Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Experiment Angel - Maximum Ride ; 1

Das Experiment Angel - Maximum Ride ; 1

Titel: Das Experiment Angel - Maximum Ride ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
näherte sich im Flug den Habichten, die sie zu tolerieren schienen. Solange sie nicht an Angel oder Max dachte, war alles okay.
    Am Abend lag Nudge auf dem Bauch, die Flügel flach ausgebreitet, und beobachtete die Habichteltern, wie sie ihre Brut putzten. Sie waren so liebevoll, so behutsam. Diese wilden, starken Vögel glätteten vorsichtig den weißen Flaum, fütterten die Jungen und halfen ihnen, das Nest zu verlassen und zu fliegen.
    Sie hatte einen Kloß im Hals. Sie schniefte.
    »Was?«, fragte Fang.
    »Diese Vögel«, antwortete Nudge und wischte sich die Augen. Sie kam sich blöd vor. »Diese blöden Habichte haben eine Mutter, und ich hab keine. Die Eltern kümmern sich um die Kleinen. Für mich hat das niemand gemacht. Na ja, außer Max. Aber sie ist keine Mama.«
    »Ja, kapiert.« Fang schaute sie nicht an. Seine Stimme klang beinahe traurig.
    Die Sonne ging unter, und die Habichte setzten sich in ihre Nester. Endlich verstummte auch die freche Brut. Nachdem es eine Stunde dunkel war, schob sich Fang näher an Nudge heran und streckte ihr die linke Hand zur Faust geballt entgegen. Nudge schaute ihn an und legte ihre linke Faust auf seine. Das tat der Schwarm immer vor dem Schlafen.
    Allerdings hatten sie es gestern Abend nicht getan, als sie in der Hütte eingeschlafen waren. Und jetzt waren sie nur zu zweit.
    Nudge tippte mit der rechten Hand auf seine Faust und er auf ihre.
    »Gute Nacht«, flüsterte sie. Sie hatte das Gefühl, als habe man ihr alles, woran ihr lag, entrissen. Stumm rollte sie sich an der Höhlenwand zusammen.
    »Gute Nacht, Nudge«, flüsterte Fang.
    26 O Mann. Das war wirklich nicht der beste Tag, den ich je erlebt habe. Meine Schulter blutete immer noch ein bisschen, obwohl ich seit Stunden draufdrückte. Jedes Mal wenn ich mich bewegte, drang warmes Blut durch meine Finger.
    Ich hatte die Burschen mit den Gewehren nicht mehr gesehen, aber ich hatte sie ab und zu gehört. Ich hatte mich in einem großen Halbkreis nach Norden vorgearbeitet und mich bemüht, eine möglichst irreführende Spur zu hinterlassen, falls mir jemand folgte. Jedes Mal, wenn ich sie hörte, blieb ich endlose Minuten lang wie angewurzelt stehen und versuchte, mich in den Büschen zu verbergen.
    Verkrampft und steif machte ich mich wieder auf den Weg. Für den Fall, dass sie Hunde mitgebracht hatten, durchquerte ich mindestens vier Mal einen Fluss. Und das kann ich dir sagen: Es ist kein Vergnügen, auf mit Moos bedeckten Steinen in eiskaltem Wasser das Gleichgewicht zu halten, vor allem mit einer verletzten Schulter. Ehrlich, das ist kein Picknick.
    Ich betastete meine Schulter und den Flügel. Soweit ich fühlen konnte, war es nur ein Streifschuss, der Fleisch herausgerissen hatte, die Kugel steckte nicht drin. Aber wie auch immer – ich konnte meinen Arm und meinen Flügel nicht gebrauchen, und sie schmerzten furchtbar.
    Es wurde spät. Angel war mehrere Stunden weit entfernt und machte Gott weiß welchen Horror durch. Gewiss fragte sie sich, wo ich blieb. Ich presste die Lippen zusammen und bemühte mich, nicht zu weinen. Ich konnte nicht fliegen und konnte auch Fang und Nudge nicht erreichen, die inzwischen bestimmt stinksauer auf mich waren. Ich konnte sie ja nicht einfach über Handy anrufen.
    Die Situation war total beschissen, und das war alles meine Schuld, was das Ganze noch beschissener machte.
    Und dann fing es noch an zu regnen – zu schütten.
    Ich suchte mir einen Weg durch den nassen Wald, nasses Gebüsch, über nassen roten Lehmboden. Ich wischte mir das Wasser aus den Augen. Mir war kalt. Ich fühlte mich hundeelend, hatte Hunger und war unglaublich wütend auf mich.
    Von den Burschen hatte ich schon längere Zeit nichts mehr gehört – wahrscheinlich waren sie nach Hause gegangen, raus aus dem Regen .
    Eine Minute später blinzelte ich. Vor mir waren Lichter.
    Wenn es ein Laden oder ein Schuppen war, konnte ich warten, bis alle weg waren, und mich dort über Nacht verkriechen. Bald war ich auf knapp zehn Meter dran. Ich hockte in der Dunkelheit und spähte durch die tropfenden Bäume. Es war ein Haus.
    Am Fenster ging eine Gestalt vorbei. Ich zog die Brauen hoch. Es war dieses Mädchen, Ella. Offenbar war das ihr Haus.
    Ich biss mir auf die Lippe. Gewiss lebte sie hier mit liebevollen Eltern und ihren 1,6 Geschwistern. Wie schön für sie. Na ja, ich war froh, dass sie sicher heimgekommen war. Trotz allem, ich hätte mir nie verziehen, wenn ich zugelassen hätte, dass diese

Weitere Kostenlose Bücher