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Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition)

Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Stevens
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dir auch nur eine Träne nach? Der hat dich doch längst vergessen!«
    Wütend funkelte Kim ihren kleinen Bruder an. »Das ist nicht wahr!«, fauchte sie – doch eigentlich wusste sie, dass sie nur deshalb so heftig reagierte, weil Will mit seinen Worten einen wunden Punkt berührt hatte. Sie fürchtete nämlich insgeheim selbst, dass Zack nicht lange zögern würde, sich mit einer anderen zu trösten.
    Es war so schrecklich unfair! Sie hatte über ein Jahr gebraucht, bis Zack Loomis sie überhaupt bemerkte, und noch einmal ein halbes, bis sie zum ersten Mal miteinander ausgegangen waren. Und jetzt, wo sie endlich am Ziel ihrer Träume angelangt war, sollte sie das alles einfach kampflos wieder aufgeben, bloß weil ihre Mutter sich in den Kopf gesetzt hatte, nach Neuseeland zu ziehen?
    Nein, das kam überhaupt nicht infrage! Sie musste zurück nach Kalifornien, und zwar so schnell wie möglich!
    »Was ist eigentlich mit dir?«, wechselte sie rasch das Thema. »Du findest diese ganze bescheuerte Aktion wohl auch noch cool, wie?«
    Will zuckte mit den Schultern. »Bisher gefällt’s mir hier eigentlich ganz gut. Ich hab im Internet gelesen, dass Aorakau sogar eine eigene Feuerwache hat und …«
    »Weißt du was? Du und deine dämliche Feuerwehr,ihr könnt mich mal!« Kim rutschte vom Fensterbrett und stürmte wütend aus dem Zimmer. Dann lief sie den Korridor hinunter und verschwand in dem staubigen, muffig riechenden Raum, der einmal ihrer werden sollte, und knallte die Tür so heftig hinter sich zu, dass sie in den Angeln vibrierte.
    Kurz blickte sie sich um. Was für ein erbärmlicher Saustall!, dachte sie und schüttelte sich angewidert. Doch alles war besser, als die Nacht in der Gesellschaft von diesem Verräter Will zu verbringen.
    Sie zog die Packung Marlboro Menthol und die Schachtel Streichhölzer aus dem Schaft ihrer Doc Martens, wo sie sie vor ihrer Mutter versteckte, öffnete das Fenster und setzte sich aufs Fensterbrett, sodass ihre Beine in der Luft baumelten.
    Sie riss ein Streichholz an, das zischend aufflammte, und hielt es an das Ende der Zigarette. Dann sog sie den scharf und kühl schmeckenden Rauch tief in ihre Lungen, während sie in Gedanken bereits die SMS verfasste, die sie an Zack schicken würde.
    »So, jetzt wird es aber wirklich Zeit für mich«, verkündete Emily, erhob sich von ihrem Platz am Küchentisch und streckte sich gähnend. Sie und Shelly hatten die letzten Stunden damit zugebracht, einfach nur über Gott und die Welt zu reden. Es ließ sich kaum mehr übersehen, dass das Eis zwischen den beiden so unterschiedlichen Frauen endgültig gebrochen war.
    »Und Sie sollten auch langsam zusehen, dass Sie in die Federn kommen«, sprach Emily weiter. »Es ist schon fast elf, und Sie sehen ehrlich gesagt zum Umfallen müde aus.«
    »Das bin ich auch«, gestand Shelly leise lachend ein. »Aber gleichzeitig fühle ich mich so aufgekratzt, dass ich mir überhauptnicht vorstellen kann, auch nur ein Auge zuzubekommen. Das alles … dass wir endlich hier sind und dass nun wirklich unser neues Leben anfangen kann … es kommt mir alles noch ganz unwirklich vor. Das klingt ziemlich wirr, oder?«
    »Überhaupt nicht«, widersprach die ältere Frau. »Und wissen Sie, was mir immer hilft, wenn ich das Gefühl habe, dass mir alles über den Kopf wächst? Ein ausgiebiger Spaziergang! Die Bewegung hilft mir dabei, meine Gedanken zu sortieren – und außerdem macht sie mich müde.«
    »Gute Idee«, sagte Shelly und stand ebenfalls auf. »Ich glaube, genau das werde ich tun. Danke, Emily – auch dafür, dass Sie sich so geduldig meine Probleme angehört haben.«
    »Ach, das ist doch nicht der Rede wert.«
    Als sie kurz darauf nach draußen auf die Veranda trat, wurde Shelly vom Zirpen der Grillen und dem schnarrenden Kiwii-Kiwii- Ruf eines Vogels empfangen, über dessen Namen sie nicht lange nachdenken musste.
    Versonnen ließ sie ihren Blick über das schier unendliche Land schweifen, dessen Wiesen und Wälder im silbrigen Licht des Mondes schimmerten, und sie spürte, wie ein gewaltiges Gefühl der Verbundenheit von ihr Besitz ergriff, das sie selbst erstaunte.
    Wie von einer unsichtbaren Hand gelenkt, stieg sie die Verandastufen hinunter und ließ das Haus hinter sich zurück. Schon nach ein paar Metern zog sie die Schuhe aus und ging barfuß weiter. Ihr war, als könnte sie den Herzschlag der Erde spüren. Sie legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und badete ihr Gesicht im

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