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Das Eulenhaus

Das Eulenhaus

Titel: Das Eulenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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durchkommst, hast du verdammtes Schwein!« Was um Himmels willen würde Gerda denken, wenn er die Nacht über wegblieb und erst im Morgengrauen zurückkam?
    Und was, nebenbei bemerkt, die Angkatells?
    Aber das war im Augenblick nicht seine Sorge. Bei den Angkatells tanzte alles nach Lucys Pfeife, und für Lucy Angkatell war Ungewöhnliches grundsätzlich höchst vernünftig.
    Gerda war allerdings leider keine Angkatell.
    Gerda war ein Problem, das gelöst werden musste, und am besten ging er sofort ins Haus und löste es schnellstmöglich.
    Wenn nun Gerda der Jemand gewesen war, der ihm heute Abend gefolgt war?
    Jedenfalls stimmte es nicht, dass Menschen so etwas nicht taten. Als Arzt wusste er nur zu gut, was Menschen – hochherzige, sensible, wohl erzogene, ehrenhafte Menschen – so alles dauernd taten. Sie horchten an Türen und öffneten Briefe und spionierten und schnüffelten herum – nicht weil sie ein solches Benehmen gut fanden, sondern weil sie vor der schieren Notwendigkeit menschlichen Schmerzes kapitulieren mussten.
    Arme Teufel, dachte er, arme leidende menschliche Teufel. John Christow wusste eine Menge über menschliches Leiden. Für Schwäche hatte er kein Mitleid, wohl aber für das Leiden, denn leiden, das wusste er, tun nur die Starken.
    Wenn Gerda Bescheid wüsste –
    Unfug, sagte er zu sich, woher denn? Sie ist nach oben und zu Bett gegangen und schläft tief. Sie hat gar nicht genug Fantasie, hat sie nie gehabt.
    Er ging durch die Terrassentür hinein, knipste eine Lampe an und verschloss die Tür. Dann löschte er das Licht wieder und ging aus dem Salon, tastete nach dem Flurlicht und ging mit schnellen leichten Schritten die Treppe hoch. Oben war wieder ein Lichtschalter zum Ausmachen. Einen Moment lang stand er mit der Hand am Griff vor der Tür zum Schlafzimmer, dann drehte er den Griff und ging hinein.
    Es war dunkel im Zimmer. Er hörte Gerdas gleichmäßiges Atmen. Sie regte sich, als er eintrat und die Tür schloss. Verschwommen und undeutlich fragte sie im Halbschlaf: »Bist du das, John?«
    »Ja.«
    »Du kommst aber spät, oder? Wie spät ist es?«
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte er leichthin. »Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe. Ich musste mit der Frau noch einen Schluck trinken.« Er gab sich Mühe, den letzten Satz gelangweilt und müde klingen zu lassen.
    Gerda murmelte: »Ja? Gute Nacht, John.«
    Es knarzte, als sie sich im Bett umdrehte.
    Alles war bestens! Er hatte wie üblich Glück gehabt. Wie üblich – einen kurzen Moment lang ernüchterte ihn der Gedanke daran, wie oft er schon Glück gehabt hatte! Immer und immer wieder hatte es Situationen gegeben, da hatte er den Atem angehalten und gedacht: »Wenn das schief geht.« Aber es war nie schief gegangen! Und doch würde es das, eines Tages, ganz bestimmt.
    Er zog sich schnell aus und ging zu Bett. Drollig, was seine Tochter ihm geweissagt hatte. Und die Karte ist über deinem Kopf, die hat Macht über dich… Veronica! Ja, das hatte sie gehabt, und wie.
    »Aber jetzt nicht mehr, mein Kind«, dachte er, irgendwie wild befriedigt. »Das ist alles vorbei. Ich bin dich jetzt los!«

10
     
    J ohn kam am nächsten Morgen um zehn zum Frühstück herunter, das auf der Anrichte vorbereitet war. Gerda hatte sich ihres nach oben ans Bett bringen lassen, obwohl sie ein schlechtes Gewissen hatte, »Umstände« zu machen.
    Unsinn, hatte John ihr versichert. Leute wie die Angkatells hatten schließlich noch immer Butler und Dienstpersonal, da könnten sie die ruhig auch etwas tun lassen.
    Er hatte heute Morgen nur freundliche Gefühle gegenüber Gerda. Die ganze nervöse Gereiztheit, die ihn in letzter Zeit umgetrieben hatte, schien vorbei und weg zu sein.
    Sir Henry und Edward waren draußen beim Schießen, berichtete ihm Lady Angkatell. Sie hatte Gärtnerhandschuhe an und einen Korb dabei und war eigentlich auch draußen. Er unterhielt sich eine Weile mit ihr, bis Gudgeon mit einem Brief auf dem Serviertablett auf ihn zukam.
    »Das ist eben abgegeben worden, Sir.«
    John nahm den Brief mit hochgezogenen Augenbrauen entgegen. Veronica!
    Er ging damit in die Bibliothek und riss ihn auf.
     
    »Bitte komm heute Morgen zu mir. Ich muss dich sehen.
    Veronica.«
     
    Herrisch wie immer, dachte er. Er hatte gute Lust, nicht hinüberzugehen. Aber dann fand er es besser, die Sache hinter sich zu bringen. Und zwar gleich.
    Er nahm den Weg vor dem Bibliotheksfenster und kam vorbei am Schwimmbecken, von dem aus Wege in alle vier

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