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Das Fest der Schlangen

Das Fest der Schlangen

Titel: Das Fest der Schlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Dobyns
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trotzdem erzählen. Vor allem fragte er sich, was sie hier suchte, warum sie mit ihm sprechen wollte und was für einen Gefallen sie dafür erwartete. Falls sie einen erwartete, würde sie eine Enttäuschung erleben.
    Jill erzählte von der Party im Wald, und dass Peggy nicht habe sagen wollen, wer sie dazu eingeladen und wer sie hingefahren habe. Sie habe von der Musik erzählt – Flöten und Trommeln –, vom Tanzen und von etwas, das Rauschgift gewesen sein müsse, denn Alkohol sei nicht im Spiel gewesen. Zeitweilig habe man ihr die Augen verbunden, und sie wisse nicht, wie viele Leute da gewesen seien. Vielleicht zwanzig. Manche hätten Masken, alle hätten Mäntel getragen. Sie habe niemanden erkannt und auch die Freunde nicht gesehen, auf die sie gehofft hatte. Das einzige Licht sei von einem großen Feuer gekommen.
    Irgendwann habe Peggy begriffen, dass sie der Grund für die ganze Festlichkeit war. Wahrscheinlich sei es passiert, »als ich gefickt wurde«, hatte Peggy gemeint. Die Leute hätten einen Kreis um sie herum gebildet, und das Ficken habe sie weniger gestört als die Zuschauer. Ging’s etwa im Leben nicht immer nur ums Ficken? Der Mann habe sie weder sanft noch grob behandelt – es sei einfach ein unerbetener, unpersönlicher Fick gewesen.
    Einiges davon, erkannte Woody, hatte Peggy nicht erzählt, als sie mit Bobby Anderson gesprochen hatte.
    Das andere, das Peggy nicht gefallen habe, sei die Maske gewesen, die der Mann getragen hatte, eine Totenkopfmaske. Die habe sie »unheimlich« gefunden.
    Woody sprach die Geschichte mit Jill noch einmal durch. Es gab da ein Detail, von dem Bobby auch nichts gewusst hatte.
    »Peggy hat gesagt, sie musste durch Wasser gehen, das etwa knietief war. Sie konnte nichts sehen, aber zwei oder drei Leute haben ihre Hände gehalten. Der Grund, über den sie ging, war hart, doch es kam ihr nicht vor wie Stein, sondern nachgiebig und federnd. Sie war nicht sicher, wie lang die Strecke war, die sie so gegangen ist – vielleicht fünfzehn Meter.«
    Als Woody sich vergewissert hatte, dass Jill von Peggys Geschichte nichts weiter zu erzählen hatte, fragte er: »Warum sagen Sie mir das?«
    Jill war verlegen. »Ich fand nicht, dass ich einen Bericht darüber schreiben sollte. Ich meine, die Leute würden doch ins Schleudern geraten. Ein Mädchen vergewaltigt, bei irgendeinem furchtbaren Ritual? Sie hat ja schon gesagt, es erinnere sie an Rosemary’s Baby , und das hier hörte sich genauso an. Das ist reine Hexerei. Ich schreibe nicht über Hexerei. Ehrlich gesagt, ich weiß nicht mehr, worüber ich eigentlich schreibe.«
    Woody musterte sie einen Moment lang. »Und Sie haben ihr geglaubt?«
    »Weitgehend. Ich meine, die Details klangen wahrheitsgemäß: der Gang durch das Wasser und vielleicht auch die Totenkopfmaske. Der Rest klang nach schlichtem Horrorkram, aber das heißt nicht, dass es nicht stattgefunden hat. Ob ich es für wahr oder unwahr halte, ist nicht der Grund, warum ich nicht darüber schreiben will. Ich will nur nicht zu einer Massenhysterie beitragen. Die Leute kriegen ja jetzt schon Anfälle wegen der Schlange und der Skalpierung.«
    »Und was gedenken Sie zu tun?« Ihr Geständnis überraschte ihn, und es glich seinen Ärger über Balfour ein wenig aus. Vielleicht war sie doch ein Mensch und kein Problem.
    »Ich weiß es nicht genau. Ich kann nicht einfach das schreiben, was die Polizei mir sagt.« Jill lachte. »Ich habe schon daran gedacht, auszusteigen. Hier ist etwas Scheußliches im Gange, und ich will den Menschen keine Angst einjagen. Vielleicht schreibe ich darüber, wenn alles vorbei ist. Falls ich dann noch einen Job habe. Vielleicht schreibe ich auch über Dinge, die nicht unmittelbar damit zu tun haben. Die beiden Jungs gestern haben mir gefallen, Hercel und Baldo, auch wenn Sie glauben, ich hätte sie gekidnappt. Ich könnte über Hercels Dad schreiben und dass er ihm die Schlange geschenkt hat. Das scheint mir nicht allzu gefährlich zu sein.«
    Woody hatte ein schwieriges Verhältnis zur Aufrichtigkeit – das heißt, zu der anderer Leute. Er neigte dazu, ihr zu misstrauen. Sie machte ihn verlegen. Erwartete man von ihm, dass er genauso aufrichtig reagierte? Nachdem Jill ihm offenbart hatte, wie ambivalent sie ihrem Job gegenüberstand, fühlte er sich plötzlich bereit, ihr zu sagen, ihm gefalle es, wie ihr blondes Haar das Gesicht umrahmte. Woher kam denn dieser idiotische Einfall? Bevor er sich zum Narren machen konnte, kam zum Glück

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