Das Geburtstagsgeschenk
Wenn du wieder eine Stelle als Kindermädchen antreten möchtest, sagte er, gebe ich dir ein gutes Zeugnis. Nachdem er gesagt hatte, ich bräuchte einen Psychiater? Ich lachte ihn aus. Er redete weiter, als hätte er nichts gehört. Was gestern Abend vorgefallen sei, würden sie vergessen. »Bleib doch wenigstens bis zur Hochzeit.«
Ich gab keine Antwort, sondern schüttelte nur ganz leicht den Kopf. Justin ebenso zu behandeln brachte ich nicht fertig. Er war ein unschuldiges Kind – na ja, ein Kind jedenfalls –, ich war ihm eine Erklärung für den Krach und das Theater schuldig, das die beiden gestern Abend veranstaltet hatten.
»Wir werden uns nicht wiedersehen, Justin«, sagte ich. »Daddy und Pandora waren sehr hässlich zu mir, deshalb muss ich gehen. Verstehst du das?«
Er guckte mich auf diese irritierende Art an, die er hat. »Weiß nicht«, sagte er.
Noch am selben Tag holte sie ihre Habseligkeiten aus meiner Wohnung, und ich packte meine in meinen Wagen. Stumm drückte sie mir den Umschlag mit einem Scheck für die Miete in die Hand. Er war zur Arbeit gegangen, ohne mir das versprochene Zeugnis auszustellen. Ich dachte nicht im Traum daran, noch mal als Kindermädchen zu arbeiten, aber das brauchte ich ihm schließlich nicht auf die Nase zu binden. Das mit dem Zeugnis hatte er also auch nur so dahingesagt. Sie hatte ihren Wagen ausgeladen und ich meinen vollgepackt und legte den Haustürschlüssel, den er mir vor zweieinhalb Jahren gegeben hatte, auf den Dielentisch, als sie das Schweigen brach.
»Du brauchst Hilfe, Jane, glaub mir das.«
Wenn das keine Beleidigung war! Wortlos setzte ich mich in meinen Wagen und fuhr zurück nach Kilburn. In meiner Wohnung angekommen, inspizierte ich alles auf mögliche Schäden. Tatsächlich war auf der Arbeitsfläche ein Brandfleck von einer heißen Schüssel, eine Badezimmerkachel war abgestoßen, und ein Rouleau hatte einen langen Riss. Ich holte sofort meine Schreibsachen heraus und schrieb Pandora einen förmlichen Brief, in dem ich die Schäden aufzählte und ihr mitteilte, dass ich infolgedessen die Kaution, die ich von ihr bekommen hatte, nicht zurückzahlen würde.
Ich war noch beim Schreiben, als Stu, der Fensterputzer, hereinkam, ohne Vorwarnung, nicht mal geklingelt hatte er. »Na, wieder aus der Versenkung aufgetaucht?«, sagte er, um im gleichen Atemzug festzustellen, die andere, die hier gewohnt habe, sei ein Superweib gewesen. Ich hatte, sowie ich mit dem Brief fertig war, gleich nach Hebes Sachen in dem Koffer unten im Schrank sehen wollen, aber damit musste ich mich nun eine Stunde gedulden. Als Stu glücklich weg war, schloss ich den Koffer auf und hob den Flanellmorgenrock hoch. Alles war so, wie ich es eingepackt hatte. Eins muss man Pandora lassen – die Wohnung war tadellos in Schuss. Zumindest eine gute Hausfrau scheint sie zu sein.
Hilfe brauche ich nicht, aber manchmal frage ich mich doch, womit ich das alles verdient habe. Alles lief für meine Verhältnisse recht ordentlich, ich kam gut mit Gerry und Justin zurecht und konnte sogar für einen neuen Wagen was auf die hohe Kante legen. Und da ließen Gerry und Pandora ihre Bombe platzen. Ich hatte etwas über zweitausend Pfund auf dem Konto, dazu kamen Pandoras Scheck und die Kaution, die ich einbehalten hatte – aber das war dann auch schon alles. Drei Viertel der Miete, die sie mir gezahlt hatte, ging für die Hypothekenrate drauf. Wie sollte ich die zahlen, wenn mein Geld aufgebraucht war?
Ich würde mir einen Job suchen müssen, klar, und zwar besser heute als morgen. Nicht als Nanny, das war vorbei. Also wieder in einer Bibliothek? Die Library of British History ist inzwischen ganz geschlossen. Man kann wochenlang jeden Tag die Stellenangebote durchsuchen, bis mal irgendwo eine Bibliothekarin gesucht wird. Ich musste es Mummy sagen, und die war mit guten Ratschlägen natürlich gleich bei der Hand. Die Läden und Cafés in der High Street von Ongar suchten ständig Personal, meinte sie – offenbar hatte sie vergessen, was sie früher über passende Positionen für Frauen mit Hochschulabschluss gesagt hatte. Als ich erklärte, so tief sei ich noch nicht gesunken, schlug sie vor, ich könnte eine Lehrerinnenausbildung machen. Wenn ich kein Stipendium bekäme, würde sie die zahlen.
»Ich hasse Kinder«, sagte ich, und damit war der Fall erledigt.
Ich ging zum Arbeitsamt. Es war eine entwürdigende Erfahrung, aber ich habe sie hinter mich gebracht. Dass ich meine letzte
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