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Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Bracht
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Stand, aber als seine Magd. Eine Magd mit vielen Vorrechten natürlich und einem eigenen kleinen Haus in der Macchia. Sie würde einen dieser Bauerntölpel zum Mann nehmen, und dann könnten sie sich sehen, wann immer sie wollten. Es war ihm gleich, was die Leute in Grosseto dachten. Hauptsache, er wahrte den Schein.
    Martini schnalzte mit der Zunge. Gedanken dieser Art gefielen ihm. Er lachte auf, als er an das säuerliche Gesicht seiner Schwester dachte, wenn er ihr eröffnen würde, dass die Zigeunerin, deren Namen er immer noch nicht kannte, das alte, unbewohnte Häuschen der Eltern beziehen und so etwas wie seine Frau sein würde. Er lachte bei der Vorstellung laut auf. Francesca würde sich bekreuzigen und ihm dann die Zuppa ins Gesicht schütten oder umgekehrt, und dann würde sie Zeter und Mordio schreien und zum Prete laufen. Aber was sollte der schon sagen? Er wusste schließlich ebenso gut wie er, Martini, wie gut die Küsse dieses Weibes schmeckten. Wieder lachte der Stadtvogt auf. Sollte seine mausgesichtige Schwester doch zum Pfaffen laufen. Sie würde sich wundern, wie verständnisvoll der Priester auf das verderbte Tun ihres Bruders reagieren würde.
    Als er Grosseto erreicht hatte, fühlte er ein Prickeln in seinen Gliedern und bekam eine Gänsehaut. Er spürte ein Vibrieren, eine geschäftige Aufregung. Es war Markt, und das fahrende Volk befand sich in der Stadt. Der Vogt mäßigte seinen Schritt, um die Stimmung ein wenig länger zu genießen.
    Ja, das war sein Grosseto. Immer noch klein, aber inzwischen bekannt genug, um Händler anzuziehen, die sonst nur in den großen Städten ihre Waren feilhielten. Sogar ein vornehmer Stoffhändler aus Florenz war darunter. Und sie alle mussten Steuern zahlen. Wieder schnalzte er mit der Zunge. Und was das Wichtigste war: Er, Pietro Martini, konnte endlich wieder erhobenen Hauptes durch die Straßen gehen. Seine Schulden waren getilgt; er hatte den Zehnten zurückgeben können, bis auf den letzten Scudo, ohne dass der Diebstahl bemerkt worden war. Für einen Moment verfinsterte sich seine Miene, doch er wischte die Bilder, die ihm sein schlechtes Gewissen malte, mit einer unwirschen Handbewegung fort. Der Überfall … nun, er hatte, wie befohlen, den Edlen nicht töten lassen. Ein Auge war dem Fürsten geblieben … Er knurrte leise. Hatte er gesündigt? Er hatte geholfen, das Werk einer Rache zu vollenden, nicht mehr und nicht weniger. Wäre ich es nicht gewesen, der das Schurkenpack auf den Principe und seine Leute gehetzt hätte, so wäre ein anderer gekommen, und letztendlich – wen interessierte das alles. Er spuckte aus, wie um den üblen Nachgeschmack seines Handelns loszuwerden, und bog in die Gasse ein, die direkt auf den Marktplatz führte.
    Mit jedem seiner Schritte wurden die Stimmen lauter, Musik und das Schreien, Lachen und Feilschen vieler Menschen drangen an sein Ohr. Und da war sie endlich, die Wagenburg der Zigeuner. Um sie herum hatten die Marketender ihre Stände aufgebaut, und die Luft schien zu flimmern vor Lebenslust und Versuchung. Martini durchschritt die Menge, überzeugte sich davon, dass alles seine Richtigkeit hatte – wenn er etwas nicht ausstehen konnte, dann Streiterei unter den Händlern –, und beschloss, dass er sich nach dem Stelldichein im hohen Gras nun eine Stärkung verdient hatte. Zufrieden nickte er vor sich hin, ließ noch einmal seinen Blick über den Platz schweifen und wandte sich zum Gehen. Sein Ziel war die Schenke.
    »Du siehst aus, als hättest du Durst, Vogt.«
    Das war unverkennbar die dröhnende Stimme des Wirtes. Mario grinste ebenso wie Martini über das ganze Gesicht. Auch er hatte anscheinend ein schönes Schäferstündchen genossen. Wohlwollend nickte der Stadtvogt.
    »Und du? Wie gehen die Geschäfte?«
    Er war vor der Schenke stehen geblieben. Aus dem Gastraum drangen laute Stimmen nach draußen. Die Frage war überflüssig. Der Wirt jedoch machte eine wegwerfende Geste und verzog etwas die Mundwinkel.
    »Nun ja, Vogt, ich will nicht klagen. Es gab schon schlechtere Zeiten. Die Gaukler sind in der Stadt, es ist Markt und ich …« Er genoss diese kleinen Plaudereien mit Martini und wollte gerade etwas ausholen, brach dann aber ab. Martini hörte nicht mehr zu. Seine ganze Aufmerksamkeit galt plötzlich einem jungen Burschen, der direkt am Eingang der Schenke saß und mit entschlossener Miene Brot in seine Suppe tunkte. Der Stadtvogt zog den Wirt am Ärmel.
    »Ist das nicht Benedetto, der Sohn vom

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