Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Fliederbett

Das Fliederbett

Titel: Das Fliederbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
Pferdestall beinah glühte.«
    »Donnerwetter«, sagte Hauptmann Persson und schmunzelte, als ein hellhaariger steiler Zahn mit Mandelaugen an uns vorbeistrich und die Aschbecher auf den Tisch stellte.
    »Hier soll es anscheinend Kirchenkaffee geben«, flüsterte ich Hauptmann Persson zu. »Und was machen wir mit dem Sergeanten?«
    »Ihm geht es gut, wo er ist. Zwei junge Mädchen bemühen sich in bester Weise um ihn. Ich glaube, er hat nur ein leicht verstauchtes Bein.«
    »Und der Jeep?«
    »Die Sache muß gemeldet werden. Aber man wird wohl, verdammt noch mal, am Nachmittag Kaffee trinken dürfen. Die Übung ist ja abgeblasen. Und im übrigen sind wir geschockt nach dem Unglück, wenn es an die Berichterstattung geht. Verstanden?«
    »Jawohl, Hauptmann!«
    Persson sog an der Zigarre und schielte verstohlen nach einem der Mädchen, das in die Küche trippelte.
    Es fiel mir schwer, sein ruhiges Akzeptieren der Situation zu verstehen. Er hatte eine Frau und zwei nette Jungen zu Hause und hätte es eigentlich eilig haben müssen, von dem merkwürdigen Vorposten im Walde wegzukommen. Aber bitte sehr. Ich selbst sehnte mich nicht nach der Kaserne zurück, auch wenn ich eine gewisse Unruhe in mir spürte. Ich versuche stets auszurechnen, was die allernächste Zukunft bescheren könnte.
    Aber Kaffeetrinken konnte man ja erstmal. Und die Mädchen schienen unbestreitbar dekorativ. Vielleicht war es ein Sommerkollektiv für Konfirmanden, ein Pfarrer, der seine Teenager etwas zuverdienen lassen wollte und sie deshalb hier versammelt hatte. Aber das hier könnte doch wohl kein Pfarrhof sein? Die Einrichtung würde ja noch gehen, aber das Exterieur und der schwarze Dorfköter. Und draußen in der Scheune war es auf eine Art gemütlich, die wohl kaum auf einem Pfarrhof zu finden ist. Obwohl man das nie so genau wissen kann. Auf Knechte sollte man sich nie verlassen. Wäre ich ein kleines Hausmädchen, würde ich mich sehr vorsehen.
    Die kleine Dunkle lächelte mich an, als sie vorbeiging. Sie setzte Leuchter mit Kerzen auf den Tisch.
    »Hier wird es Weihnachten, will ich dir sagen«, meinte Hauptmann Persson und stieß mich in die Seite.
    »Ich will nachsehen, wie es Bergström geht«, sagte ich und erhob mich.
    Draußen im Flur war es dämmrig. Das Mädchen, das die Treppe zum Obergeschoß gewischt hatte, war fort, aber das Holz glänzte feucht. Ich hörte eine kichernde Unterhaltung aus der Küchenregion. Die Tür zu Sergeant Bergströms Zimmer war jetzt geschlossen. Draußen hatte der Wind zugenommen. Ich konnte den Regen auf das Verandadach prasseln hören. Im ersten Stock knarrte eine Diele, als ich die Türklinke herunterdrückte.
    Um Bergström brauchte man sich keine Sorgen zu machen. Er hatte es außerordentlich bequem, lag auf dem Sofa, und ein Mädchen mit langem, blondem Haar saß rittlings auf ihm. Sie kühlte seine Stirn fleißig mit einer Kompresse und lächelte mich an, als ich eintrat. Ich reagierte nicht auf ihre unkonventionelle Stellung. Ihre rührende Umsicht gegenüber dem Sergeanten imponierte mir wirklich.
    »Ich wollte nur sehen, wie es Bergström geht«, sagte ich.
    Er wirkte etwas angestrengt, wie er fast verborgen unter dem Rock des Mädchens, der sich über seine unteren Extremitäten ausbreitete, dalag. Nur der bandagierte Fuß sah heraus und leuchtete weiß auf dem grünen Plüsch.
    »Danke, gut, Oberleutnant«, ächzte er, »es geht gut. Ich denke, der Fuß ist nur gelinde verstaucht.«
    Das Mädchen streichelte ihm über die Wangen. Es fiel ihr schwer, stillzusitzen. Sie bewegte sich unaufhörlich. Ich wollte sagen, daß sie vorsichtiger sitzen sollte, damit ihr Gewicht nicht allzu schwer auf dem Verletzten lastete, aber dann dachte ich an ihre Jugend. Eine gewisse Eckigkeit war typisch dafür. Und sicher behandelte sie Bergström auf das Beste.
    »Wir werden versuchen, irgendwo ein Telefon zu erwischen, um das Regiment zu benachrichtigen«, sagte ich.
    Der Sergeant stöhnte.
    »Schmerzt es sehr?« fragte ich.
    Das Mädchen beugte sich zurück.
    »Jetzt ist es besser«, sagte Bergström und lächelte mich tapfer an.
    »Ist gut«, sagte ich, »denk nicht an den Jeep. Das werden wir schon hinkriegen. Ruh dich nur ordentlich aus.«
    Der Sergeant war rot im Gesicht. Sicher seine Reaktion auf das Unglück.
    »Mach den obersten Knopf auf«, sagte ich und zeigte auf den Hemdkragen.
    Das Mädchen beugte sich vor, und der Sergeant half, indem er den Unterleib etwas anhob. Er wirkte verlegen, weil er

Weitere Kostenlose Bücher