Das Geheimnis der MacKenzies
genauso wie in der letzten Nacht. Seine Zunge erforschte ihren Mund, streichelte ihre Zunge, verlangte ihre Erwiderung. Er schmeckte heiß und berauschend, seine Haut roch nach Seife und nach Mann. Ihre Brüste pochten und schienen nur Linderung zu erfahren, wenn sie sie an seine harte, muskulöse Brust presste. Sie konnte es kaum ertragen, aber die einzige Alternative wäre, sich von Joe zu lösen. Und das war erst recht unmöglich.
Für sie. Für ihn nicht. Plötzlich fühlte Caroline sich sanft freigegeben und saß wieder allein da. Sie schwankte, und Joe hielt sie an den Armen fest. Ungläubig und leicht verärgert starrte sie ihn an. Seine verfluchte Selbstbeherrschung! Konnte er nicht wenigstens auch ein bisschen von diesem Tumult empfinden, der in ihr tobte? Er war erregt, daran bestand nicht der geringste Zweifel, aber das reichte wohl nicht, um ihn die Kontrolle verlieren zu lassen - während sie praktisch lichterloh in Flammen aufgegangen war.
„Die Regeln sind denkbar einfach“, sagte er völlig gelassen. „Erst müssen Sie sich daran gewöhnen, sich anfassen zu lassen und selbst anzufassen. Wir werden herausfinden, was Ihnen gefällt. Wir lassen es langsam angehen und arbeiten uns Schritt für Schritt vor, jedes Mal ein Stückchen weiter. Ich hole Sie heute Abend um sieben ab.“ Er küsste sie noch einmal und dann verließ er genauso leise, wie er gekommen war, das Büro.
Caroline ließ sich gegen die Schreibtischkante sinken, während sie versuchte, ihre Pulsrate und ihre Atmung wieder zu normalisieren und mit diesem unbekannten, schmerzhaften Sehnen in ihrem Körper fertig zu werden. Sie steckte in Schwierigkeiten. In großen Schwierigkeiten. Sie hatte etwas ins Rollen gebracht, mit dem sie nicht umgehen konnte. Aber sie würde es nicht aufhalten, selbst wenn es noch möglich wäre. Sie bezweifelte ernsthaft, dass sie es überhaupt könnte.
Wenn sie sich nicht komplett irrte, gedachte Joe Mackenzie, eine Affäre mit ihr zu beginnen. Und zwar eine mit allem, was dazugehörte. Caroline war bereit dazu, sie ließ sich mit offenen Augen darauf ein. Für ihn würde es eben nur eine Affäre sein, während es für sie sehr viel mehr bedeutete. Er würde immer die Kontrolle behalten, stets distanziert bleiben und nie wirklich tief beteiligt sein, während sie auf dem besten Wege war, ihr Herz zu verlieren.
5. KAPITEL
D ie Tests am nächsten Tag verliefen gut. Was umso mehr zu begrüßen war, da Caroline wie in Trance herumlief. Adrian gab prompt einen beißenden Kommentar ab, und Caroline konnte nur mit einem schwachen Lächeln zustimmen. Sie war selbst entsetzt über ihren Mangel an Konzentration. So etwas kannte sie von sich überhaupt nicht. Ihre Konzentrationsfähigkeit war normalerweise so stark ausgeprägt, dass ein Professor mal die scherzhafte Bemerkung gemacht hatte, dass es selbst einem Erdbeben nicht gelingen würde, sie abzulenken. So unrecht hatte er damit nicht gehabt.
Caroline hätte nie geglaubt, dass ein Mann ihre Gedankengänge so vollständig und absolut stören würde, vor allem, weil Joe sie kaum beachtete. Das brauchte er auch nicht, erkannte sie. Er hatte seine Absichten ja bereits am Vorabend klargemacht. Und er hatte sie zum Abschied geküsst. Soweit es die Leute auf der Basis anging, gehörte Caroline zu Colonel Mackenzie. Er war sozusagen der Alpha-Mann, keiner der Männer würde ihm seine Frau streitig machen. Caroline war schon etwas entsetzt darüber, wie wenig die Verhältnisse sich seit prähistorischen Zeiten doch geändert hatten. Auch wenn sie zugeben musste, dass sie sich bereit erklärt hatte mitzumachen. Hatte sie eingewilligt, weil sein Vorschlag Sinn ergab, oder hatte sie sich etwa im Unterbewusstsein verpflichtet gefühlt, sich gehorsam dem Alpha-Männchen unterzuordnen?
Nein, Unsinn. Sie fühlte sich nie verpflichtet, weder bewusst noch unbewusst, jemandem zu gehorchen. Sie machte mit, weil er ihren Herzschlag zum Rasen brachte. So einfach war das. Spitzfindige Ausreden halfen nicht.
Als sie alle zurück im Container waren und die Testergebnisse des Tages durchgingen, rollte Cal mit seinem Stuhl zu Caroline herüber. „Na, wie lief die Verabredung mit dem Oberboss?“
Ohne dass sie etwas dagegen unternehmen konnte, begannen ihre Hände zu zittern. Sie legte die Unterlagen ab, in denen sie gelesen hatte. „Nett war’s, ganz harmlos. Warum fragst du?“
Zu ihrem Erstaunen erkannte sie die Sorge in seinen freundlichen Augen. „Nun ja, ich weiß doch,
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