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Das falsche Opfer

Das falsche Opfer

Titel: Das falsche Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Stimme, »meinen Sie nicht, daß es
reicht, wenn Sie sich um Samuel Forde kümmern?«
    »Es tut mir leid, daß Ihnen das
nicht gestern im Büro des Sheriffs eingefallen ist, Mr. Irving«, sagte ich
bedauernd.
    »Mir auch.« Seine Stimme
drückte äußerste Toleranz gegenüber seinen eigenen Schwächen aus. »Ich glaube,
ich war in diesem Augenblick zu erregt, um klar denken zu können.«
    »Ich dachte, Sie wären
vielleicht zu sehr damit beschäftigt gewesen, Sally Kramers guten Namen und Ruf
zu schützen, so daß Sie gar keine Gelegenheit hatten, an etwas anderes zu
denken«, sagte ich mit milder Stimme.
    Er blinzelte ein wenig, beugte
sich dann auf seinem Stuhl vor und stützte wieder die Ellbogen auf den
Schreibtisch. »Wie bitte, Lieutenant?«
    »Soviel ich gehört habe,
bedeutet Ihnen Sally Kramer weit mehr als nur die Frau eines Klienten«, sagte
ich träge. »Wesentlich mehr, vor allem wenn Sie beide auf der hinteren Terrasse
von Kramers Haus zusammentreffen.«
    Die Farbe seines Gesichts veränderte
sich rapide von einem teigigen Weiß in ein helles Rosarot. »Was?« keuchte er
mit erstickter Stimme. »Wagen Sie zu behaupten...?«
    »Ich behaupte gar nichts«,
sagte ich kalt. »Es hat dafür eine Zeugin gegeben, das Maskottchen der Flieger
— Angel. Sie erinnern sich bestimmt an sie, weil das jeder Mann tun würde,
selbst Sie. Sie hat mir erzählt und sie würde, wenn erforderlich, auch
bezeugen, mehr als genug gesehen zu haben, um davon überzeugt zu sein, daß die
Beziehungen zwischen Ihnen und Sally Kramer kaum als platonisch bezeichnet
werden können, selbst bei der weitesten Auslegung dieses Begriffs.«
    Als ich geendet hatte, schienen
mir meine Worte gleichsam unmittelbar vor meinem Mund in der Luft zu hängen.
    Zum Teufel, dachte ich, Irving
bringt mich dazu, genau auf seine Weise daherzuquatschen .
Wenn ich nicht aufpaßte , würde ich mich dabei
ertappen, noch zwei Stunden, nachdem das Mädchen draußen verzweifelt aufgegeben
hatte und nach Hause gegangen war, dazusitzen und zur Sache zu reden.
    »Aber — aber...« Er bewegte
hilflos den Mund und versuchte verzweifelt, mit irgend etwas Positivem aufzuwarten, ohne auch nur annähernd einen Gedanken fassen zu können.
    »Was nun die Motive anbelangt«,
fuhr ich barsch fort, »— wenn fünfzigtausend Dollar ein starkes Motiv für Forde bilden, Mitch Kramer umzubringen, wie stark ist dann
das Motiv für dessen Frau, um seines Geldes willen einen Mordversuch zu
unternehmen?«
    Der Kirchturm brach plötzlich
in sich zusammen wie unter einem Erdbeben, als seine zitternden Fingerspitzen
ihren Kontakt miteinander verloren.
    »Sie können doch nicht im Ernst
glauben, daß Sally bei dem Versuch, ihren Mann zu ermorden, Hoffner umgebracht hat?« flüsterte er.
    »Warum nicht?« sagte ich
sachlich. »Sie hatte zwei Motive dafür — sie würde all sein Geld erben und Sie
hinterher heiraten können.« Ich machte eine kurze Pause, bevor ich in
wegwerfendem Ton fortfuhr: »Wenn Sie eine Heirat überhaupt in Betracht zogen,
natürlich.«
    »Lieutenant!« Er zog ein
jungfräulich weißes Taschentuch aus der Brusttasche und betupfte sich
sorgfältig damit die Stirn. »Ich bin bereit, zuzugeben, daß ich auf der
Terrasse draußen — nun — mich, was Sally anbelangt, etwas indiskret verhalten
habe, aber — das müssen Sie glauben — ich wurde nur vorübergehend von meinen
Gefühlen mitgerissen.«
    »Das hätte ich sehen mögen«,
sagte ich versonnen. »Wenn Sie von ihren Gefühlen mitgerissen werden, muß das
ähnlich sein, wie wenn man einen Stein ins Wasser wirft und er zieht nicht die
geringsten Kreise, darauf gehe ich jede Wette ein.«
    »Ich wiederhole«, seine Stimme
wurde etwas schärfer, offenbar hatte ihn meine Stichelei doch ein wenig
getroffen, »daß der Gedanke, Sally Kramer könnte einen Mordversuch an ihrem
Mann begangen haben, völlig absurd ist.«
    »Okay«, sagte ich, in diesem
Punkt nachgebend. »Dann gibt es da noch eine Alternative.«
    »Noch eine Alternative?«
wiederholte er mit so sorgfältiger Betonung, als unterrichtete ich ihn in einer
völlig neuen Sprache.
    »Natürlich — Sie!« knurrte ich
ihn an. »All die Jahre über haben Sie Kramers Vermögen verwaltet, haben ihn
immer reicher gemacht und konnten ihn während der ganzen Zeit nicht ausstehen.
Zudem waren Sie in besagter Weise hinter seiner Frau her. Was für ein schönes
zweifaches Motiv doch auch Sie haben! Kramer tot, seine Frau erbt das gesamte
Vermögen, Sie heiraten seine

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