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Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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Erst
kürzlich wurde er in … in einem Freudenhaus gesehen. Das
weiß ich von meinem Bruder«, meinte das Mädchen nur.
Viktoria fehlte die Kraft, um weiter nachzufragen. Zuerst ihr Vater
und nun auch Anton hatten sie verraten, verführt von weitaus
schöneren, verruchten, billigen Huren.

    ******

         Sie
trocknete mit einem Taschentuch nochmals ihre Augen, als sie aus der
Kutsche stieg und ihr Heim betrat, das sie bald würde verlassen
müssen. Kein Diener kam ihr entgegen, was sie erleichterte. Sie
wollte nur noch rasch in ihr Zimmer laufen und die auf einmal so
feindselige Welt hinter sich lassen. Als die aufrechte Gestalt ihrer
Mutter sich ihr in den Weg stellte, versuchte sie auszuweichen.
         »Viktoria
… es … es ist nicht gut gelaufen, nicht wahr?«,
kam es sanfter als erwartet. Sie wurde am Ärmel festgehalten.
         »Wenn
Sie das bereits wissen, warum fragen Sie dann?«, zischte sie
nur und versuchte sich loszureißen, doch der Griff ihrer Mutter
war hartnäckig.
         »Es
tut mir leid für dich, mein Kind.«
         Das
klang unerwartet ehrlich. Viktoria blieb verwirrt stehen und blickte
in das Gesicht ihrer Mutter, das sie niemals mit besonderer Freude
gemustert hatte. Es schien auf einmal weniger hart, als hätten
Schmerz und Enttäuschung die eiserne Schale ihrer
Selbstbeherrschung zerfressen. Dunkle Ringe umrandeten ihre Augen,
das Fleisch an den Wangen war eingefallen und erschlafft.
         »Wir
müssen alle lernen, mit den Widrigkeiten des Lebens
zurechtzukommen«, belehrte Amalia Virchow sie, nun mit
ungewohnter Sanftmut. Viktoria schüttelte den Kopf. Ihre Mutter
schien sich in einer Rolle zu versuchen, die ihr nicht lag. Es hatte
niemals Vertrautheit zwischen ihnen gegeben und jetzt war nicht der
Moment, sie herzustellen. Viktoria wollte keine Ratschläge von
einer Frau, die es für den Sinn des Lebens hielt, mit steinerner
Miene ein Unglück nach dem anderen zu ertragen. Sie riss sich
energisch los und flüchtete in ihr Zimmer. Als die Tür
hinter ihr zugefallen war, drehte sie den Schlüssel um und warf
sich aufs Bett. Am liebsten hätte sie den Rest ihres Lebens
allein in diesen vier Wänden verbracht.

3. Kapitel

         »Möchtest
du noch etwas Kuchen, Viktoria?«, fragte Tante Gerta mit einem
Lächeln, das ihr Gesicht in eine grinsende Dämonenmaske
verwandelte. Viktoria schüttelte den Kopf. Sie vermochte
weiterhin keine Freude am Essen zu empfinden. Die Erdbeertorte wurde
von einer dicken, klebrigen Sahneschicht erdrückt. Ein weiteres
Stück davon wäre wie Zement im Magen.
         »Gewöhnlich
hat sie einen sehr gesunden Appetit. Wir müssen ihr nur Zeit
lassen, all … all das, was geschehen ist, zu verarbeiten«,
mischte ihre Mutter sich unnötigerweise ins Gespräch. Die
drei anderen Anwesenden nickten voller Verständnis.
         »Herrn
Fiedlers Konditoreien sind bekannt für ihre hervorragenden
Torten«, erklärte Onkel Erik. Viktoria fragte sich, wieso
ihr magerer, knochentrockener Onkel sich plötzlich für
Torten begeisterte. Wahrscheinlich war der Herr Fiedler ein guter
Kunde in seinen Gemischtwarenläden.
         »Ich
hoffe, Sie geben mir eine Gelegenheit, Ihren Gaumen zu verwöhnen,
wenn Sie sich wieder besser fühlen, mein Fräulein«,
fügte der kleine, dickliche Herr Fiedler hinzu. Viktoria
versuchte vergeblich, sich zu einem höflichen Lächeln zu
zwingen. Tante Gerta war ein grinsender Dämon, Onkel Erik eine
klapperdürre Vogelscheuche und dieser Mann, der aus
unerfindlichen Gründen eingeladen worden war, glich einem vor
fetter Sahne überquellenden Windbeutel.
         »Wir
würden mit großem Vergnügen eine Ihrer Konditoreien
besuchen, vor allem, wenn der Besitzer uns dabei mit seiner Gegenwart
beehrt«, hörte sie ihre Mutter sagen. Plötzlich
überkam Viktoria der dringliche Wunsch, eine Kuchengabel in den
Arm eben dieser Mutter zu rammen.
    Sie
atmete tief durch. Sie durfte nicht aufhören, sich wie ein
zivilisierter Mensch zu benehmen, auch wenn die Welt plötzlich
nur noch aus Gespenstern und widerwärtigen Kreaturen bestand.
         »Es
tut mir leid, aber mir ist wirklich nicht wohl. Ich würde jetzt
gern nach Hause fahren«, entschuldigte sie sich erschöpft.
Missbilligende Blicke streiften sie kurz. Herr Fiedler sah aus, als
wäre eine seiner Torten vor seinen Augen von Ratten angeknabbert
worden.
         »Das
Kind ist eben noch sehr geschwächt. Wir müssen uns
gedulden«, flötete ihre Mutter mit

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