Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)
ich sage Ihnen einfach alles, was ich bis jetzt herausgefunden habe.« Sie warf einen flüchtigen Blick auf die auf dem Schreibtisch ausgebreiteten Akten. »Und Sie sagen mir einfach alles, was Sie bis jetzt herausgefunden haben. Eine Hand wäscht die andere. Selbstverständlich alles inoffiziell und unter dem Mantel der Verschwiegenheit.«
»Das ist absurd«, sagte Özen.
Bauer sah sich betreten um. »Und auch diese Idee stammt nicht von mir.« Er kratzte sich hektisch am Kinn. Anschließend wanderte seine Hand zu seinem Hals hinunter, und es sah aus, als würde er versuchen, sich den Kehlkopf zu massieren. »Wo finde ich denn die nächste Toilette hier?«
Özen musterte ihn irritiert. »Den Gang links runter, ganz am Ende die letzte Tür rechts.« Sie warf ihm einen sonderbaren Blick nach, als er hastig davonging.
»Wie sieht es aus, Herr Möhrs?« Jakobs’ Stimme war selbstbewusst, aber ihre Finger spielten nach wie vor nervös an ihrem Mobiltelefon. »Haben wir eine Abmachung?«
Möhrs schüttelte den Kopf. »Ist das etwa Ihr Ernst?«
»Versetzen Sie sich mal in meine Lage«, verlangte Jakobs. »Wenn Sie an meiner Stelle wären und jemandem aus Ihrer Familie würde so etwas zustoßen, was würden Sie dann tun?«
»Jedenfalls nicht die Arbeit der Ermittlungsbehörden sabotieren.«
»Finden Sie nicht, dass Sie da übertreiben?«, fragte Jakobs.
»Ich finde, Sie sollten jetzt besser gehen«, mischte sich Özen ein und zeigte wie ein überengagierter Platzanweiser mit beiden Armen zur Tür. »Sofort.«
»Halt, halt, halt! Nicht so schnell.« Möhrs ignorierte Özens wütendes Funkeln in den Augen. Ihm war mit einem Mal klar, was hier gerade lief: Katja Jakobs dachte wohl, sie könnte hier auftauchen, ein bisschen die reuige Sünderin geben und dann ein paar Informationen aus ihm herauskitzeln. Sie hielt ihn für außergewöhnlich dumm. Das konnte er ihr zwar nicht verbieten, doch er konnte ihr vielleicht den Beweis liefern, dass sie umgekehrt beileibe nicht so schlau war, wie sie dachte. »Dann lassen Sie mal hören, was Sie so wissen.«
»Ich soll anfangen?« Jakobs erstarrte, und für einen kurzen Moment bewegten sich nicht einmal mehr ihre unruhigen Finger. »Vor Ihnen?«
»Einer muss den Anfang machen. Also, bitte.«
»Okay, ich …« Sie sah zur Decke. »Ich habe herausgefunden, dass es nicht nur zwei, sondern vielleicht schon drei Opfer gibt.«
»So, so.« Möhrs wackelte mit dem Kopf. »Sehr schön. Aber Sie sollten mir schon etwas Neues zu erzählen haben.«
Özen gluckste in einer amüsierten Gehässigkeit, die Möhrs ihr nicht zugetraut hätte.
Jakobs’ Pokerface war nicht sehr gut. Ein Muskel unter ihrem linken Auge zuckte, und sie biss sich ein, zwei Sekunden auf die Unterlippe.
Möhrs machte eine winkende Geste mit der Hand, die auch dazu geeignet gewesen wäre, eine Horde Vorschulkinder schneller über den Zebrastreifen zu treiben. »Los, los. Worauf warten Sie?«
»Alle drei Toten gehören zur selben Skatrunde, die sich einmal pro Woche in einer Kneipe in Güstrin trifft«, sagte Jakobs. »Im ›Postillion‹.«
»Danke. Das wussten wir auch schon.« Möhrs nickte gönnerhaft. »Noch was?«
»Na ja, also …« Jakobs nahm ihr Smartphone kurz hinter den Rücken und sofort wieder nach vorn, als hätte sie sich das Handy ob ihrer deutlich zunehmenden Verwirrung um ein Haar hinten in die Hose gesteckt. »An dem Abend, bevor er ermordet wurde, hatte mein Onkel auf dem Parkplatz des ›Postillions‹ einen Streit mit einer Unbekannten.«
»Von der wir eine grobe Beschreibung haben«, erklärte ihr Möhrs in beinahe mitleidigem Ton. »Merken Sie jetzt, dass Sie die Ermittlungen besser den Profis überlassen? Wir wissen, was wir tun, Frau Jakobs.«
»Ja, ja.« Ihre wachsende Verzweiflung war nicht zu übersehen: Ihre Wangen waren feuerrot. »Aber wussten Sie auch, dass die Männer aus dem AKW früher alle gemeinsam auf demselben Schiff zur See gefahren sind?«
Möhrs stutzte. Das war ihm neu. Gut, er hatte gewusst, dass das auf Johnsen und Jakobs zutraf. Dass die Skatrundesich jedoch komplett aus ehemaligen Seeleuten von einem Schiff zusammensetzte, hatte er nicht auf dem Zeiger gehabt. Trotzdem beschloss er, sein Spiel bis zum Ende durchzuziehen. »Natürlich wussten wir das. War auch kein Kunststück, das zu ermitteln.« Er machte ein Gesicht wie ein Kellner, der einem Gast beizubringen hat, dass der für ihn reservierte Tisch bereits vergeben ist. »Es tut mir sehr leid, Frau
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