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Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ole Kristiansen
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dem Steinewerfen. Wir sind in eine Kommune im Wendland. Den anderen ging es ums Aussteigen und um den Widerstand gegen die Atomlobby. Gorleben, Sie wissen schon.«
    Katja wollte ihn nicht bremsen, wo er doch so schön ins Plaudern geraten war. Je mehr sie ihm das Gefühl vermittelte, ihn nicht ausschließlich als eine Art lebendes Lexikon für Runenkunde zu betrachten, desto besser standen die Chancen, dass er sich gleich besonders viel Mühe geben würde, ihre wirklich drängenden Fragen zu beantworten. »Und Ihnen?«
    »Hm?«
    »Worum ging es Ihnen dabei? Bei der Kommune.«
    »Oh, mir ging es am Anfang um den Sex«, sagte er grinsend. »Nicht, dass jede Nacht wilde Orgien gefeiert worden wären, aber es herrschte schon eine entspannte Atmosphäre. Wenn nicht gerade politisiert und das Schweinesystem verdammt wurde. Da bin ich übrigens auch zum ersten Mal mit Ásatrú in Kontakt gekommen. Über eine andere Gruppe zwei Höfe weiter. Sie hatten uns zu ihrem Sommersonnwendfest eingeladen. Gute Zeiten. Oh, Verzeihung. Ásatrú sagt Ihnen was?«
    Sie nickte. »Der Glaube an die Götter aus den nordischen und germanischen Sagen und Legenden.«
    »So ungefähr«, sagte er. »Tja, und dann wurde aus Spaß nach und nach Ernst, und ich habe angefangen, mich intensiver mit dem alten Glauben zu beschäftigen. Da war es dann nur noch ein kleiner Schritt, mein eigenes Ding machen zu wollen. Ich habe was von meiner Tante geerbt und diesen Hof gekauft. Ganz bewusst hier in der Gegend. Um dem AKW was entgegenzusetzen. Um allen zu zeigen, dass man sehr gut von der Natur leben kann, ohne sie dabei zu zerstören. Was schauen Sie so?«
    Katja lächelte. »Wenn Sie das so erzählen, hört sich das alles so normal an.«
    »Was ist Ihrer Meinung nach daran denn nicht normal?«, fragte er spöttisch.
    »Na ja …« Sie runzelte die Stirn. Meinte er das ernst? »Sie werden doch nicht leugnen, dass die meisten Leute Sie und Ihre Vorstellungen eher für … sagen wir mal … ausgefallen halten?«
    »Das interessiert mich nicht«, sagte Lüdersen mit einer gewissen Belustigung. »Erstens gibt es mehr von uns, als die meisten denken. Viele, die dem alten Glauben anhängen, machen nur nicht so eine große Sache daraus. Gerade im Osten. Trotz DDR. In Meckpomm gibt es Dörfer, wo Sie nie vermuten würden, dass dort die Praktiken aus der Zeit unserer Vorfahren noch sehr lebendig sind. Wo bis heute in bestimmtenFamilien uraltes Wissen weitergegeben wird, damit die Rituale nicht aussterben.«
    »Und zweitens?«, erinnerte ihn Katja daran, dass er noch einen anderen Punkt hatte anbringen wollen.
    »Zweitens ist es aus meiner Sicht genauso ausgefallen oder exotisch oder verrückt, Christ zu sein.« Er zog eine skeptische Miene. »Zu glauben, dass jemand nach drei Tagen in der Gruft von den Toten aufersteht. Dass eine Oblate sich beim Essen in das Fleisch eines gekreuzigten Gottes verwandelt. Wo ist da der Unterschied zu dem, was ich glaube?«
    Wenn er darauf abgezielt hatte, mit seinen Vergleichen Katjas religiöse Gefühle zu verletzen, war er kläglich gescheitert. Er hatte ihr jedoch die Option verschafft, das Gespräch in eine Richtung zu lenken, die näher an ihrem Ziel lag. »Und woran glauben Sie?«
    »Ich koche es mal für Sie runter«, kündigte Lüdersen in gönnerhaftem Ton an. »Die Einzelheiten würden Sie wahrscheinlich nur verwirren. Wir Ásatrú glauben, dass alle Vorgänge in der Welt von zwei widerstreitenden Mächten angetrieben werden. Einer schöpferischen Kraft und einer zerstörerischen. Die eine sind die Asen, die anderen die Riesen. Wir haben uns für die Asen und ihre Sache entschieden.« Er spielte mit seinem Anhänger, den Katja bisher für einen Stern gehalten hatte, der sich aber bei näherer Betrachtung als drei ineinander verschlungene Dreiecke entpuppte. »Dabei sind wir nicht so einfältig, nicht zu begreifen, dass manche Dinge erst vergehen müssen, damit Neues entstehen kann. Für mich ist die Absicht, in der man handelt, dabei das Entscheidende. Will ich erschaffen oder will ich vernichten?«
    »Und wofür steht Ihr Anhänger?«
    »Warum fragen Sie?« Er kniff die Augen zusammen. »Weil Sie ihn schon bei Nazis gesehen haben?«
    »Nein.« Seine plötzliche Abwehrhaltung überraschte Katja. »Nicht bewusst jedenfalls.«
    »Manche dieser Idioten benutzen ihn nämlich auch. Ohne zu wissen, was dahintersteckt, natürlich.« Lüdersens Stimme nahm einen geradezu ehrfürchtigen Ton an. »Es ist ein Valknut. Für mich ist

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