Das Experiment
einem Händedruck zu besiegeln.
»Wir müssen noch ein bißchen hierbleiben, um das Haus zu vermessen«, sagte Mark.
»Gerne«, erwiderte Kim. »Von mir aus können Sie sofort loslegen. Die Möbel, die noch im Haus stehen, können Sie in die Garage neben dem Hauptgebäude bringen lassen. Sie ist nicht abgeschlossen.«
»Und wie sieht es mit dem Tor aus?« wollte George wissen.
»Am besten lassen wir es einfach offen«, schlug Kim vor.
Die Männer begannen mit ihrer Vermessung, und Kim ging. Aus etwa zwanzig Meter Entfernung blickte sie noch einmal zurück. Das Haus war wirklich ein Juwel. Spontan überlegte sie, in welcher Farbe sie die Schlafzimmer anstreichen sollte; mit Sicherheit würde es ihr Spaß machen, das Haus neu einzurichten. Während sie über weitere Details nachdachte, fiel ihr plötzlich wieder Elizabeth ein. Mit was für einem Gefühl hatte ihre Vorfahrin das Haus wohl zum ersten Mal gesehen, und wie mochtees ihr gegangen sein, als sie eingezogen war? Ob Elizabeth damals auch so aufgeregt gewesen war?
Kim ging noch einmal ins Haus zurück und teilte Mark und George mit, daß sie in der Burg zu erreichen sei, falls es irgend etwas zu besprechen gäbe.
»Im Augenblick sind wir ausreichend beschäftigt«, sagte Mark. »Aber morgen wird es bestimmt einiges zu besprechen geben. Unter welcher Telefonnummer können wir Sie erreichen?«
Kim gab den Männern ihre private Telefonnummer und die Nummer des Krankenhauses. Dann verließ sie das alte Haus, stieg in ihr Auto und fuhr zur Burg hinüber. Sie hatte so viel über Elizabeth nachdenken müssen, daß sie noch ein bißchen in den alten Papieren herumstöbern wollte.
Sie öffnete die Eingangstür und ließ sie einen Spaltbreit offenstehen, damit Mark oder George gegebenenfalls hereinkommen konnten. Drinnen wußte sie nicht, ob sie sich den Dachboden oder den Weinkeller vornehmen sollte. Als ihr dann einfiel, daß sie den Seefrachtbrief aus dem siebzehnten Jahrhundert im Weinkeller entdeckt hatte, entschied sie sich, dort weiterzusuchen.
Sie durchquerte den großen Salon und das Eßzimmer und öffnete die schwere Eichentür. Während sie die Kellertreppe hinabstieg, fiel die Tür plötzlich mit einem dumpfen Krachen hinter ihr zu.
Kim blieb stehen. Auf einmal kam es ihr unheimlich vor, sich ganz allein in diesem großen Haus aufzuhalten; mit Edward hatte sie keine Angst gehabt. Sie hörte leise, wie das Gebälk des Hauses in der Hitze knarrte und ächzte. Nervös drehte sie sich um und betrachtete die Kellertür. Plötzlich kroch eine irrationale Angst in ihr hoch. Wenn die Tür sich nicht mehr öffnen ließ und sie hier unten gefangen war?
»Das ist ja lächerlich«, sagte sie laut zu sich selbst. Doch so einfach bekam sie die Angst nicht in den Griff. Schließlich ging sie wieder hinauf und lehnte sich gegen die Tür, die ohne Probleme aufging. Erleichtert ließ Kim sie wieder zufallen.
Sie stieg erneut in den düsteren Weinkeller hinab und rügte sich wegen ihrer wilden Phantasie. Um sich zu beruhigen, summte sie vor sich hin, doch es half nichts: Sosehr sie sich auch bemühte – der Keller war ihr unheimlich. Hinzu kam, daß das riesige Haus erdrückend wirkte; der schwere Geruch, der inder Luft hing, bereitete ihr regelrechte Schwierigkeiten beim Atmen. Und das stetige Ächzen des Gebälks tat ein übriges.
Kim zwang sich mit aller Kraft, ihre Angst zu verdrängen. Immer noch die gleiche Melodie summend, betrat sie schließlich die Zelle, in der ihr der Seefrachtbrief aus dem siebzehnten Jahrhundert in die Hände gefallen war. Da sie die Schublade, in der sie das Dokument entdeckt hatte, bei ihrem letzten Besuch bereits gründlich durchstöbert hatte, begann sie jetzt, den Rest des Aktenschrankes umzukrempeln.
Doch ihr wurde ziemlich schnell klar, daß es sehr lange dauern würde, wenn sie wirklich alle Dokumente der Stewarts sichten wollte. Schließlich hatte sie es nicht mit einem, sondern mit unzähligen Aktenschränken zu tun. Jede Schublade war vollgestopft mit Papieren, und sie wollte gewissenhaft jedes einzelne Dokument unter die Lupe nehmen. Die meisten Papiere waren handgeschrieben und schwer lesbar. Auf anderen konnte Kim nirgends ein Datum entdecken. Und dann kam noch hinzu, daß der fackelähnliche Wandleuchter kaum Licht spendete. Kim beschloß, bei ihrem nächsten Ausflug in den Keller eine ordentliche Lampe mitzubringen.
Nachdem sie eine weitere Schublade durchforstet hatte, gab sie auf. Die Papiere, die datiert waren,
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