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Das Eulenhaus

Das Eulenhaus

Titel: Das Eulenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Zweige auseinander bog und etwas frei legte, das in die Büsche geworfen worden war. Er holte tief Luft beim Anblick von etwas Schwarzem, Stählernem.
    »Das ist tatsächlich der Revolver.«
    Einen ganz kurzen Moment lang musterte er Poirot skeptisch.
    »Nein, nein, mein Freund«, sagte Poirot, »ich habe nicht auf Dr. Christow geschossen, und ich habe auch nicht den Revolver in meiner eigenen Hecke versteckt.«
    »Selbstverständlich nicht, Monsieur Poirot! Entschuldigung! Nun, dann haben wir ihn ja. Sieht aus wie der, der in Sir Henrys Zimmer fehlt. Das kann man schnell anhand der Nummer überprüfen. Und dann wollen wir sehen, ob das die Waffe ist, mit der Christow erschossen wurde. Jetzt haben wir leichtes Spiel.«
    Unendlich vorsichtig und mithilfe eines Seidentaschentuchs befreite er den Revolver aus der Hecke.
    »Und zur Abwechslung hätten wir gern mal Fingerabdrücke. Ich habe ganz den Eindruck, dass sich unser Blatt endlich gewendet hat.«
    »Lassen Sie es mich wissen.«
    »Aber selbstverständlich, Monsieur Poirot. Ich rufe Sie an.«
     
    Er rief gleich zweimal an. Das erste Mal am selben Abend. Da jubilierte der Inspektor fast.
    »Sind Sie’s, Monsieur Poirot? Tja, hier sind die Meldungen: Es ist tatsächlich die Waffe. Die Waffe, die in Sir Henrys Sammlung fehlt, und die Waffe, die John Christow getötet hat! Das steht definitiv fest. Und ein paar gute Fingerabdrücke sind auch drauf. Vom Daumen, Zeigefinger und einem Stück Mittelfinger. Habe ich Ihnen nicht gesagt, das Blatt hat sich gewendet?«
    »Sie haben die Fingerabdrücke identifiziert?«
    »Noch nicht. Aber es sind mit Sicherheit nicht die von Mrs Christow. Ihre haben wir. Die hier sehen von der Größe her eher nach Mann aus als nach Frau. Ich will morgen raus zum ›Eulenhaus‹, sage mein Sprüchlein auf und nehme jedem die Fingerabdrücke ab. Und dann, Monsieur Poirot, wissen wir endlich, was Sache ist ! «
    »Das hoffe ich, ganz bestimmt!«, sagte Poirot höflich.
    Der zweite Anruf kam am nächsten Tag, und die Stimme klang gar nicht mehr nach Jubilieren. Grange machte keinen Hehl aus seinem Ingrimm.
    »Wollen Sie das Neueste wissen? Die Fingerabdrücke gehören zu niemandem, der mit diesem Fall zu tun hat! Basta. Weder zu Edward Angkatell noch zu David, noch zu Sir Henry! Sie sind auch nicht von Gerda Christow noch von der Savernake noch von unserer Veronica noch von ihrer Ladyschaft noch von der dunklen Kleinen! Sie sind nicht mal vom Küchenmädchen – geschweige denn irgendjemandem sonst vom Personal!«
    Poirot gab tröstende Laute von sich.
    Inspektor Grange erzählte traurig weiter. »Also sieht es jetzt wohl doch so aus, als wäre es jemand von außerhalb gewesen. Soll heißen, jemand, der einen Rochus auf Dr. Christow hat und von dem wir nichts wissen. Irgendein unsichtbarer und unhörbarer Täter, der den Revolver aus dem Zimmer geholt hat und nach dem Schuss einfach den Weg entlang zur Straße und weggegangen ist. Irgendjemand, der die Waffe in Ihre Hecke gesteckt und sich in Luft aufgelöst hat.«
    »Möchten Sie meine Fingerabdrücke auch, mein Freund?«
    »Ich hätte nichts dagegen! Es fällt ja doch auf, Monsieur Poirot, dass Sie am Ort des Geschehens waren und, wie man es auch dreht und wendet, bei Weitem der Verdächtigste in dem ganzen Fall sind!«

27
     
    D er Untersuchungsrichter räusperte sich und sah erwartungsvoll zum Sprecher der Geschworenen.
    Der sah auf das Blatt Papier, das er in der Hand hielt und las, während ihm vor lauter Erregung der Adamsapfel auf- und abhüpfte, laut und deutlich vor: »Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass der Tod des Verstorbenen durch vorsätzlichen Mord von einer oder mehreren unbekannten Personen erfolgte.«
    Poirot saß schweigend auf seinem Platz an der Wand und nickte. Ein anderes Urteil war nicht möglich.
    Die Angkatells blieben vor dem Gerichtsgebäude stehen, um mit Gerda und ihrer Schwester zu sprechen. Gerda trug dasselbe schwarze Kleid wie beim ersten Termin. Sie hatte auch denselben unglücklichen benommenen Ausdruck im Gesicht. Einen Daimler gab es diesmal jedoch nicht. Die Zugverbindungen seien, wie Elsie Patterson erläuterte, ja wirklich sehr gut. Mit dem Schnellzug bis Waterloo Station, und da bekamen sie mit Leichtigkeit den Zug nach Bexhill um zwanzig nach eins.
    Lady Angkatell hielt Gerdas Hand fest und murmelte: »Sie müssen sich unbedingt hin und wieder melden, meine Liebe. Sollen wir nicht mal irgendwann in London zusammen zu Mittag essen? Sie kommen doch

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