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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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und Dancer über die Grenze nach Delphi verfolgt hatte. Han packte sein Amulett und spürte den fein gearbeiteten Schlangenstab. Er zischte in seiner feuchten Hand.
    »Ich lasse dich los, wenn du einen Tisch für uns hast«, sagte Micah und riss die Kellnerin näher zu sich heran. Das Tablett mit den Krügen fiel klirrend zu Boden und Bier spritzte ihr bis zur Taille hoch.
    Magie strömte durch Han und machte ihn schwindelig. Er schüttelte den Kopf in dem Versuch, einen klaren Gedanken zu fassen. Dann sprang er auf. Sein Stuhl fiel hinter ihm krachend um. »Hunts Alone! Warte!«, rief Dancer leise und eindringlich, aber Han achtete nicht auf ihn. Er stürzte sich durch die sich teilende Menge, bis er vor Micah und der Kellnerin stand.
    »Lass das Mädchen los, Bayar«, sagte er.
    Micahs verschwommener schwarzer Blick wanderte zunächst gleichgültig über ihn, ehe sich seine Augen schlagartig weiteten und sein Blick klarer wurde. Verblüffung breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er sah auf das Messer in Hans rechter Hand und dann wieder direkt in sein Gesicht.
    »Alister«, flüsterte er. »Aber … das ist unmöglich. Du bist kein … du kannst nicht …«
    »Bayar«, sagte Han. Er lächelte nicht. Wut rauschte wie Branntwein durch seine Adern. Er konnte Bayar zum Schweigen bringen, hier und jetzt. Es wäre nur zu leicht. Niemand hier würde ihn aufhalten. Und er würde längst weg sein, bevor sie irgendwie reagieren konnten. Der Trick bestand darin, dass man mit den Möchtegern-Helden Blickkontakt suchte und dann langsam wegging, während man sie fixierte, bis man draußen war, und dann …
    »Beim Blute des Dämons! Du verbrennst mich! Lass mich los!«, rief die Kellnerin und riss ihren Arm aus Micahs Griff. Sie stand da und blinzelte ihre Tränen zurück, während sie auf den Abdruck seiner Hand auf ihrem Unterarm starrte. Blasen bildeten sich.
    Micah wirkte ebenso überrascht wie sie. »Ich … das tut mir leid«, stammelte er. »Es war ein Unfall. Ich wollte nicht …«
    »Halt einfach den Mund«, unterbrach ihn Han. »Sie will das gar nicht hören. Ihr Bayars geht einfach zu gern auf die los, die sich nicht selbst verteidigen können. Wie Barmädchen und Lumpensammler und Lýtlings .«
    Seine Worte hallten laut durch die plötzliche Stille, und die entschuldigende Miene rutschte aus Micahs Gesicht. Miphis und Arkeda bauten sich rechts und links von ihm auf, hielten sich aber einen Schritt im Hintergrund.
    Sie werden für ihn nicht durchs Feuer gehen, dachte Han. Micah Bayar würde es als Streetlord nicht lange machen.
    Ein Wogen ging durch die Menge, als die Kellnerin sich umdrehte und sich den Weg zur Tür bahnte.
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, sagte Micah. Sein Blick wanderte zu der flüchtenden Bedienung und kehrte dann wieder zu Han zurück. »Ich wollte ihr nicht wehtun.«
    »Wieso versuchst du nicht, es mit mir statt mit ihr aufzunehmen?«, fragte Han herausfordernd und bewegte sein Messer langsam vor Micahs Gesicht hin und her. Es war der Trick eines Messerstechers. Mit der anderen Hand hielt er sein Amulett weiter fest, während die übrigen Gäste zurückwichen.
    »Hunts Alone.« Es war Dancers Stimme hinter ihm, leise und ruhig, als wollte er ihn nicht erschrecken. »Vergiss nicht, warum wir hier sind. Er ist es nicht wert.«
    Han ließ sein Amulett los, senkte aber nicht das Messer.
    »Bist du mir hierhergefolgt?«, fragte Micah. »Wenn das so ist, warne ich dich …«
    »Ich gehe hier zur Schule, genauso wie du«, antwortete Han.
    Micah blinzelte Han dümmlich an; der Alkohol verlangsamte sein Denken. »Du? Kannst du denn überhaupt lesen und schreiben? Sie können den Anspruch hier doch unmöglich so weit gesenkt haben.«
    »Na ja«, sagte Han. »Sie haben dich aufgenommen.«
    Micahs höhnisches Grinsen wich blanker Wut. »Du bist ein Dieb«, zischte er, und seine schwarzen Augen glitzerten. »Ein Dieb und ein Mörder. Wir haben dich überall in den Sieben Reichen gesucht.« Sein Blick blieb an Hans Amulett hängen, das über seinem Hemd baumelte. »Das Amulett gehört meiner Familie, und du hast es mir gestohlen. Gib es mir jetzt zurück.«
    Micah streckte die Hand nach dem Amulett aus. Han machte keinen Versuch, ihn aufzuhalten. Als Micah seine Hand darumlegte, schoss eine Flamme aus dem Zauberstück heraus, und Micah wich fluchend zurück. Er lutschte an seinen verbrannten Fingern. Er probierte es noch zwei weitere Male, und beide Male hielt ihn das Schlangenstab-Amulett davon ab,

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