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Das Geheimnis der Äbtissin

Das Geheimnis der Äbtissin

Titel: Das Geheimnis der Äbtissin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marie Jakob
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mich. Doch bring hier nichts durcheinander.«
    »Herrin, der Herzog! Bitte helft ihm.« Treuherzig griff er nach ihrem Arm und zog sie mit sich. Vor dem Zelt lagen und saßen etliche Verwundete, die auf ihre Versorgung warteten. Die Leichtverletzten mussten sich gedulden.
    Erst als sie sich zu dem Ritter hinabbeugte, begriff sie, warum der Pferdeknecht so dringend um Hilfe bat. Der blasse junge Mann mit dem hellen Haar, das verschwitzt und schmutzig auf seiner Stirn klebte, war der Herzog von Burgund. Er lag auf einer der Schlepptragen, die ein einzelner Helfer hinter sich herziehen konnte. Seine Augen blickten klar, doch er schien starke Schmerzen zu haben. Er lächelte unter großer Mühe, als er sie erkannte.
    »Ah, Judith! Jetzt wird alles gut.«
    »Such dir einen zweiten Mann, und tragt ihn rein!«, befahl sie dem Knecht. Der Herzog lag auf der Seite. Aus seinem Rücken ragte der hölzerne Schaft eines Armbrustbolzens heraus.
    »Wie ist das passiert?«, fragte sie ihn.
    »Er … hat mich von hinten erwischt.« Er keuchte.
    Sie strich ihm das feuchte Haar aus der Stirn. »Ich bin gleich wieder da.« Mit einem nervösen Flattern im Magen lief sie auf der Suche nach Silas durchs Zelt. Der stand über einen Verletzten gebeugt, dem ein Pfeil im Hals steckte.
    »Herausziehen oder durchstoßen? Was denkt Ihr?« Gewohnheitsgemäß fragte er sie. Sie wusste nicht, ob er ihren Rat wirklich brauchte oder ob er ihr Wissen testen wollte. »Er sitzt sehr tief. Ich würde hinten am Hals die Haut öffnen, die Pfeilspitze ist dann bestimmt schon zu sehen.«
    Er nickte zufrieden. »Ich glaube auch.«
    »Silas? Ich habe einen Armbrustbolzen, er steckt im Rücken. Ich bin nicht sicher, wie weit er eingedrungen ist.«
    Er sah auf. »Im Rücken? Ich komme. Lasst mich nur diesen einen Schnitt machen.« Er winkte einen Bader heran, der ihm zur Hand ging. »Bodo, wenn ich die Pfeilspitze gefunden habe, kneif sie ab und erledige den Rest. Vernäh die Wunden und verbinde sie.«
    Der Pferdeknecht und sein Helfer hatten den Herzog aufgerichtet, um ihm den vorderen Brustpanzer abzunehmen. Berthold war noch bleicher als vorher und stöhnte laut mit geschlossenen Augen. Feiner Schweiß stand auf seiner Stirn. Vorsichtig zogen die Männer auch den Rückenharnisch ab. Judith hielt den Bolzen fest. Das Kettenhemd war schwieriger zu entfernen. Der Verletzte schrie, wenn die Glieder an dem Holzschaft hängenblieben. Eine wollene Tunika kam zum Vorschein, die sich mit hellem Blut vollgesogen hatte.
    »Legt ihn wieder auf die Seite. Jetzt komme ich allein zurecht.« Der Pferdeknecht suchte ihren Blick, bevor er ging. Was sollte sie ihm sagen? Sie schnitt die Tunika auf. Das Loch in der Haut hatte saubere Ränder, es blutete nicht besonders stark. Doch es war der Bereich des Brustkorbs, unter dem das Herz schlug. Wieder einmal verfluchte sie die neumodischen Armbrüste. Ein Pfeil hätte niemals den Harnisch so weit durchschlagen. Die Metallspitze eines Armbrustbolzens dagegen verschwand im Blech wie ein Messer im Butterfass. Vorsichtig tastete sie die Wundränder ab. Was richtete sie an, wenn sie das Geschoss herauszog?
    »Judith!« Der Herzog keuchte.
    »Ihr dürft nicht sprechen. Spart Eure Kräfte.« Wo blieb Silas?
    »Bitte!« Er flüsterte es.
    Sie trat an die andere Seite des Lagers, so dass sie sein Gesicht sehen konnte.
    Er griff nach ihrer Hand und hielt sie fest. »Judith, Ihr müsst vorsichtig sein! Der Bischof …« Er hustete, schaumiges Blut lief aus seinem Mundwinkel. Offensichtlich war seine Lunge verletzt.
    »Was meint Ihr?«
    »Ich wusste auch von Konrad und … der Königin. Ich habe ihm geschworen zu schweigen, wenn er … Euch in Ruhe lässt.« Erschöpft schloss er die Augen.
    Ihre Gedanken überschlugen sich. Konrad? Berthold hatte davon gewusst? Die ganze Zeit!
    »Es kann sein, dass … Ich wollte immer …« Mühsam formte der junge Herzog die Worte, doch seine Kraft reichte nicht mehr. Wieder hustete er, ein brodelndes Geräusch drang aus seiner Lunge. »Passt … auf Euch … auf.«
    Silas stand jetzt hinter ihm und besah sich den Einschuss. Er schüttelte den Kopf. »Er steckt so tief. Er muss aus großer Nähe abgeschossen worden sein. Ich werde versuchen ihn herauszuziehen. Hoffentlich hat er nicht sein Herz … Judith?« Erst jetzt bemerkte er, dass sie gar nicht zuhörte. Tränen liefen über ihr Gesicht, während sie nach dem Kreuz an ihrem Hals fasste.
    Im Nu war Silas neben ihr. »Judith, was ist? Wollt Ihr

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