Das Geheimnis der Burggräfin - Roman
Rückkehr nicht mehr vorfindet. «
»Mumpitz«, brummte Filiberta und schüttelte offenkundig verständnislos den Kopf. »Kommt ins Haus zurück. Die Nachtluft ist unbekömmlich für Euer Kind, und auch Ihr solltet nicht schon vor dem Hahn wach sein.«
Mit einem Lächeln strich die Burggräfin über ihren Leib. »Das musst du mit meinem Sohn verhandeln«, meinte sie. »Was soll ich tun, wenn er beschließt, den Tag schon vor der Zeit mit Treten und Stoßen zu beginnen? Da ist an Schlaf nicht mehr zu denken.«
»Allmächtiger! Fühlt Ihr Euch nicht wohl?« In wenigen Schritten war die stämmige Magd bei Matthäa angelangt und griff nach ihrem Arm, als befürchte sie, ihre Herrin könne jeden Augenblick umsinken. »Setzt Euch nur an die Tafel. Die Heilerin soll Euch gleich einen Stärkungstrunk zubereiten.«
Matthäa zog eine Grimasse, während sie sich mit sanftem Nachdruck von ihrem Griff befreite. »Garsende wird nichts dergleichen tun«, erklärte sie. Ihre Stimme schwankte zwischen Ärger und Erheiterung. »Ich fühle mich prächtig, seit mir nicht mehr nach jeder Mahlzeit übel wird. Und du wirst auf der Stelle aufhören, mich ständig zu umglucken, hörst du. Geh zurück ins Haus. Ich komme gleich nach.«
Die Magd schien nicht überzeugt, doch sie gehorchte.
Matthäa hingegen warf noch einen letzten Blick über den Hof. »Nachgerade habe ich das Gefühl, ich stelle die Schale nur zum Gaudium der Ratten auf«, murmelte sie, dann folgte sie Filiberta ins Haus.
Von ihrem Posten hinter der Regentonne schien die Katze das Geschehen auf dem Hof unbeteiligt verfolgt zu haben. Doch kaum hatte die Burggräfin die Tür hinter sich geschlossen, huschte Penelope auf den Hof und pirschte sich an die Schale heran. Schnuppernd umkreiste sie das Gefäß. Endlich schien sie mit dem Inhalt einverstanden zu sein, ließ sich nieder und begann den Brei hastig aufzulecken.
Die Schale war jedoch noch gut zu zwei Dritteln gefüllt, als sie sich wieder aufrichtete. Rasch, als sei sie in Eile, putzte sie sich die mit Brei bekleckerte Nase. Dann huschte sie so lautlos in den Durchlass zurück, wie sie gekommen war.
Vor der Ritze in der Scheunenwand machte Penelope Halt und gurrte. Ein mehrstimmiges hohes Maunzen und Fiepen antwortete ihr. Gleich darauf erschien eine rosafarbene kleine Katzennase in der Öffnung, dann ein dazugehöriges Knäuel flauschigen Fells. Unbeholfen schlüpfte das Kätzchen durch die Ritze, rieb seinen Kopf an Penelopes Brust, während sich ein weiteres Katzenjunges aus dem Spalt zwängte, dann noch eines und noch eines. Die Kätzchen umdrängten Penelope, die ihre stürmische Begrüßung mit einem tiefen Schnurren erwiderte und über das Fell der Kleinen leckte. Zwei der Jungen drängten sich unter ihren Bauch, offenkundig bestrebt, die Zitzen zu erhaschen, doch Penelope schien anderes im Sinn zu haben. Sie drängte ihren Nachwuchs zurück, machte kehrt und huschte zum Hof zurück. Die Kätzchen folgten ihr. Zwei sprangen voraus und machten sich sogleich über den Inhalt der Schale her, während das Dritte sich, mit dem Bauch am Boden robbend, an das Gefäß heranschlich. Das vierte Kätzchen, grau wie Penelope, blieb an der Ecke des Durchgangs sitzen und maunzte kläglich. Penelope schien es mit Gurren herbeilocken zu wollen, doch es rührte sich nicht vom Fleck. Schließlich lief die Katze zurück, packte das Junge im Nacken und trug den zur Kugel zusammengerollten Angsthasen in ihrem Maul zur Schale.
Als der Hahn hinter dem Haus krähte und im Haus des Burggrafen der Tag begann, war die Schale leer und von Penelope und ihren Kätzchen keine Spur mehr zu sehen.
»Bis zum Abend bin ich wieder zurück«, sagte Garsende.
Mit dem Glockenschlag zur Laudes hatte sie mit der Burggräfin das Haus in der Münzergasse verlassen. Noch immer bedeckten dunkle Wolken den Himmel, und der Lärm, der um diese Stunde die Gassen belebte, klang gedämpft, als wolle die Schwüle jeden Laut ersticken.
Die Heilerin warf Matthäa einen forschenden Blick zu. Das rundliche Gesicht der Burggräfin sah erhitzt aus, doch der Glanz in ihren schönen braunen Augen rührte nicht von Fieber. Garsende nickte zufrieden. Zwar hätte sie es lieber gesehen, wenn Matthäa einer der Mägde erlaubt hätte, sie zu begleiten, doch sie wusste, wie sehr die Burggräfin es hasste, wenn man viel Aufhebens um sie machte. Also fragte sie nur: »Werdet Ihr zurechtkommen?«
»Aber ja, gewiss.« Matthäa lächelte. »Ich will mich nur
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