Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition)
gerade noch bis nach oben zu Josh, der leise murmelnd einen Arm um sie legte.
Dann fielen ihr einfach die Augen zu.
California State Prison, Vereinigte Staaten von Amerika
Die Sonne flirrte über dem hässlichen grauen Betonbau, der von hohen, mit Stacheldraht gekrönten Mauern umgeben war. Ein Summen erklang, dann schwangen die ockerfarben gestrichenen Torflügel auf, und ein Mann trat ins Freie.
Mit einer Hand beschattete er seine Augen vor dem grellenLicht. Die Aussicht war wenig verlockend. Eine zweispurige asphaltierte Straße, einige schäbige Häuser, die ihn an Baracken erinnerten, ansonsten nur staubige Einöde. Doch er war frei – und das war weit mehr, als sein Verteidiger ihm noch vor wenigen Tagen in Aussicht gestellt hatte.
Ohne sich noch einmal umzublicken, ging er los und ließ den tristen Gefängnisbau hinter sich zurück. Er wusste nicht, wer für seine Kaution aufgekommen war. Jeder Angeklagte, der über einen festen Wohnsitz verfügte, konnte sich mit der Zahlung einer vom Gericht festgesetzten Summe ein vorübergehendes Ticket in die Freiheit erkaufen. Dummerweise hatte er selbst das Geld hierfür beim besten Willen nicht aufbringen können. Er war schon drauf und dran gewesen, sich mit der Aussicht zu arrangieren, die Zeit bis zur Verhandlung seines Falles – und bis dahin konnte gut und gern ein Jahr vergehen – auf Staatskosten im Gefängnis zu verbringen.
Nun hatte sich das Blatt zu seinen Gunsten gewendet. Und seiner Frau, diesem Miststück, hatte er die unerwartete Freiheit ganz sicher nicht zu verdanken!
Als er hörte, wie ein Wagen langsam hinter ihm anrollte, blieb er nicht stehen. Auch nicht, als die getönte Seitenscheibe der schwarzen Limousine mit einem leisen Surren hinunterglitt und das Gesicht eine Frau dahinter zum Vorschein kam.
Einer äußerst attraktiven Frau, wie er gleich darauf feststellte.
»Mr Shelley-Makepeace?« Ihre Stimme klang samtigweich, aber sie hatte einen auffälligen Akzent, den er nicht gleich zuordnen konnte.
Adrian blieb nun doch stehen und verzog das Gesicht. »Nur Shelley bitte – der Name erinnert mich schon genugan meine Frau … ich meine natürlich Exfrau.« Er schenkte der schönen Unbekannten ein schiefes Lächeln. »Und Sie sind?«
Die junge Frau – Adrian schätzte sie auf Anfang dreißig – strich ihr hellblondes Haar zurück und begegnete seinem Blick ernst, aber nicht unfreundlich. »Mein Name ist Helen Beauchamp-Smith. Sie fragen sich sicher, was ich von Ihnen will, nicht wahr, Mr Shelley? Nun, wir haben eine gemeinsame Bekannte, deren Aufenthaltsort Sie unter Umständen interessieren dürfte.« Sie hielt Adrian einen Umschlag entgegen, auf dem sein Name und die Anschrift des Bundesgefängnisses standen, das er gerade erst verlassen hatte. Er erkannte Kimberleys Handschrift sofort.
»Der ist ja von meiner Tochter! Woher haben Sie den?«, fragte er argwöhnisch.
»Das ist die falsche Frage, Mr Shelley«, entgegnete die Fremde mit dem klangvollen Namen lächelnd. »Richtig müsste sie lauten: Wo kommt der Brief her? Denn dort, wo sich ihre Tochter aufhält, befindet sich auch der kleine Will – und …«
»Shelly!« Adrian spie den Namen aus wie ein widerliches Insekt. »Sie wissen, wo sie ist?«
Helen Beauchamp-Smith lächelte. »Was halten Sie davon, wenn wir uns darüber bei einem Gläschen Champagner unterhalten?« Die Tür der Limousine schwang lautlos auf. »Eine gute Bekannte von mir hat die Zahlung der Kaution übernommen, um Sie auf freien Fuß zu setzen. Wir wollen die Gute doch nicht enttäuschen, oder? Also los, steigen Sie schon ein.«
Normalerweise gehörte Adrian nicht der Sorte Männern, die sich von einer Frau etwas sagen ließen. Doch den Anweisungen der schönen Helen folgte er nur zu gern. Ihm war jedesMittel recht, solange es ihm nur dabei half, Shelly zu finden.
Und dann würde er dieser elenden Verräterin zeigen, was es bedeutete, sich mit einem Mann wie ihm anzulegen …
3. TEIL
1
»Ich muss wirklich nur kurz nach Emerald Downs, um nach dem Rechten zu sehen«, sagte Josh, als er fünf Tage später, seine Jacke über der Schulter, die Küche betrat. Shelly stand von ihrem Platz am Frühstückstisch auf und er trat auf sie zu, zog sie in seine Arme und küsste sie. Kim und Will, die hungrig ihre Weet-Bix mit Milch in sich hineinschaufelten, blickten nicht einmal auf, und auch Emily, die am Herd stand und Eier briet, lächelte nur verstohlen.
Shelly konnte noch immer nicht recht
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