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Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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werden.
         Die
Reise begann am nächsten Morgen. Sie folgten dem Lauf des
Flusses, der sich durch Felsen, Felder und Wiesen schlängelte.
Viktoria verbrachte den Tag in dem Zimmer und spähte nur
gelegentlich aus dem kleinen Fenster hinaus. Es war angenehm, nicht
mehr auf einem holpernden Karren sitzen zu müssen. Sie nahm es
hin, dass manchmal Ungeziefer über die Wände huschte und
würgte das vor Fett triefende Mahl hinunter. Bald schon wäre
all dies vorbei. In Shanghai würde sie wieder ein paar englische
Sandwiches essen können, vielleicht auch Marmorkuchen wie damals
bei Max von Brandt. Ihr Gaumen gierte nach dem bitteren, aromatischen
Geschmack gemahlener Kaffeebohnen. Margarets Kaffeemühle war
noch bei den Dingen, die sie nach ihrem stürmischen Aufbruch bei
Lao Tengfei gelassen hatte. Viktoria begann Pläne zu schmieden.
Sie würde sich in Shanghai an das deutsche Konsulat wenden, um
ihre Habseligkeiten aus Peking irgendwie abholen zu lassen.
         Die
geplante Route sollte zum gelben Meer führen, dann wollte man an
der Küste entlang bis Shanghai segeln. Als die Dschunke eine
Stadt namens Binzhou erreichte, wurde plötzlich zwei Tage Halt
gemacht. Viktoria war etwas ungehalten, doch hatte sie kaum
Möglichkeit, die Händler zu einer rascheren Weiterfahrt zu
bewegen. Chinesen hatten offenbar ein recht breit gefasstes
Verständnis von getroffenen Abmachungen. Sie verbrachte die Zeit
hauptsächlich in ihrer Kabine, denn ihr stand nicht der Sinn
nach weiteren Ausflügen in chinesische Städte, wo sie auf
Schritt und Tritt angestarrt wurde. Schließlich luden
Lastenträger mehrere Kisten auf das Schiff, wohl jene Ware, die
Jinzi vermisst hatte, und es ging weiter.
         Sie
hatten den Hafen von Binzhou erst vor etwa drei Stunden hinter sich
gelassen und die Abenddämmerung legte sich rotgolden über
die feinen Hügel der Landschaft, als die Dschunke plötzlich
wieder zum Stillstand kam. Viktoria spähte irritiert aus dem
Fenster. Weit und breit waren keine Behausungen in Sicht, was also
wollten die Händler hier? In der Hoffnung, dass es nur ein
kurzer Aufenthalt wäre, vertiefte sie sich wieder in ihr Buch.
         Dewei
fuhr zusammen, als die Tür aufgerissen wurde. Sie selbst ließ
den Dickens-Roman verärgert sinken. Vor ihr baute sich der
Anführer der Händler auf und bellte etwas Unverständliches.
Sie hatte von Anfang an gewusst, dass er schlechte Manieren hatte,
aber das war nun der Gipfel an Unverschämtheit. Empört
kramte sie in ihrem Gedächtnis nach dem chinesischen Wort für
»anklopfen«, als Dewei sie zaghaft am Ärmel zupfte.
         »Vi
Ki, die wollen deinen Schmuck.«
         Viktoria
schnaubte.
         »Ich
habe doch schon gesagt, dass ich nichts mehr davon verkaufe. Und den
Preis für die Reise jetzt noch erhöhen zu wollen, das muss
wohl ein schlechter Scherz sein! Ich glaube, er hat mir von dem
Verkauf des Colliers ohnehin nicht genug zurückgegeben. Er soll
sich hinausscheren und sein gottverdammtes Schiff wieder in Gang
bringen, denn dafür habe ich ihn bezahlt.«
         Der
Dolch blitzte so plötzlich vor ihrem Gesicht auf, dass sie für
einen Moment nur die glänzende Glätte der Klinge
bewunderte. Erst als sie zur Wand gedrängt wurde, setzte das
Herzrasen der Angst ein.
         Drei
weitere Männer stürmten herein und begannen Viktorias
Koffer auszuschütten, rissen die Innenflächen auf, bis sie
endlich die Schmuckschatulle in den Händen hielten. Viktoria
unterdrückte ein Wimmern, als sie sah, wie der geliebte
Drachenreif und der kümmerliche Rest des Familienerbes von
schmutzigen Fingern betastet wurden. Die bestickte chinesische
Geldbörse, in der ihr der Rest von dem Erlös für das
Collier überreicht worden war, nahm der Anführer
selbstverständlich wieder an sich. Dann bellte er nochmals und
alle stürmten hinaus. Viktoria atmete erleichtert auf, als die
Tür zuknallte, doch das Geräusch eines vorgeschobenen
Riegels ließ erneutes Unbehagen aufkommen.
         »Ich
hätte niemals zugeben dürfen, dass ich noch mehr
Schmuckstücke habe«, meinte sie, sank auf die Bank und
vergrub hilflos ihr Gesicht in den Händen.
         »Sie
hätten trotzdem danach gesucht. Alle denken, dass Lao Wai reich
sind«, erwiderte Dewei. Zu ihrem Staunen überkam Viktoria
ein Gefühl von Erleichterung. Wenigstens war sie nicht selbst an
dieser Misere schuld. Um Ruhe bemüht, rieb sie sich die
Schläfen.
         »Meinst
du, sie lassen uns jetzt

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