Das Eulenhaus
auffahren.
Nach dem Hühnchen seufzte Midge auf. »Jetzt muss ich aber schnell zurück ins Geschäft. Die Pause ist vorbei.«
»Du machst heute eine anständig lange Pause beim Essen, und wenn ich nachher hingehen und den halben Laden aufkaufen muss!«
»Edward, du Lieber, du bist wirklich ganz süß.«
Sie aßen in Ruhe Crêpes Suzette, und dann brachte der Ober auch noch Kaffee.
»Du hast ›Ainswick‹ wirklich gern, nicht?«, fragte Edward sanft, während er den Zucker umrührte.
»Müssen wir unbedingt über ›Ainswick‹ reden? Ich bin nicht gestorben, obwohl ich nicht den Zug um Viertel nach zwei bestiegen habe, und mir ist durchaus klar, dass ich den um Viertel nach vier auch nicht nehme – aber schmier’s mir doch nicht noch aufs Butterbrot.«
Edward lächelte. »Nein, den um Viertel nach vier nehmen wir auch nicht, Midge. Aber ich bitte dich trotzdem, nach ›Ainswick‹ zu kommen. Und ich bitte dich, für immer zu kommen – das heißt, wenn du es mit mir aushältst.«
Sie starrte ihn über den Rand der Kaffeetasse an, dann setzte sie sie mit der einen Hand ab, die sie ruhig genug halten konnte. »Was meinst du wirklich damit, Edward?«
»Ich bitte dich, mich zu heiraten, Midge. Ich bin zwar bestimmt nicht die romantischste Partie. Ich bin ein öder Knochen, das weiß ich, und zu nicht viel nütze. Ich lese einfach Bücher und trödele herum. Aber auch wenn ich kein besonders aufregender Mensch bin – wir kennen uns so lange, und ›Ainswick‹ wäre, glaube ich, ein – ein Ausgleich. Ich glaube, du wärst glücklich in ›Ainswick‹, Midge. Kommst du?«
Midge schluckte ein paar Mal. »Aber ich dachte – Henrietta – « Dann stockte sie.
»Henrietta, ja«, antwortete Edward ganz gelassen und schlicht, »ich habe sie dreimal gebeten, mich zu heiraten. Sie hat jedes Mal abgelehnt. Henrietta weiß genau, was sie nicht will.«
Eine Weile herrschte Schweigen. Dann fragte Edward: »Also, Midge, meine Liebe, was sagst du?«
Midge sah zu ihm hoch. »Das kommt mir so unglaublich vor«, sagte sie mit leicht stockender Stimme, »als ob ich den Himmel auf dem Silbertablett serviert bekomme, im ›Berkeley‹!«
Edwards Gesicht hellte sich auf. Er legte ganz kurz seine Hand auf ihre. »Den Himmel auf dem Silbertablett«, wiederholte er, »also das ist ›Ainswick‹ für dich. Ach, Midge – ich bin so froh.«
Sie saßen noch eine Weile glücklich da. Edward zahlte und gab großzügig Trinkgeld. Das Restaurant leerte sich allmählich von Gästen.
Schließlich gab Midge sich einen Ruck. »Wir müssen los. Ich sollte auch lieber endlich zurück zu Madame Alfrege. Sie rechnet doch mit mir. Ich kann sie nicht einfach sitzenlassen.«
»Nein, ich finde auch, du solltest zu ihr gehen und kündigen, mündlich oder schriftlich, oder wie das sonst üblich ist. Aber arbeiten wirst du da nicht mehr. Das lasse ich nicht zu. Nur sollten wir vorher unbedingt noch in die Bond Street in einen der Läden gehen, wo sie Ringe verkaufen.«
»Ringe?«
»Das ist doch üblich, oder?«
Midge musste lachen.
Kurz danach beugten sich beide im gedämpften Licht eines Juweliergeschäfts über Schubkästen voller glitzernder Verlobungsringe, wohl wollend beäugt von einem diskreten Verkäufer.
Edward schob einen der samtbezogenen Kästen von sich. »Keine Smaragde.«
Henrietta im grünen Tweed… Henrietta in einem Abendkleid, das grün wie chinesische Jade ist…
Nein, keine Smaragde.
Midge schob den kleinen stechenden Schmerz im Herzen weg. »Such du einen aus«, sagte sie dann.
Edward beugte sich über den Kasten, der vor ihnen stand. Er nahm einen Ring mit einem einzelnen Diamanten heraus. Groß war der Stein nicht, aber er hatte ein wunderschönes Feuer. »Den hätte ich gern.«
Midge nickte. Es gefiel ihr sehr, wie Edward seinen untrüglichen, anspruchsvollen Geschmack zur Geltung brachte. Sie schob sich den Ring auf den Finger, während Edward und der Verkäufer beiseitetraten.
Edward schrieb einen Scheck über dreihundertzweiundvierzig Pfund aus und kam lächelnd zurück zu Midge.
»Und jetzt gehen wir zu Madame Alfrege und sind grob zu ihr.«
25
» A ch, Schatz, das freut mich ja so!« Lady Angkatell streckte Edward eine ihrer zerbrechlichen Hände entgegen und streichelte Midge zart mit der anderen.
»Das war völlig richtig, Edward, dass du sie aus diesem grässlichen Laden geholt und hierher gebracht hast. Natürlich wird sie solange hier wohnen und hier heiraten. In der St.-George’s-Kirche,
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