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Das Geheimnis der Äbtissin

Das Geheimnis der Äbtissin

Titel: Das Geheimnis der Äbtissin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marie Jakob
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Rüstung lagen achtlos verstreut auf dem Boden. Er trug noch die Tunika, auf der das Kettenhemd rostige Abdrücke hinterlassen hatte.
    »Judith!« Er hob das Glas, das vor ihm stand. »Trinkst du einen Becher Wein mit mir?«
    Schaudernd erinnerte sie sich an den Abend auf Lare, an dem sie zu viel Wein getrunken hatte. »Nein. Lasst mich nach Eurem Gesicht sehen.«
    »Das ist nichts. Ich habe lediglich den Helm etwas ungeschickt abgenommen«, knurrte er in den Becher.
    »Es läuft nicht gut, oder?«
    Er hob die Schultern. »Du hast sicher gesehen, dass sie sich auf dem Turm festgebissen haben. Die letzten Geiseln sind verbraucht, die Einwohner von Crema weichen keinen Deut zurück. Sie kämpfen wie die Teufel. Unsere Katapulte haben sie kaputt geschossen.« Er nahm einen tiefen Zug von dem Wein. »Die Hurensöhne zielen mit ihren Schleudern so genau, das ist einfach genial. Dieser Marchesi muss ein Künstler sein. Sie haben sogar versucht zwischen den Gefangenen auf dem Turm hindurchzuschießen, bis sie dichter gebunden wurden.«
    Sie schüttelte die Vorstellung darüber ab wie ein Hund das Wasser. Sie musste sich konzentrieren. Sie zog das Päckchen aus ihrem Gürtel. »Vater, kennt Ihr diese Art von Bolzen?«
    Er nahm ihn und hielt ihn in das Licht der Öllampe. Dann strich er über die grob geschmiedete Spitze und befühlte die Holzplättchen am Schaft. »Diese Art benutzen unsere Armbrustschützen. Woher hast du ihn?«
    »Der Herzog von Burgund … er steckte in seinem Rücken.«
    »Aber er ist einer der Unseren!« Er stutzte, doch sein weingetränktes Gehirn fand eine Erklärung. »Sicher haben sie ihn noch brauchbar hinter ihrer Mauer gefunden und sofort zurückgeschossen.«
    »Passt er denn auch in ihre Armbrüste?«
    Er hob die Schultern. »Ich nehme es an. Warum fragst du?«
    Sie antwortete nicht und steckte den Bolzen unauffällig wieder ein. Dass Berthold dem Feind niemals den Rücken zugekehrt hätte, schien ihm nicht aufzufallen.
    »Wie geht es dem Herzog?«, fragte er.
    Sie schüttelte stumm den Kopf.
    »Oh!« Ihr Vater vergrub das Gesicht in den Händen. »Er war ein guter Mann. Wusstest du, dass er …«
    Sie wartete, doch er sprach nicht weiter.
    »Ich schicke Euch Euren Diener. Ihr solltet zu Bett gehen.«
    Am nächsten Morgen lag eine bedrückende Stille über dem Lager. Die Kämpfe, die in der Nacht angedauert hatten, schienen endlich zu ruhen. Graf Ludwig schnarchte noch, das konnte sie deutlich hören. Sie steckte den Kopf zum Zelt hinaus und wäre fast mit einem Diener der Königin zusammengeprallt. »Herrin, Ihr müsst kommen. Es geht ihr wieder schlechter!«
    Judith griff nach ihrer Tasche und folgte ihm. Im Pavillon des Kaisers ging es zu wie auf dem Markt. Boten kamen und gingen, mehrere Männer saßen an seinem Beratungstisch und redeten laut durcheinander. Sie erkannte nur einige von ihnen, Herzog Heinrich, Otto von Wittelsbach, Rainald von Dassel und zu ihrem Schrecken auch Bischof Konrad. Die Luft im Zelt war verbraucht und stank nach Schweiß, die schmutzigen Rüstungen verströmten einen süßlich-metallischen Geruch, den sie zu gut aus dem Verwundetenzelt kannte.
    Beatrix lag auf dem großen Doppelbett, die Vorhänge schirmten sie vor den Blicken der Männer ab. Schnell huschte sie dahinter, in der Hoffnung, sie und ihren flüchtigen Knicks habe niemand von den übernächtigten Herren wahrgenommen.
    »Judith, endlich!« Beatrix sah tatsächlich erbärmlich aus. Neben ihr stand eine Brechschale.
    »Habt Ihr von dem Tee getrunken?« Sie blickte sich um. Sie sah zerwühlte Kissen, achtlos übereinandergehäufte Decken, doch nirgendwo einen Trinkbecher oder einen anderen Hinweis auf Nahrungsmittel.
    »Nein. Mir wird schon übel, wenn ich nur daran denke.«
    »Aber Ihr müsst …«
    Beatrix hob eine Hand und winkte sie heran. Sie flüsterte: »Außerdem … O Judith! Es bewegt sich nicht mehr. Ich kann nichts fühlen.« Tränen traten ihr in die Augen, und sie strich sich fahrig über den Bauch.
    »Wie lange schon?«, fragte Judith ernst.
    »Seit vorgestern, glaube ich.«
    »Habt Ihr Appetit auf irgendetwas? Apfelsinen vielleicht?«
    Traurig schüttelte Beatrix den Kopf. »Nein. Ich habe schon darüber nachgedacht, weil ich wusste, dass du das fragen wirst.«
    »Dann werden wir es mit Haferschleim probieren. Und wenn Ihr nur eine Kleinigkeit bei Euch behaltet.«
    »Aber das Kind«, sagte sie tonlos.
    »Hoheit, denkt jetzt an Euch! Ihr müsst überleben!«, zischte Judith.
    Hinter dem

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