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Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ole Kristiansen
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günstiger Zeitpunkt, sie einfach verschwinden zu lassen. Sie beschleunigte ihre Schritte, kam an der Haustür an und suchte nach einer Klingel. Die gab es nicht, aber dafür eine große grünspanüberzogene Glocke, die sie kräftig läutete. Die Ziegen verfielen über so viel Lärm sofort in protestierendes Gemecker.
    Katja hörte erst endlos lange nichts, dann ein lautes Fluchen und schwere Schritte hinter der Tür, die schließlich schwungvoll aufgerissen wurde. »Ist Holland in Not?«, blaffte ein wahrer Kleiderschrank von Mann, der außer einem Handtuch um die Hüften und einem Anhänger in Form eines gezackten Sterns nichts an seinem haarigen Leib trug. Sein langes Haar klebte ihm dunkel und nass am Schädel bis zu den breiten Schultern hinab, die über und über mit Schuppen wie von einem Drachen tätowiert waren.
    Katja machte einen Schritt zurück.
    »He, nicht erschrecken.« Der Mann schien sich seiner Wirkung bewusst zu werden und hob beschwichtigend den rechten Arm, während er mit der Linken weiter sein Handtuch festhielt. »Ich stand nur unter der Dusche.« Er deutete auf das sonderbare Zelt. »Ich komme gerade aus der Schwitzhütte.«
    »Schwitzhütte.« Katja entspannte sich ein bisschen. Das klang skurril, aber irgendwie harmlos. Nach Sauna und Kräuteraufguss. Bernd war ein leidenschaftlicher Saunagänger, weil das angeblich toll für den Kreislauf war. Sie fand es schlicht und ergreifend nur furchtbar heiß. Für den Mannvor ihr war es wohl Teil eines ausgedehnteren Gesamtprogramms für seine Fitness. Er hatte kein Gramm Fett an sich. Im Gegenteil: Über den Rand des Handtuchs lugten die Wölbungen eines beeindruckenden Sixpacks hervor. Überhaupt galt er sicher unter solchen Frauen, die auf Liebesromane mit gestählten Wikingern oder Schotten oder Vampiren oder schottischen Vampirwikingern auf dem Cover abfuhren, eindeutig als Traummann, dem man bereitwillig in jede noch so stickige Schwitzhütte gefolgt wäre. Ihr Fall war das zwar nicht, aber er besaß eine schier überwältigende physische Präsenz. Sie stellte verblüfft fest, dass sie ihn seit einigen Sekunden schweigend anstarrte. »Mein Name ist Katja Jakobs«, sagte sie rasch. »Ich bin Journalistin und recherchiere für einen Artikel. Sie wurden mir als Experte in Sachen Neuheidentum empfohlen, Herr Lüdersen.«
    »Ach? Wirklich?«
    Er musterte sie neugierig, und sie stellte fest, dass seine Naturburschenschönheit einen kleinen Makel aufwies: Er schielte auf dem rechten Auge. Die Pupille saß nicht in der Mitte, sondern war ein ganzes Stück zum Augenwinkel hin verschoben. Verflucht, sie starrte ihn schon wieder an! »Ich hätte da einige Fragen zur genauen Bedeutung von Runen.«
    »Ich werfe mir schnell etwas über, ja?«, schlug er vor.
    »Nur zu«, ermunterte sie ihn. Ihrer Konzentration würde es nicht schaden, wenn er nicht mehr halbnackt vor ihr stand.
    Er drehte sich um und schloss die Tür hinter sich bis auf einen Spalt.
    »Und Entschuldigung für die Störung!«, rief sie ihm hinterher.
    Er brauchte nicht lange zum Anziehen. Bei seiner Rückkehr trug er ein weites Leinenhemd, das verdächtig selbstgeschneidert aussah, und eine dunkle Lederhose. Das Haar hatte er sich mit einem Wollfaden zusammengebunden. Barfuß war er allerdings noch immer.
    »Ich mag Ihren Hof«, empfing ihn Katja, da ein Kompliment zum Einstieg nie schaden konnte.
    »Danke.«
    »Bewirtschaften Sie ihn ganz allein?«
    »Ja.«
    »Klingt nach einer …« Katja unterbrach sich, weil ihr beinahe ein unpassendes »Heidenarbeit« herausgeplatzt wäre. »Nach einer Menge Arbeit.«
    »Das stört mich nicht«, winkte er ab. »Ich habe mich in den letzten zwanzig Jahren daran gewöhnt.«
    »Zwanzig Jahre?«, stutzte Katja, registrierte dann aber zwei Dinge: Zum einen wies sein Hals tatsächlich die feinen Fältchen eines Menschen auf, der die Vierzig schon überschritten hatte. »Altersringe« nannte ihre Mutter sie manchmal scherzhaft. Zum anderen war sein rechtes Auge recht eigenwillig, denn nun war die Pupille da, wo sie sein sollte.
    »Was ist?«, fragte er interessiert.
    »Nichts. Ich hätte Sie nur jünger geschätzt.«
    »Ja, das Landleben hält jung.« Er rieb sich über den beneidenswert flachen Bauch. »Aber es gab auch aufregende Zeiten. Ich komme ursprünglich aus Hamburg. Bin da in meiner rebellischen Phase in der Hausbesetzerszene rumgedümpelt. Irgendwann bin ich mit ein paar Leuten raus aus der Stadt. Das wurde uns alles zu stressig. Mit den Bullen und

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