Das Geburtstagsgeschenk
Ivor an: »Lass mich das nicht noch einmal hören! Wir legen keinen Wert auf die Hinterlassenschaften deiner Exfreundin.«
Nadine fing an zu weinen, nein, sie schrie und brüllte, verschreckt von einem Zorn, den sie bei ihrer Mutter noch nie erlebt hatte, und Adam stimmte in brüderlicher Solidarität mit ein. Es dauerte lange, bis sich alle wieder beruhigt hatten. Iris hatte Nadine auf den Schoß genommen und versprach ihr »eine eigene Perlenkette, eine ganz schöne.« Danach gab es für alle etwas zu trinken, Gin für die Erwachsenen und Orangensaft für die Kinder, und Ivor wurde wieder ganz vernünftig und sagte, er glaube, das Schlimmste sei vorbei, das Schlimmste sei schon das auf dem Empfang gewesen, und mehr würde nicht nachkommen. Gerry Furnal würde schon nicht mit der Presse reden.
Als nach zwei weiteren Tagen nichts passiert war, sah alles schon hoffnungsvoller aus. Wenn wir Glück haben, dachte ich, hören wir nichts mehr von Gerry Furnal. Iris las die Geburtsanzeigen der Zeitung, in der auch wir die Geburt unserer Tochter und unserer beiden Söhne angezeigt hatten. Das tat sie regelmäßig, seit Nadine auf der Welt war, und stieß dabei natürlich häufig auf Anzeigen von etwa gleichaltrigen Bekannten.
»›Furnal, Pandora und Gerald‹«, las sie laut vor. »Am 1. September, im Royal Free Hospital, Hampstead, Ruby Anne, eine Halbschwester für Justin.‹ Das muss er sein, nicht?«
»Schön, dass er wieder geheiratet hat«, sagte ich. »Hoffentlich ist er glücklich. Ich war immer der Meinung, dass er schlecht weggekommen ist.«
»Ich auch«, sagte Iris.
Nach meiner eigenen Erfahrung war Gerry Furnal derzeit vermutlich zu sehr mit seinen eigenen Gefühlen und praktischen Problemen beschäftigt, um weitere Rachepläne zu schmieden. Wieder war mein Schwager mit einem blauen Auge davongekommen. Dass Ivor Hebe Furnal ein teures Geschenk gemacht hatte, war praktisch der Beweis dafür, dass sie seine Geliebte gewesen war, daraus folgte aber noch nicht, dass er die Entführung eingefädelt hatte. Wahrscheinlich glaubte Furnal wie die meisten Leute immer noch, dass Hebe versehentlich statt Kelly Mason entführt worden war. Er würde mehr Informationen brauchen, als er offenbar hatte, um die Verbindung zu Ivor herzustellen. Von ihm war nichts zu befürchten. Aber die ganze Geschichte machte mir trotzdem Sorgen, und Iris ging es ebenso. Eine Situation, in der wir genötigt waren, die Namen derjenigen abzuhaken, die ihren Bruder nicht mehr bedrohten, und die Übrigen nach ihrem Gefahrenpotential einzustufen – Jane Atherton, die neue Mrs. Furnal, die Lynchs, Beryl Palmer, ja sogar Juliet – war ausgesprochen unerfreulich.
24
Stu, der Fensterputzer, war da, als Pandora anrief und mir das von ihrem Baby erzählte. Möchte wissen, warum sie angerufen hat, so brennend interessiert es mich schließlich nicht. Ruby heißt das Balg. Ruby Anne. Ob sie sich darüber im Klaren sind, dass sie dem Kind einen Namen gegeben haben, der gar nicht so weit von Hebe weg ist? Beide haben vier Buchstaben, beide zwei Silben, sowohl das ›e‹ als auch das ›y‹ am Ende werden wie ›i‹ ausgesprochen. Vielleicht hat er ihr unbewusst so was wie ein Denkmal setzen wollen. An Pandoras Stelle wäre ich darüber nicht gerade begeistert.
Stu putzte der Form halber an der Scheibe herum, aber in Wirklichkeit lauschte er. Als ich aufgelegt hatte, fragte er, ob das eine Freundin von mir sei, die das Baby gekriegt hatte. Gewissermaßen, sagte ich, es sei die Frau, die hier gewohnt habe.
»Wird Zeit, dass Sie sich auch eins anschaffen«, sagte er mit einem üblen Grinsen.
Das überhörte ich vornehm. »Wird Zeit, dass Sie wieder an die Arbeit gehen«, sagte ich.
»Bin fertig.« Er steckte das Fensterleder in die Tasche. »Wollen wir zusammen einen trinken gehen?«
Ich traute meinen Ohren nicht, starrte ihn an und schüttelte den Kopf. »Nein, danke«, brachte ich heraus.
»Dann nicht!« Er knallte die Tür hinter sich zu.
So eine Frechheit! Was fiel dem Kerl eigentlich ein? Im Spiegel sah ich, dass ich knallrot geworden war. Komisch, aber richtig geärgert habe ich mich nicht, und als Mummy kam, habe ich es ihr erzählt, natürlich etwas abgewandelt.
»Er heißt Stuart«, sagte ich. »Ich kenne ihn nur flüchtig, aber aus heiterem Himmel hat er mich gefragt, ob ich mit ihm ausgehen will. Natürlich habe ich abgelehnt.«
»Wäre ja auch noch schöner, wo Callum erst so kurze Zeit tot ist.« Dass ich mit ihm ausgehe,
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