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Das Erwachen: Dunkle Götter 1

Das Erwachen: Dunkle Götter 1

Titel: Das Erwachen: Dunkle Götter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael G. Manning , Jürgen Langowski
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die Tür zu öffnen, unter einer Decke. Beide ignorierten meine Einwände.
    Eine Viertelstunde später war ich angekleidet und mehr oder weniger wach. Timothy brachte schwarzen Tee, hartes Brot und etwas Wurst. »Euer Frühstück, Sir!« Der Junge zeigte mir das zahnlückige Grinsen, das mich immer erheiterte.
    Kurz darauf war ich unten in den Stallungen, wo sich alle versammelten. An einer Eberhatz hatte ich noch nie zuvor teilgenommen, und deshalb war mir nicht bewusst gewesen, wie umfangreich ein solches Unterfangen ist. Der gute Herzog unterhielt einen großen Zwinger mit verschiedenen Jagdhunden, unter denen es zwei Arten gab, die an diesem Tag zum Einsatz kommen sollten. Die »Saufinder« mussten das Wild aufstöbern und uns an die richtige Stelle rufen. Die »Saupacker« würden versuchen, die Beute niederzuhalten, was eine gefährliche Aufgabe war. Anscheinend war es nicht ungewöhnlich, dass dabei einer der großen Mastiffs den Tod fand.
    Der Jagdvogt des Herzogs war ein Mann namens William Doyle, der zufällig auch noch der Vater meines Freundes Timothy war. Als ich dazukam, beschrieb er gerade das Gelände, in dem man an diesem Morgen die Wildschweine finden konnte. Später fand ich heraus, dass er vor jeder bedeutenden Jagd, ehe die Jäger aufbrachen, selbst auszog und sich auf die Queste begab, wie man es nannte, um das Wild ausfindig zu machen. Meiner Meinung nach war er ein Masochist, denn er war sicherlich mehrere Stunden vor uns aufgestanden.
    Sir Kelton, der Marschall, war ebenfalls dabei und ließ die Burschen hin und her rennen und die Pferde für die Teilnehmer holen. Wie es Brauch war, sollten wir auf der Jagd mit schnellen Pferden reiten. Ich bekam einen Falben und als Waffe eine Saufeder. Diese Art Speer schien mir interessant. Der drei Schritt lange Eschenschaft trug eine blattförmige Klinge, die mindestens einen weiteren halben Schritt maß. Eine kleine Parierstange hinter der Klinge schützte den Jäger. Ich überprüfte die Spitze und entdeckte das Abzeichen meines Vaters auf dem Stahl.
    Marc ritt zu mir, sein Gesicht war vor Aufregung gerötet »Du weißt doch, was du zu tun hast, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht die geringste Ahnung.« Offenbar hatte meine Bemerkung eine erheiternde Wirkung gehabt, denn hinter mir begann jemand zu lachen. Dorian hatte sich mir ebenfalls genähert.
    »Ich kann es dir nachempfinden, mein Freund. Diese Art von Abenteuer hat auch mir noch nie sonderlich zugesagt«, erklärte er. »Mir tun die armen Schweine leid.« Trotz seiner Position und seiner Ausbildung als Krieger war Dorian in unserer Jugend immer ein eher sanfter Junge gewesen. Er spielte oft den Friedensstifter, wenn mit anderen das Temperament durchging. Außerdem mochte er Tiere sehr.
    »Hör einfach auf die Hunde, Mort! Wenn du sie bellen hörst, dann weißt du, dass sie ein Wildschwein gefunden haben. Reite schnell hin, damit du zum Todesstoß nicht zu spät kommst.« Meine Erfahrungen im Töten von Tieren beschränkten sich auf Hühner, und wenn ich bedachte, wie wenig erfreulich ich dies fand, war ich ziemlich sicher, dass ich keinesfalls als Erster bei einem Wildschwein eintreffen wollte.
    Wir ritten durch die Felder vor der Burg Lancaster und schwärmten im leichten Galopp aus. Dorian und ich hielten uns rechts, und bald waren wir mehr als hundert Schritt von den nächsten Reitern entfernt. Wir erreichten den Waldrand und ritten zwischen den Bäumen weiter. Auf dem Boden lag gesprenkeltes Sonnenlicht, das durch die Blätter fiel, und ein leichter Wind hielt alles in Bewegung.
    Die Luft duftete süß nach Frühling und grünen, austreibenden Pflanzen. Trotz meiner schlechten Laune am Morgen musste ich zugeben, dass diese idyllische Szene etwas Magisches hatte. Der Wind zauste mir die Haare, während das starke Pferd entspannt lief. Dorian und ich hatten uns ein Stück voneinander entfernt, bald verlor ich ihn ganz aus dem Blick. Wenn ich die Augen schloss, konnte ich den Wald um mich her spüren und auf eine beinahe übersinnliche Weise mit dem Geist ertasten.
    Ich empfand eine tiefe Ruhe und vergaß die Jagd. Falls ich die Hunde hörte, würde ich sie einfach nicht beachten. Der Tag war zu schön, um ihn mit Blut zu besudeln. Oder vielleicht war ich auch einfach nur faul. Ich weckte meine Wahrnehmung weiter und erschrak beinahe, als ich erkannte, wie viel Leben es ringsherum gab. Wesen, die das Auge gewöhnlich nicht bemerkte – der Dachs in seinem Bau unter einer Eiche

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