Das Filmbett
sie den Mund öffnete, um ...
»Halt, noch einen Augenblick - ich habe nie gesagt: Albert, Komma, Prinz von Irgendwoher, sondern wollte, hätten Sie mich aussprechen lassen, schlicht sagen, ich sei Albert Prinz von der Berliner Illustrirten - ohne ie, bitte -, als Sie mir schnippisch den süßen Seim meiner Rede vom Munde nahmen. Das war mindestens so barbarisch, wie wenn Deutsche Spaghetti mit dem Messer schneiden.«
Blanche blieb beeindruckt stumm.
»Im übrigen komme ich nicht zu meinem Vergnügen, sondern in einer Mission. Sie haben die höchste Sprosse der schnöden Erfolgsleiter in Ascona erklommen - leider, möchte ich sagen -, der große und reiche Herr M., der mächtige Pascha unzähliger Odalisken, lädt Sie durch mich auf seine Trauminseln ein. Sie wissen, was das bedeutet. Ich gratuliere, daß Sie auch das Monster zu Ihrem Zwerg gemacht haben. Willem, sein Chauffeur, beziehungsweise der Admiral seiner Motorbootflotille, die die auserwählten Schönsten im ganzen Land an das Gestade Cytherens bringt, hat den Auftrag, Sie morgen elf Uhr vormittag abzuholen. - Da nun meine Mission als außerordentlicher Gesandter erfüllt ist, darf ich mich vielleicht zu Ihnen setzen, einen kurzen Augenblick nur, denn ich habe zu tun.«
Und er tat es, ohne besonders aufgefordert worden zu sein.
»Übrigens, es bleibt natürlich Ihnen überlassen, ob Sie auf Blaubarts legendäre Insel wollen - was für viele Ihrer Kolleginnen die letzte Weihe bedeutet -, oder ob Sie es bleiben lassen und diesem gräßlichen Voyeur einen Korb geben wollen.«
»Was würden Sie tun?«
»Nun - hingehen - aus Interesse natürlich nur. ›Trinke, was die Wimper hält, von der Schönheit dieser Welt!‹ sagt schon Hölderlin ...«
»Werden Sie auch da sein?«
»Ich weiß noch nicht... Eigentlich haßt er Männer und liebt nur Frauen, ein bemerkenswerter Zug in einer so verkehrten Welt, und der einzige, der mir an diesem mädchenfressenden Oger einigermaßen sympathisch ist. Ob ich widerwillig eingeladen werde, erfahre ich wohl erst, wenn ich ihm Ihre Zusage übermittelt habe.«
Sie hatte von dem »Monster« schon gehört, seine täglichen Feste waren in aller Munde.
»Haben Sie denn etwas Passendes anzuziehen?« forschte er grinsend.
»Wieso? Ich denke, dort trägt man nur Haut?« antwortete sie, und er konnte nicht feststellen, ob dies keck oder naiv gemeint war.
»Allerdings - er kann sich diesen Garderobenzwang leisten - bei seinen Gästen und seinem Geld.«
»Ich weiß nicht ...«, meinte sie zögernd und ließ sich Feuer geben, wobei ihm die Schachtel Fiammiferi aus den Händen glitt.
»Hemmungen?« fragte er spöttisch und bückte sich. »Ich habe mit Vergnügen bemerkt, daß die gute WC Ihnen den Büstenhalter abgewöhnt hat - verdienstlich, verdienstlich von der erlauchten Dame. Was die südliche Hälfte Ihres Äquators betrifft ... wissen Sie eigentlich, daß man ein delikates Kleidungsstück mit Ihrem Monogramm noch in derselben Nacht amerikanisch versteigert hat? Was mir gar nicht - aber wenigstens zu wohltätigen Zwecken, was mir schon besser gefiel? Es scheint das einzige Stück dieser Art Ihrer Garderobe zu sein, wie ich gerade feststellen durfte, als ich dieses Schächtelchen vom Boden hob.«
Blanche wurde sich plötzlich bewußt, daß sie unter ihrem Kleidchen noch immer völlig nackt war, und der lasterhafte Vamp begann vor Scham zu erröten. Unwillkürlich preßte sie ihre Schenkel fester zusammen.
»Machen Sie sich nichts daraus, daß ich es wahrgenommen habe, Schneewittchen - andere Mädchen haben durchaus ähnliches aufzuweisen ... Behalten Sie ruhig die Schachtel, es sei denn, Sie wollten sich stets nur von Männern befeuern lassen.« Da sie immer noch etwas irritiert war, fuhr er fort: »Ein weiser Mann hat einmal gesagt, Scham sei Haß auf sich selbst. Nun, ich nehme doch an, daß ein so kluges Mädchen nicht so dumm ist, ein so hübsches Mädchen wie es selbst ist zu hassen - sei es nun nördlich oder südlich ihres Äquators. -Übrigens, Sie gefielen mir mit Ihren entzückenden Mikos ...«
»Mikos?«
»... Minderwertigkeitskomplexen besser denn als kaltschnäuzige Clara-Bow-Imitation ...«
»Hören Sie, Prinz ...«, Blanche begehrte endlich auf.
»Entschuldigen Sie, wenn ich Sie einmal unterbreche. Aber sagen Sie nicht Prinz zu mir, sonst fühle ich mich wie ein Lakai oder ein Hund, sondern Herr Prinz, wenn Sie mich schon unbedingt verletzen wollen, oder mein Prinz, damit ich sehe, daß Sie mich
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