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Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Bracht
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war ein Schulterzucken.
    »Na, wenn schon. Es friert ja nicht. Er wird es überleben.«
    Martini machte auf dem Absatz kehrt und ging schnellen Schrittes hinter das Haus. Mario hatte die Wahrheit gesagt. Der Junge war vollkommen betrunken und nicht einmal Ohrfeigen und kaltes Wasser ließen ihn aufwachen. Der Vogt seufzte. Dann musste er wohl bis morgen warten, dachte er und machte sich auf den Heimweg. Zu Hause angelangt befahl er seinen Dienern, den Burschen beim Hühnerstall der Schenke aufzulesen und in sein Haus zu bringen. Er wollte auf keinen Fall, dass sich der Kerl aus dem Staub machte. Er kannte Benedetto.
    »Was soll das?«, fragte Francesca streng, als sie die zwei Diener mit dem Betrunkenen in der Tür stehen sah. Sie hatten den Küchenburschen in die Mitte genommen; er konnte kaum auf den Beinen stehen und sackte immer wieder in sich zusammen. Ohne sie zu beachten, blickten die Männer stur zu Martini, der ihnen mit einer Handbewegung bedeutete, Benedetto nahe der Feuerstelle abzulegen. Als die beiden gegangen waren, verriegelte er Türen und Fenster. Auf den fragenden Blick seiner Schwester hin meinte er verschwörerisch:
    »Reine Vorsicht, liebe Schwester. Wir wollen doch nicht, dass unser Vögelchen davonfliegt, oder?«
    Francesca erwiderte nichts darauf und stellte wortlos einen großen Topf mit Hammelfleisch auf den Tisch.
    Sie beobachtete ihren Bruder, wie er sich summend seine Schale füllte und mit gutem Appetit zu essen begann. Sie konnte sich keinen Reim darauf machen, aber irgendetwas musste sich untertags ereignet haben, das diesen Stimmungswandel mit sich brachte. Nicht, dass sie darüber unglücklich gewesen wäre. Es war nur irgendwie seltsam, wie Pietro sich benahm. Sie setzte sich zu Martini an den Tisch, warf noch einen Blick auf den schnarchenden Jungen dort am Feuer und nahm sich von dem Eintopf. Es gab doch nichts Besseres als ein heißes Essen an einem kalten Abend wie diesem.
    Als Benedetto aufwachte, war es bereits wieder Tag. Er versuchte, seine schmerzenden Augen offen zu halten, um sich umzusehen. Er erkannte, dass er nicht mehr in der Schenke war, aber dieser Ort hier war ihm fremd. Wo war er hingeraten? Sein Herz schlug schneller, und als er panisch hochschreckte, stieß er mit dem Kopf an die Bank, unter der er gelegen hatte. Jetzt dröhnte es in seinem Schädel noch mehr, und nur mit Mühe gelang es ihm, sich unter der Bank hervorzurollen. Er bemerkte Schemen, die sich im Raum bewegten und sich abwechselnd entfernten und wieder auf ihn zukamen. Ihm war unheimlich zumute. Durch seinen Kopf brauste ein Sturm, und sein Magen reagierte auf die starken Gerüche um ihn herum mit heftigsten Bewegungen. Er war in einer Küche. Aber in welcher? Er spürte, dass ihn jemand an der Schulter berührte. Dann hörte er die Stimme einer Frau. Seine Lider flatterten, er konnte nicht sprechen. Die Zunge lag wie ein dicker Stein in seinem Mund. Unwillig schüttelte er den Kopf, als ihm wieder jemand an die Schulter fasste. Warum ließ man ihn nicht einfach in Ruhe? Er hatte doch nichts getan. Er hatte getrunken, und seit wann war das verboten in Grosseto? Wie aus weiter Ferne hörte er eine Tür sich öffnen und mehrere Leute hereinkommen. Sie waren am Reden und Lachen, und gerade in dem Moment, als er einen neuen Versuch machen wollte, die Augen zu öffnen, spürte er die Kälte des Wassers, das man eimerweise über ihm ausschüttete. Benedetto schüttelte sich und setzte sich auf. Wieder klatschte eine Ladung Wasser auf ihn nieder. Das war zu viel. Er riss die Augen auf und funkelte den Verursacher zornig an. Es war Martini. Breitbeinig stand der über ihm, den Holzeimer noch in der Hand. Der Stadtvogt sah auf Benedetto hinab und sagte mit zuckersüßer Stimme:
    »Guten Morgen, mein Sohn. Ich habe einen Auftrag für dich. Du musst eine Botschaft für mich überbringen, an den Conte di Cavalli. Es soll dein Schaden nicht sein.«

7. KAPITEL
    S ag mir, was soll ich tun, Koch?«
    Bella stand neben der Feuerstelle und streckte Gianni beide Arme entgegen. In jeder Hand hielt sie einen gerupften Vogel. Ihre Augen blitzten vor Freude.
    »Welchen sollen wir rösten? Den Kapaun – oder lieber den Fasan?«
    Sie strahlte ihren Lehrmeister an. Und der strahlte zurück. Es war ein Glück, die Kleine hier zu haben. Er seufzte und öffnete seine Arme, wie um sie aufzufangen nach einem Sprung aus gewaltiger Höhe. Seine Bella. Sein Licht. Sie war nicht nur neugierig, nicht nur ehrgeizig – nein: Sie

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