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Das Eulenhaus

Das Eulenhaus

Titel: Das Eulenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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aussehen.«
    Poirot fuhr leise zusammen. »Pferde, sagen Sie?«
    »Na ja, ein Pferd. Wenn Sie das Pferd nennen wollen! Wenn jemand ein Pferd modellieren will, wieso geht er nicht erst mal hin und guckt sich ein Pferd an!«
    »Ein Pferd«, wiederholte Poirot.
    Grange drehte sich zu ihm. »Was soll denn da so Interessantes dran sein, Monsieur Poirot? Ich komme da nicht mit.«
    »Reine Assoziation – ein Aspekt der Psychologie.«
    »Wortassoziationen, meinen Sie? So wie Pferd und Wagen? Schaukelpferd? Steckenpferd? Nein, da komme ich nicht mit. Na jedenfalls, nach ein paar Tagen packt Miss Savernake ihre Siebensachen und zieht wieder nach hier. Wissen Sie das eigentlich?«
    »Ja. Ich habe mich auch schon mit ihr unterhalten und sie im Wald spazieren gehen sehen.«
    »Unruhig ist sie. Tja, sie hatte ja nun eine echte Affäre mit dem Doktor, und dass der ›Henrietta‹ sagt, wenn er im Sterben liegt, ist beinahe eine Beschuldigung. Aber eben nur beinah, Monsieur Poirot.«
    »Ja«, sagte Poirot nachdenklich. »Nur beinah, nicht nah genug.«
    »Irgendetwas liegt hier in der Luft«, sagte Grange düster, »das macht einen ganz konfus! Als ob die alle irgendetwas wüssten. Lady Angkatell zum Beispiel – die hat bisher noch keine anständige Begründung geliefert, wieso sie an dem Tag eine Pistole mitnimmt. Das ist doch eine verrückte Entscheidung – manchmal glaube ich einfach, die ist verrückt.«
    Poirot schüttelte sehr sanft den Kopf. »Nein«, sagte er, »verrückt ist sie nicht.«
    »Dann dieser Edward Angkatell. Ich hatte gedacht, ich habe etwas gegen ihn in der Hand. Lady Angkatell hatte erzählt – nein, angedeutet –, dass er jahrelang in Miss Savernake verliebt war. Und jetzt stellt sich heraus, er hat sich mit der anderen jungen Dame verlobt – Miss Hardcastle. Und peng! Ist alles geplatzt, was gegen ihn spricht.«
    Poirot murmelte mitfühlend etwas Undeutliches.
    »Dann haben wir diesen jungen Burschen«, fuhr der Inspektor fort. »Über den hat Lady Angkatell auch etwas fallen lassen. Seine Mutter scheint in einer Anstalt gestorben zu sein – hatte wohl Verfolgungswahn, hat geglaubt, alle haben sich verschworen, sie umzubringen. Sie können sich denken, was das bedeuten könnte. Wenn der Junge etwas von dieser krankhaften Veranlagung geerbt hat, ist er womöglich in Bezug auf Dr. Christow auf dumme Gedanken gekommen – vielleicht hat er sich eingebildet, der Doktor will ihn für geisteskrank erklären. Obwohl Christow gar nicht die Art Arzt war. Nervöse Störungen des Magen-Darm-Traktes und Erkrankungen des Ober-, Ober-Irgendwas. Das war Christows Fachrichtung. Aber wenn der Junge ein bisschen gestört war, hätte er auf die Idee kommen können, Christow ist auch da, um ihn unter Beobachtung zu halten. Hat sehr eigenwillige Manieren, der junge Bursche, schreckhaft wie eine Katze.«
    Eine Weile saß Grange schweigend da. »Verstehen Sie, was ich meine?«, fragte er dann. »Lauter vage Verdachtsmomente, die nirgendwo hinführen.«
    Wieder fuhr Poirot leise zusammen und murmelte etwas vor sich hin. »Weg – nicht hin. Von etwas, nicht zu etwas. Nirgendwo statt irgendwo… Ja, natürlich, das muss es sein.«
    Grange starrte ihn an. »Die sind alle verschroben, diese Angkatells. Manchmal könnte ich schwören, die wissen alle genau Bescheid.«
    »Das tun sie auch.«
    »Sie meinen, die wissen, wer es getan hat? Alle?«, fragte der Inspektor ungläubig.
    Poirot nickte. »Ja, sie wissen es. Ich denke das schon seit geraumer Zeit. Und jetzt bin ich ziemlich sicher.«
    »Ah so.« Das Gesicht des Inspektors wurde grimmig. »Und behalten es alle für sich? Na warte, die kriege ich noch klein. Ich werde den Revolver finden.«
    Das war schon fast des Inspektors Erkennungsmelodie, überlegte Poirot.
    Grange fuhr erbittert fort. »Ich würde alles drum geben, es denen zu zeigen.«
    »Wem?«
    »Allen auf einmal! Mich an der Nase rumzuführen! Mir etwas einzuflüstern! Durchblicken zu lassen! Immer hilfsbereit zu meinen Leuten – hilfsbereit! Alles nur Hirngespinste und Luftblasen, nichts Greifbares. Was ich brauche, sind klare solide Tatsachen!«
    Hercule Poirot hatte seit einer Weile aus dem Fenster gesehen. Eine Unregelmäßigkeit in der Symmetrie seines Wohnsitzes hatte seinen Blick auf sich gezogen.
    »Sie brauchen eine solide Tatsache? Eh bien, wenn ich mich nicht sehr irre, befindet sich in der Hecke an meinem Tor eine solide Tatsache.«
    Sie gingen den Gartenweg entlang zum Tor, wo Grange sich hinkniete, die

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