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Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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noch nie enttäuscht. Er wusste, was mit denen geschehen war, die es getan hatten.
    Bei dem Gedanken durchfuhr ihn ein Schaudern, und er bekreuzigte sich schnell, bevor er in die Zelle von Bruder Marian schlüpfte und die Tür hinter sich zuzog. Er holte unter seinem Umhang, in dessen Innenseite Taschen eingenäht waren, ein Fläschchen hervor, schlug die Decke über der Strohmatratze um, drückte sich ein Tuch vor Mund und Nase und nahm den Korken vom Flaschenhals. Vorsichtig, um nicht zu viel aufzuwirbeln, schüttete er das Pulver aus der Flasche über die Decke und das Leintuch auf der Strohmatratze. Immer noch das Tuch mit einer Hand vors Gesicht haltend, drehte er die Decke wieder um und stand auf. Die letzten Pulverstäubchen tanzten in den Sonnenstrahlen, die durch das winzige Fenster hereinfielen. Er sah sein Werk an. Und er sah, dass es böse war.
    Rasch verließ er die Zelle.

VI
    A nna erwachte am frühen Morgen, als es noch dunkel war. Ihr war schlecht und sie spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Nein, etwas war ganz und gar nicht in Ordnung. Sie blinzelte und schaffte es nur mit größter Mühe, ihre verklebten Augen zu öffnen. Hatte sie doch die ganze Nacht durchgeschlafen, obwohl sie sich nach der abendlichen Versorgung der Kranken nur kurz hinlegen und ausruhen wollte? Und was war das? Ein Kerzenlicht direkt vor ihren Augen blendete sie. Außerdem fühlte sie sich fiebrig und elend. Sterbenselend sogar. Alle Glieder schmerzten, ein grauenhafter Juckreiz schien ihren ganzen Körper befallen zu haben, und sie war kurz davor, sich übergeben zu müssen.
    Der Mann mit der Kerze in der Hand, der ihr Gesicht einer genauen Musterung unterzog, näherte sich ihr, so dass sie seinen schlechten Atem riechen konnte. Eigentlich wollte sie sich angeekelt wegdrehen, aber er fasste sie am Kinn an und nickte.
    »Zu meinem großen Bedauern muss ich feststellen, dass der Befund eindeutig ist, Eure Eminenz.«
    Der Mann stand auf und nahm die Kerze wieder von Annas Gesicht weg. Sobald sie nicht mehr geblendet wurde, merkte sie, dass sich anscheinend das halbe Kloster in ihrer Zelle versammelt hatte.
    Um ihr Matratzenlager drängten sich etliche Mönche, teils neugierig, teils betroffen schauend, mit Kerzen in der Hand. Anna kam es vor, als würden sie bei ihr Totenwache halten. In vorderster Reihe standen der Erzbischof, Pater Sixtus, Graf Lothar von Hochstaden und sein Sohn Gero.
    Hatte ihr jemand einen Sud aus der Tollkirsche verpasst? Der Infirmarius hatte ihn manchmal, in starker Verdünnung, gegen den Husten eingesetzt. Bei falscher Dosierung ließ der Trank den Kranken jedoch Gestalten und Dämonen sehen, die Ausgeburten der Hölle zu sein schienen. Aber nein, sie war wach und bei Verstand. Dieser Alptraum war Wirklichkeit.
    Die Mönche, die sich in die enge Zelle drängten, wichen bei den Worten von Pater Sixtus unwillkürlich zwei Schritte zurück. Pater Antonius, ein dicklicher, ängstlicher Mann, streckte sofort das kleine Kreuz von sich, das er an einer Kette um den Hals trug. Antonius kopierte tagsüber im Skriptorium alte Handschriften und war nun, nach dem Tod Pater Urbans, der Älteste unter den Mönchen des Klosters. Unter seiner Kutte trug er einen härenen Gürtel, als ständige Mahnung an seine sündhafte Unzulänglichkeit. Die Schmerzen, die ihm der Bußgürtel verursachte, ließen ihn stets leicht gebückt und mit verzerrtem Gesicht daherkommen. Er sprach den allgemeinen Verdacht als Erster aus, indem er theatralisch die Hand vor den Mund schlug und die anderen Mönche entsetzt ansah. »Bruder Marian hat Lepra!«
    Anna dachte, sie hätte sich verhört. Aber die durchdringende Stimme von Pater Sixtus bestätigte die Feststellung von Pater Antonius. »Ja, es ist Lepra! Alle hinaus. Sofort. Oder wollt ihr euch anstecken?!«
    Mit einem Mal versuchte jeder, als Erster aus der Zelle hinauszukommen. Wie eine durch einen Wolf in Panik geratene Schafherde drängten die Mönche zur Tür, einander rücksichtslos stoßend und schiebend. Nur der Erzbischof, Graf Lothar, Pater Sixtus und Gero blieben zurück.
    Anna sah ihre Arme an, ihre Beine. Ein hässlicher, bräunlicher Ausschlag, der von ihrem ganzen Körper Besitz ergriffen zu haben schien, zwang sie, sich zu kratzen. Dort, wo sie es tat, fing die Haut sofort an zu bluten. Nun bekam sie es mit der Angst zu tun. Sie betastete ihr Gesicht. Auch da konnte sie den schrecklichen Ausschlag spüren. Schwarze Hoffnungslosigkeit legte sich wie ein schweres

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