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Das Flüstern des Windes (German Edition)

Das Flüstern des Windes (German Edition)

Titel: Das Flüstern des Windes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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hohlwangig.
    Karem, der ihn heimlich beobachtete, empfand Mitleid für ihn. Luvons’ Schwester und seine Mutter waren nicht bei ihrer Gruppe. Karem hoffte, dass sie noch am Leben waren, aber nach und nach begann er, diese Gedanken beiseite zu schieben. Seine eigene Zukunft bereitete ihm genug Sorgen.
    Die Gassen wurden immer schmäler, bevor sie in einen größeren Platz mündeten. Danach ging es steil bergauf. Karem konnte nun zum ersten Mal das Ziel ihrer Reise zwischen den Silhouetten der Häuser durchschimmern sehen. Das Große Coloseum, von dem selbst er als Sklave schon gehört hatte. Hier kämpften Gladiatoren aus allen Welten und starben verblutend im Sand unter dem anfeuernden Grölen der römischen Massen. Ihn schauderte bei dem Gedanken, dass hier sein noch junges Leben sein Ende finden sollte.
    Eine kleine Abteilung unter Sacrus trennte sich mit Luvon von ihnen und hielt auf die unterirdisch angelegten Verliese des Imperators zu, über denen sich das mächtige Coloseum erhob.
    Karem und die anderen wurden wie eine kleine Viehherde durch ein Tor getrieben, das den einzigen Zugang zu einem großzügig angelegten Innenhof bildete. Mehrere ebenerdige Gebäude schlossen sich an.
    Im Hof übten Männer, teilweise voll ausgerüstet und mit scharfen Waffen, manche allerdings auch nur mit Holzschwertern bewaffnet, unter den Kommandos der Ausbilder. Alle hielten mit ihrer Tätigkeit inne, als sie den Ork erblickten.
    Unruhiges Gemurmel wurde laut, das erst endete, als ein stämmiger, fast kahlköpfiger Mann mit energischen Schritten auf Karem und die anderen Sklaven zuhielt. Der Mann stellte sich als Pinius, Leiter der Gladiatorenschule, vor. Karem bemerkte erst jetzt, dass ihm die linke Hand fehlte. Der Arm endet kurz hinter dem Handgelenk, über das eine Messingkapsel geschoben war, die einen Blick auf das verstümmelte Fleisch verhinderte.
    Die römischen Legionäre zogen ab und die Gefangenen blieben allein im Hof zurück. Pinius gab einen lauten bellenden Befehl, und die Kämpfer nahmen ihre Übungen wieder auf. Crom grunzte leise, als der Oberaufseher vor ihn trat und zu ihm aufblickte.
    »Verstehst du mich?«, fragte Pinius. Er wusste, dass er äußerlich keine Anzeichen von Furcht zeigte, aber tief in ihm regte sich die Urangst des Menschen vor dem Tier.
    Crom starrte stumm aus seinen roten Augen zurück. Seine Unterlippe schob sich zurück und entblößte die schrecklichen Hauer.
    »Er versteht dich, Herr«, antwortete Karem stattdessen. »Aber er spricht nur mit mir.«
    Pinius Augen wanderten zu Karem und musterten ihn aufmerksam. »Dann sag ihm, er darf keinen der Männer hier verletzen oder er wird getötet.«
    Karem blickte zu Crom, der erneut nickte.
    »Er wird sich daran halten.«
    Über Pinius breites Gesicht lief ein Lächeln. »Anscheinend spricht er auch nicht immer mit dir.«
    »Da habt Ihr recht! Er kann sehr dickköpfig sein.«
    Der Ausbilder lachte dröhnend. »Nun gut. Männer, vielleicht glaubt ihr direkt in die Hölle gekommen zu sein, aber das ist nur zum Teil richtig. Ihr werdet hier gut behandelt, bekommt ausreichend zu essen und werdet nicht geschlagen. Außer den täglichen Aufräumarbeiten und dem Säubern des Hofes sowie der Pflege der Waffen müsst ihr nur eines tun, üben. Übt hart, denn je mehr ihr übt, desto größer sind eure Chancen, in der Arena zu überleben.«
    Masak, einer der drei Brüder, der neben Karem stand, grinste. Pinius trat vor ihn, bis sich ihre Gesichter fast berührten. »Und lasst es nie am nötigen Ernst fehlen, denn sonst sterbt ihr schneller als es nötig wäre«, zischte der Ausbilder. Masaks Grinsen verschwand.
    »Ich werde euch jetzt eure Unterkünfte zeigen. Die Gladiatoren des Ersten Ranges, das seid ihr, schlafen dort drüben in dem Flachbau. Wenn ihr in eurer Ausbildung vorankommt, werdet ihr wechseln, das bedeutet, dass Freunde oder Verwandte nicht unbedingt zusammenbleiben können. Eure jetzige Kleidung wird verbrannt. Ihr bekommt neue Kleider, die für eure Ausbildung geeigneter sind. Decken für die Nacht liegen in den Unterkünften bereit. Sucht euch eine Liege aus, wie ihr euch untereinander einigt, ist mir egal, aber es wird zwischendurch nicht gewechselt.«
    Pinius legte die Hände auf den Rücken.
    »Du, wie ist dein Name?«, er deutete auf Karem.
    »Karem, Herr!«
    »Der Ork wird in den leeren Pferdeställen untergebracht.«
    »Kann ...«
    »Nein, du kannst nicht bei ihm schlafen. Du quartierst wie alle anderen in dem Gebäude für die

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