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Das Geheimnis der Lady Audley - ein viktorianischer Krimi

Das Geheimnis der Lady Audley - ein viktorianischer Krimi

Titel: Das Geheimnis der Lady Audley - ein viktorianischer Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dryas Verlag
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Zeilen. „Das affektierte Gehabe von Mylady wird uns trotzdem nicht von Essex fern­halten“, meinte er munter. „Ich sage dir, was wir tun ­werden. Es gibt im Dorf Audley ein vortreffliches ­Gasthaus, und in der Umgebung findet man reiche ­Fischgründe. Wir ­werden uns dort einquartieren und eine Woche lang sportlich sein. Das Fischen ist sowieso viel besser als die Jagd. Man muss sich nur ans Ufer legen und die Angelschnur beobachten. Ich kann zwar nicht sagen, dass man ­besonders häufig irgendetwas fängt, aber es ist trotz ­alledem höchst vergnüglich.“ Robert Audley ­entzündete seine Pfeife. „Ich werde Alicias Brief
aufbewahren“, bemerkte er dabei gedankenvoll, als er das ­Schreiben in seinen Umschlag zurücksteckte und in ein Ablagefach in seinem Sekretär schob, das mit der Aufschrift „wichtig“ versehen war.
    Weiß der Himmel, welch großartige Dokumente in diesem speziellen Fach abgelegt sein mochten. Ich halte es aber nicht für sehr wahrscheinlich, dass es irgendein Schriftstück von großem juristischem Wert enthielt. Hätte jemand dem jungen Advokaten in diesem Moment gesagt, dass eine so unbedeutende Sache wie dieser kurze Brief seiner Cousine eines Tages ein Glied in jener ­schrecklichen Kette von Beweisen sein würde, die später zu dem ­einzigen Kriminalfall führen sollte, mit dem er je in seinem Leben befasst sein würde, dann hätte Mr Robert Audley vielleicht seine Augenbrauen etwas mehr als gewöhnlich in die Höhe gezogen.

    Ausgerüstet mit Mantelsack, Rute und sonstigem Angelgerät verließen die beiden jungen Männer London bereits am folgenden Tag.
    Sie erreichten das verstreut liegende, altertümliche ­Dörfchen Audley gerade rechtzeitig, um im Sun Inn ­abzusteigen und ein reichhaltiges Dinner zu bestellen. Audley Court lag nur eine dreiviertel Meile vom Dorf entfernt. Die ­beiden jungen Männer saßen inzwischen genüsslich bei ihrem Dinner in einem separaten Gast­zimmer im Sun Inn. Die Fenster standen weit offen, und die frische Landluft wehte zu ihnen, während sie ihrem Essen zusprachen. Die Blätter der Bäume zeigten hier und da die ersten zarten Andeutungen früher Herbst­farben. Auf ­manchen Feldern stand noch das gelbe Getreide, auf ­anderen fiel es bereits unter der glänzenden Sichel zu Boden. Und auf den engen Feldwegen konnte man den großen, von kräftig gebauten Pferden gezogenen Karren begegnen, welche die reiche Ernte zur Scheune brachten. Für jeden, der während der heißen Sommermonate in London eingesperrt war, bedeutet ein Wiedersehen mit dem ländlichen Leben ein Sinnesvergnügen, das kaum zu beschreiben ist. Auch George Talboys empfand so und erfuhr damit zum ersten Mal seit dem Tode seiner Frau wieder so etwas wie ein Gefühl der Freude. Die Uhr schlug fünfmal, als sie ihr Dinner beendeten.
    „Setze deinen Hut auf, George“, sagte Robert Audley zu seinem Freund. „In Audley Court speist man nicht vor ­sieben Uhr, und so haben wir genügend Zeit, um einen Spaziergang dorthin zu machen und das alte Haus und seine Bewohner zu besuchen.“
    Der Wirt, der gerade mit einer Flasche Wein in der Hand den Raum betreten hatte, blickte bei den Worten des jungen Mannes auf. „Entschuldigen Sie, Mr Audley“, bemerkte er, „Sir Michael, Mylady und Miss Alicia sind zu den Pferderennen nach Chorley gefahren und ­werden sicherlich nicht vor acht Uhr zurück sein. Auf ihrem Heimweg müssten sie jedoch hier vorbeikommen.“
    Unter diesen Umständen war es natürlich sinnlos, sich auf den Weg zum Court zu machen, und so schlenderten die beiden jungen Männer durch das Dorf und kundschafteten die nahen Gewässer aus, in denen sie fischen ­konnten. Auf diese Weise vertrieben sie sich die Zeit bis kurz nach sieben Uhr. Dann kehrten sie zum Gasthof zurück, setzen sich ans geöffnete Fenster und zündeten ihre Zigarren an. Danach blickten sie lange hinaus auf die friedliche Landschaft.
    Es war bereits dämmrig, als nacheinander Jagdwagen, Kaleschen, zweirädrige Einspänner und schwerfällige vierrädrige Bauernkarren vor den Fenstern des Gast­hofes vorbeirasselten. Und die Dämmerung war noch weiter ­fortgeschritten, als plötzlich eine offene vierspännige ­Kutsche unter dem schwingenden Wirtshausschild ­stehen blieb. Es war der viersitzige Landauer von Sir Michael ­Audley. Das Geschirr eines der Leitpferde war verrutscht, und so stieg der Kutscher ab, um die Sache wieder in ­Ordnung zu bringen.
    „Nanu, das ist ja mein Onkel!“, rief

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