götter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael G. Manning , Jürgen Langowski
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Knauf trug das Wappen der Camerons. Am unteren Ende der Klinge hatte mein Vater sein eigenes Zeichen angebracht. Soweit ich wusste, war dies, abgesehen von Messern und ähnlichem Werkzeug, die einzige Waffe, die er jemals hergestellt hatte. Er hielt nicht viel von Gewalt.
    »Ich habe es nicht geschmiedet, damit du dich rächst. Ich habe es getan, um dir zu zeigen, dass selbst aus der Asche von Verworfenheit und Verlust etwas Schönes entstehen kann. Ich habe es gefertigt, weil ich für dich das Gleiche erhoffe. Nutze es für dich und um die zu verteidigen, die sich nicht selbst schützen können, ebenso wie es dein leiblicher Vater getan hätte. Mach uns allen keine Schande.« Dann umarmte er mich noch einmal. Zweimal an einem Tag. Allmählich wurde er wohl alt. Aber ich beklagte mich nicht.
    Er steckte das Schwert in die Scheide, die ebenfalls in der Kiste gelegen hatte, und gab es mir. Ich gürtete es und fühlte mich seltsam, weil ich noch nie zuvor ein Schwert getragen – und noch weniger eines benutzt – hatte. Dann konnte ich endlich aufsteigen und ritt langsam davon. Ehe ich die Anhöhe erreichte, die mir den Blick auf unser Haus versperren würde, blickte ich noch einmal zurück. Er stand nach wie vor im Hof und sah mir nach. Royce Eldridge war ein Schmied, den seine Arbeit stark gemacht hatte, aber in diesem Augenblick kam er mir alt vor.
    Im Zwielicht, das ringsherum schon lange Schatten warf, kehrte ich nach Lancaster zurück.

Götter und Zauberkundige sind seit jeher Gegenspieler, denn gewöhnlich vertreten sie gegensätzliche Standpunkte, die einerseits Unterwerfung verlangen, andererseits aber vom freien Willen ausgehen. Zauberer haben mit Gottheiten und höheren Mächten nicht viel zu schaffen und zeigen wenig Neigung, ihre eigenen Ziele einer Gottheit unterzuordnen. Umgekehrt ist das Interesse dagegen erheblich größer, denn einem Gott käme es sehr gelegen, Macht über einen Magier zu erlangen, dessen Fähigkeiten größer sind als die eines bloßen Mittlers. Die Götter sehen sich grundsätzlich durch die Tatsache behindert, dass sie auf einer ganz anderen Existenzebene angesiedelt sind. Ein Mittler mag ihnen zwar eine Ausdrucksmöglichkeit in unserer materiellen Welt bieten, und doch kann er ihnen keinen Einlass gewähren. Um die Kluft zwischen den Welten zu überbrücken und ein Portal zu erschaffen, das die Ebenen verbindet, benötigt man auf beiden Seiten viel Kraft. Der einzige bekannte Fall, in dem sich ein Magier willig mit einem Gott zusammentat, um so etwas zu bewerkstelligen, führte zu der Vernichtung, welche die Historiker als den »großen Sturz« bezeichnen. Der Nachtgott Balinthor erhielt die Möglichkeit herüberzukommen, und seine Taten auf dieser Seite hätten unsere Welt beinahe zerstört. Es ist nicht klar, wie die Alten ihn schließlich aufhielten und mit welchen Mitteln er auf seine eigene Ebene verbannt wurde.
    Marcus der Ketzer,
    Über das Wesen von Glaube und Magie
    Erst im letzten Tageslicht erreichte ich Lancaster, und wie es der Zufall wollte, ritten Marc und einige Gäste zur gleichen Zeit zurück. Sie waren am Nachmittag, lange nach meinem eigenen Ausritt, auf die Beiz gegangen, was mir ganz recht war. Ich hatte, der feinen Gesellschaft überdrüssig, den Tag bei meinen Eltern als eine willkommene Erholung genossen. Tief in Gedanken grübelte ich allerdings immer noch über das, was ich im Hinblick auf meine leiblichen Eltern erfahren hatte. Deshalb winkte ich auch nur höflich und brachte Lord Thornbears Pferd zurück.
    Als ich die Stallungen verließ, begegnete ich den anderen noch einmal im Hof. Marc trug einen stolzen Falken auf dem Arm und war mit seiner ledernen Jägertracht von Kopf bis Fuß der junge Edelmann. Nur Stephen Airedale, Devon und Elizabeth Balistair waren bei ihm. Die anderen hatten die Pferde wohl bereits den Stallburschen überlassen und sich entfernt, um sich zu waschen.
    »Hallo, Mordecai! Komm her und sieh dir meine Beute an!« Wie immer zeigte er den Überschwang der Jugend, und seine Begeisterung steckte mich an. Ich ging zu ihm und ließ mir den Inhalt seines großen Beutels vorführen. Er hatte eine ganze Sammlung kleiner Vögel erlegt, und wenn ich die gefährliche Schönheit des Falken sah, den er trug, überraschte mich das nicht. Nun fühlte ich mich in Bezug auf den Artgenossen, den ich versehentlich zum Absturz gebracht hatte, etwas besser. In seinem Revier durften die Singvögel jubilieren. Mordecai der Falkentöter wirft seinen

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