Das Fliederbett
blaukarierte Tischtuch, die Vase mit roten Pfingstrosen, das Fenster, das zum sonnigen Obstgarten hin geöffnet war: alles wurde in ihm zu einem Lobgesang auf die Ehe. Er nahm sich eine große Portion Brei.
Sie stellte die Schale mit Apfelmus an seinen Platz.
»Dieses Mus ist säuerlicher als das vorige«, sagte sie. »Ich glaube, es wird dir besser schmecken.«
»Sicher«, sagte er, da er wußte, daß sie recht zu haben pflegte. Er goß reichlich Mus über den Brei und dann noch Milch darüber.
»Gut«, sagte er beim ersten Löffel. »Mächtig gut.«
Sie schnitt ihm eine Scheibe Brot ab und schob ihm den Butterteller hin. Er vergaß so leicht, sich ordentlich aufzulegen, wenn sie nicht aufpaßte.
»Fährst du nachher zum Schiff herunter und holst Marianne Strömberg ab?« fragte sie. »Sie braucht sicher Hilfe mit der Reisetasche.«
»Marianne Strömberg«, sagte er und runzelte die Stirn.
Sie konnte ein Lächeln nicht zurückhalten. Die Zerstreutheit ihres Gatten machte sie immer wieder mütterlich gerührt.
»Die Praktikantin«, sagte sie und schob ihm auch den Käse hin. »Sie wollte ja heute kommen.«
»Ach, die«, sagte er und schmierte sich kleinlaut eine Schnitte.
Dieser Tag bedeutete also, daß es für eine bestimmte Zeit mit ihren liebgewordenen Mahlzeiten zu zweit ein Ende haben würde. Er blickte sie an. Aber Gudrun sah überhaupt nicht traurig aus.
»Es wird schön sein, Hilfe zu bekommen«, sagte sie. »Ich habe mich in der letzten Zeit etwas müde gefühlt.«
Er spürte eine schwache Hoffnung.
»Du glaubst nicht...?« sagte er und unterbrach sich verlegen.
Sie goß ein Glas Milch ein.
»Nein«, sagte sie leise. »So ist es nicht.«
Gedankenvoll aß sie den Brei auf. Fleißiger als gewöhnlich hatten sie in den letzten Monaten ihre ehelichen Pflichten erfüllt. War es immer noch nicht ausreichend?
Er sah sie bekümmert an, während sie den Kaffee servierte.
Das helle Baumwollkleid hob die Sonnenbräune ihrer runden Oberarme hervor, das roggenblonde Haar leuchtete, und als sie sich über seine Tasse beugte, sah er den Pfirsichflaum auf ihren Wangen. Die breiten Hüften, die Rundung der Brüste, alles sah so blühend aus. Aber sie war bald dreißig. Wo hatte er gehört, daß die Fruchtbarkeit in den Dreißigern abnimmt?
»Gott könnte unsere Gebete gern bald erhören«, murmelte er.
Sie warf ihm einen schnellen Blick zu. Eine Strähne seines braunen Haares hing ihm in die Stirn, der Mund unter der geraden Nase war ernst. Würde sie ihn nicht so gut kennen, hätte sie glauben können, er sei mit Gott unzufrieden.
»Schade, daß ich abends so müde sein muß«, sagte sie leise und setzte die blaue Kaffeekanne ab.
Er sah hastig auf, der Blick seiner grünen Augen bat um Verzeihung.
»Ich sitze zu lange und lese«, sagte er. »Das ist eine Angewohnheit aus meiner Junggesellenzeit.«
Sie streichelte ihm leicht übers Haar und ging an ihren Platz zurück.
»Es gehen sicher mehrere Züge«, sagte sie leichthin, selbst fragend, warum die Erfüllung der ehelichen Pflichten immer so... ja, zeitraubend sein mußte. Sie reichte ihm den Teller mit Gebäck.
»Nimm einen«, sagte sie und lächelte. »Sie schmecken wirklich prima, ich habe sie gestern gebacken.«
Sie waren gut, und er spürte einen gewissen Trost; die Spatzen zwitscherten in dem Jasminbusch vor dem Fenster. Sein Mißmut verschwand, und er nahm einen neuen Keks. Wenn man recht überlegte: Gudrun und er waren erst zwei Jahre verheiratet. Natürlich würden sie Kinder bekommen. Es galt nur, nicht den Mut zu verlieren. Heute abend könnten sie es ja wieder versuchen. Zufrieden ging er hinaus, um eine Pfeife zu rauchen, bis es Zeit wurde, zum Schiff zu fahren.
Als er zur Brücke hinunterkam, hatte das Boot schon festgemacht. Ein wenig neugierig betrachtete er das Mädchen neben der weißen Reisetasche. Sie sah etwas verloren aus, aber das sicher nur, weil er sich verspätet hatte. Er öffnete die Wagentür und stieg aus.
»Verzeihen Sie, daß ich zu spät komme«, bat er. »Ich kann nie die Zeit einhalten.«
Der unruhige Ausdruck ihres Gesichts verschwand. Pastor Henningsen streckte seine Hand aus.
»Willkommen«, begrüßte er sie. »Ich hoffe sehr, daß Sie sich bei uns wohlfühlen werden, Fräulein Strömberg.«
Sie legte ihre Hand in seine.
»Sagen Sie Marianne«, sagte sie hastig. »Ich bin erst siebzehn. Sie dürfen gern Du sagen, Herr Pastor.«
Er sah auf ihre stämmige Hand hinunter.
»Dann tu ich’s auch.« Er
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