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Das Fest

Titel: Das Fest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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freudiger Erwartung einer zauberhaften Reise ins Paradies.
    Nora legte den Hörer auf und ging in die Küche. Bald darauf wurden in einem fort Schubladen aufgezogen und wieder zugeknallt.
    Luther starrte weiterhin seine farbenfrohen Shorts an. Jetzt konnte er sie kaum noch ertragen. Die Kreuzfahrt, die Strände, die Inseln, das warme Meer, die opulenten Mahlzeiten — alles vorbei.
    Wie konnte es sein, dass ein einziger Anruf so viel veränderte?
13
    L uther schlurfte langsam in die Küche, wo seine Frau bereits am Tisch saß und Listen aufstellte. »Können wir nicht erst einmal darüber reden?«, bat er.
    »Worüber denn, Luther?«, schnappte sie.
    »Wir sollten ihr einfach die Wahrheit sagen.«
    »Noch so eine blöde Idee.«
    »Die Wahrheit ist immer das Beste.«
    Nora hörte auf zu schreiben und starrte ihn wütend an. »Jetzt sage ich dir mal die Wahrheit, Luther: Uns bleiben weniger als sieben Stunden, um dieses Haus für Weihnachten herzurichten.«
    »Sie hätte früher anrufen sollen.«
    »Nein, sie ist eben davon ausgegangen, dass wir wie immer hier feiern, mit Weihnachtsbaum, Geschenken und einer Party. Wie soll sie denn auch auf den Gedanken kommen, dass zwei ansonsten vernünftige Erwachsene Weihnachten einfach ausfallen lassen und stattdessen eine Kreuzfahrt machen wollen?«
    »Vielleicht können wir ja trotzdem noch fahren.«
    »Vergiss es, Luther! Sie bringt ihren Verlobten mit nach Hause. Oder ist dir das entgangen? Ich bin sicher, dass die beiden mindestens eine Woche bleiben werden. Zumindest hoffe ich es. Vergiss die Kreuzfahrt. Im Augenblick hast du weitaus größere Probleme.«
    »Ich stelle Frosty nicht auf.«
    »O doch! Und eines sage ich dir: Blair wird niemals etwas von der Kreuzfahrt erfahren, verstanden? Wenn sie wüsste, dass wir so etwas geplant haben und sie uns dazwischengekommen ist, wäre sie untröstlich. Hast du mich verstanden, Luther?«
    »Jawohl, gnädige Frau.«
    Sie schob ihm ein Blatt Papier hin. »Unser Programm sieht folgendermaßen aus, mein Junge: Du fährst los und kaufst einen Baum. Ich hole die Lichterketten und Dekorationen vom Dachboden. Während du den Baum schmückst, durchkämme ich die Geschäfte nach etwas Essbarem für die Party.«
    »Wer soll denn zu dieser Party kommen?«
    »So weit bin ich noch nicht. Jetzt beweg dich. Und zieh dich bloß um, du siehst absolut lächerlich aus!«
    »Sind Peruaner nicht dunkelhäutig?«, fragte er.
    Nora erstarrte für eine Sekunde. Sie und Luther warfen sich einen Blick zu und sahen dann betreten zu Boden. »Das macht jetzt wohl auch nichts mehr aus«, sagte sie.
    »Sie wird ihn doch nicht wirklich heiraten, oder?«, stieß Luther ungläubig hervor.
    »Über die Hochzeit können wir uns Gedanken machen, wenn wir Weihnachten überlebt haben.«
    * * *
    Luther stürzte zu seinem Wagen, startete den Motor, setzte im Rückwärtsgang die Auffahrt hinunter und raste davon. Wegfahren war einfach. Zurückkommen — das würde der unangenehme Teil werden.
    Schon kurz darauf stockte der Verkehr, und während Luther in der Blechlawine festsaß, regte er sich auf und wütete und fluchte. Tausend Gedanken schossen durch sein überstrapaziertes Gehirn. Vor einer Stunde hatte er noch den friedlichen Morgen genossen, seine dritte Tasse Kaffee getrunken und so weiter und so weiter. Und nun war er lediglich ein weiterer Verlierer, der im Stau stand, während ihm die Zeit davonlief.
    Auf dem Parkplatz eines Supermarkts bot eine Pfadfindergruppe Weihnachtsbäume an. Luther brachte den Wagen schleudernd zum Stehen und sprang hinaus. Auf dem Platz befand sich genau noch ein Pfadfinder, ein Gruppenführer und ein Baum. Das Geschäft schien für dieses Jahr so gut wie gelaufen zu sein.
    »Fröhliche Weihnachten, Mr. Krank!«, rief der Gruppenführer, der Luther irgendwie bekannt vorkam. »Joe Scanion ist mein Name. Vor ein paar Wochen habe ich mit einem Baum vor Ihrem Haus gestanden.«
    Luther hörte ihm zu, glotzte gleichzeitig jedoch den letzten Baum an, eine verwachsene, dürre Krüppelkiefer, die aus guten Gründen bisher keinen Käufer gefunden hatte. »Ich nehme ihn«, sagte Luther und zeigte auf das Gestrüpp.
    »Wirklich?«
    »Sicher. Wie viel?«
    An dem Transporter lehnte ein handgeschriebenes Schild, das verschiedene Preise auflistete. Im Laufe der Tage war der Preis für einen Baum von anfangs 75 Dollar bis auf 15 Dollar gefallen. Alle Ziffern, auch die 15, waren durchgestrichen.
    Scanion zögerte und erwiderte dann: »Fünfundsiebzig

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