Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition)
wussten doch schon, bevor Sie bei mir angefangen haben, dass es Schwierigkeiten geben könnte.«
»Nun, Geraldine Wood hat gestern Abend einige von uns aufgesucht und uns unmissverständlich klar gemacht, dass wir im Tal nie wieder einen Job finden werden, wenn wir weiter für Sie arbeiten.« Jock schüttelte den Kopf. »Tut mir wirklich leid …«
Die Woods also! Wütend ballte Shelly die Hände zu Fäusten. Eigentlich hätte sie sich denken können, dass die dahintersteckten. Aber so leicht würde sie sich von diesen Leuten nicht ausspielen lassen – so leicht nicht!
»In dieser Sache ist das letzte Wort noch nicht gesprochen!«, entgegnete sie energisch. Sie lief zum Haus zurück, um ihren Autoschlüssel zu holen.
»Was haben Sie denn jetzt vor?« Emily wirkte besorgt. »Wo wollen Sie hin, Shelly?«
»Nur zu einem kleinen Nachbarschaftsbesuch, der schon sehr lange überfällig ist.«
Keine zehn Minuten später fuhr sie vor dem Haupthaus von Emerald Downs vor und stellte ihren Wagen mitten auf der Auffahrt ab. Sie war kaum ausgestiegen, als auch schon eine schlanke, hochgewachsene Frau auf die Veranda hinaustrat. Sie brauchte sich nicht vorzustellen, Shelly wusste auch so sofort, wen sie vor sich hatte, auch wenn sie ihr bisher noch nie begegnet war, weil sie, wie man hörte, Emerald Downs so gut wie nie verließ. Dieser herrische, leichtherablassende Blick konnte nur zu einer einzigen Person gehören.
Geraldine Wood!
»Was fällt Ihnen eigentlich ein, meinen Arbeitern zu drohen, Mrs Wood?«, kam Shelly ohne lange Vorreden zum Thema. »Diese Leute sind nicht Ihr Eigentum!«
Geraldine Wood lächelte kühl. »Aber, aber, Miss Makepeace! Von Drohen kann doch überhaupt nicht die Rede ein. Oder ist es etwa nicht mein gutes Recht, frei zu entscheiden, wen ich anstelle und wen nicht? Es war lediglich eine Geste der Fairness, Ihre Hilfskräfte darauf hinzuweisen, dass sie auf Emerald Downs keine Beschäftigung mehr finden werden, sofern sie weiter für Sie arbeiten.«
»Was, zum Teufel, ist denn hier los? Ich …« Josh, der hinter Geraldine durch die Tür trat, verstummte abrupt, als er Shelly erblickte. »Du?«
»Ich bin nur hier, um mich bei deiner Mutter dafür zu bedanken, dass sie mir die Arbeiter abspenstig gemacht hat – und um ihr zu sagen, dass ich mir ein solches Verhalten nicht länger gefallen lassen werde. Wenn sie unbedingt Krieg will – gut, soll sie ihn haben!«
Mit diesen Worten wirbelte Shelly herum und ging zu ihrem Wagen zurück. Sie wusste, dass sie mit ihrem Besuch bei Geraldine Wood nicht das Geringste erreicht hatte, trotzdem fühlte sie sich ein wenig besser, als sie mit quietschenden Reifen losfuhr und eine Staubwolke hinter sich zurückließ. Wenigstens hatte sie dieser hinterlistigen Person endlich einmal kräftig die Meinung gesagt – nur, dass ihr das vermutlich auch nicht helfen würde. Geraldine Wood war kein Mensch, der sich von Worten beeindrucken ließ. Und Shelly fürchtete, dass sie, wenn sie gleich nach Hause kam, dort abgesehen von Emily niemanden mehr antreffen würde.
Ganz so schlimm kam es dann aber doch nicht, denn als sie eintraf, wartete Lenny vor dem Haus. Und zwar zusammen mit einem älteren Mann, den Shelly noch nie zuvor gesehen hatte. Sie schätzte ihn auf Ende sechzig, Anfang siebzig. Das dichte schlohweiße Haar hatte er mit Pomade gebändigt, zu staubigen Jeans und einem karierten Hemd trug er derbe Gummistiefel. Trotz seines Alters machte er keinesfalls einen gebrechlichen Eindruck. Und die hellgrauen Augen in dem von Falten durchzogenen Gesicht wirkten wach und intelligent.
»Shelly, das ist Hal«, stelle Lenny ihr den Fremden vor. »Er sagt, dass er über Erfahrung als Schreiner verfügt, und er ist auf der Suche nach einem Job.«
»Ich würde lügen, wollte ich behaupten, dass ich Ihre Hilfe nicht brauchen kann, Mr …«
»Einfach nur Hal, Ma’am«, entgegnete er lächelnd. »Und wenn Sie meinen, ich bin zu alt …«
»Nein, nein, darum geht es nicht, Hal. Aber ich will offen sein: Wenn Sie für mich arbeiten, müssen Sie damit rechnen, sich bei den Woods von Emerald Downs unbeliebt zu machen. Wenn Sie also keine Lust auf Schwierigkeiten haben, würde ich Ihnen empfehlen, sich lieber bei einem meiner Nachbarn nach einem Job umzuhören.«
Doch der alte Mann schüttelte den Kopf. »Ich habe kein Problem damit, mich mit diesen Leuten anzulegen«, entgegnete er. Der Ausdruck, der sich bei diesen Worten auf sein Gesicht legte, kam Shelly
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