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Das Geheimnis der Perle

Das Geheimnis der Perle

Titel: Das Geheimnis der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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Mischung aus abgetragenem Leder, Schweiß, Tabak. Ein männlicher Duft, der seltsam tröstlich war.
    Als sie die Tür wieder hinter sich schloss, sah sie in die kalten blauen Augen eines älteren Mannes. „Hat Stuart Sayers nichts anderes auftreiben können als dich? Der Kerl ist ein verdammter Idiot!“
    Er musste sich nicht vorstellen. Für einen verrückten Moment überlegte sie, was Bryces Vater wohl sagen würde, wenn sie ihm verriet, wer sie wirklich war. „Tut mir leid, aber ich war die Einzige, die kommen wollte“, sagte sie. „Ich tue alles, damit Sie froh sind, dass er mich geschickt hat.“ Sie senkte den Blick, als wollte sie ihm Achtung erweisen.
    „Herrgott, ein Schlitzauge! Genau das, was wir brauchen. Als ob die Schwarzen nicht schon schlimm genug wären!“
    Sie hielt den Blick gesenkt und fragte sich, wie ihr Vater jemals mit diesem Mann hatte befreundet sein können.
    „May hat schon wahre Wunder vollbracht, Dad.“
    Mei hob den Blick und sah, dass Bryce den Flur hinunterkam. Er lächelte nicht und kam mit steifem Gang auf sie zu, als würde er sich einem störrischen Pferd nähern. „Sie hat an einem Tag mehr geschafft als das letzte Paar in einer ganzen Woche.“
    Archer achtete nicht auf seinen Sohn und fragte Mei stattdessen: „Was hast du denn gemacht? Ich will alles wissen, jetzt sofort.“
    Sie zählte auf, was sie erledigt hatte.
    „Wo ist deine Mutter?“, schnauzte Archer, ohne Bryce anzusehen.
    „Mrs Llewellyn schläft“, antwortete Mei für ihn. „Ich habe heute auf sie aufgepasst.“
    Archer war plötzlich still. Doch Mei hatte keine Angst. Selbst wenn er sie wieder wegschicken würde, dauerte es eine Zeit lang, bis alles arrangiert war. Schließlich wandte er sich an seinen Sohn. „Du hältst dich von diesem Mädchen fern, verstanden? Ich habe miterlebt, wie ein guter Mann von so einer kaputt gemacht wurde. Ich lasse nicht zu, dass das noch mal passiert.“ Damit ging er stampfenden Schrittes davon.
    Bryce war vor Verlegenheit rot angelaufen. Sein Blick bat Mei um Vergebung, aber er war geistesgegenwärtig genug, sie nicht laut darum zu bitten und sie so beide in Verlegenheit zu bringen.
    Auch Mei wandte sich zum Gehen. Sie wusste genau, wen Archer gemeint hatte. Sie ähnelte ihrer Mutter nicht besonders; Willow war eine ausgesprochene Schönheit gewesen. Aber Archer hatte sie trotzdem in Mei gesehen. Er schöpfte zwar keinen Verdacht, was ihre Identität betraf. Aber vielleicht spürte er tief in seinem Inneren, dass sie gekommen war, um ihm das Leben zur Hölle zu machen.

16. KAPITEL
    A n diesem Abend gingen sie nicht über das Anwesen. Auch nicht in der Woche darauf. Denn Bryce wurde zu einem der Camps geschickt, um Post und Vorräte abzuliefern. Archer blieb zu Hause und hielt ein wachsames Auge auf Mei und Viola.
    Mei hatte gehofft, sich den Mörder ihres Vaters nun genauer ansehen zu können, doch sie bekam ihn nicht oft zu Gesicht; offenbar verabscheute er seine Frau. Mei sah weiterhin im Haus nach dem Rechten und beaufsichtigte Emma und deren Schwester Millie, die unter Meis Anleitung damit begonnen hatten, die Außengebäude in Ordnung zu bringen.
    Larry stellte sich als guter Koch heraus, der Sallys Hilfe akzeptierte, sodass das Essen immer schmackhafter wurde.
    Mei kümmerte sich die meiste Zeit um Viola, badete sie jeden Tag und zog ihr frische Kleidung an. Sogar zu einem Spaziergang morgens hatte sie sie überreden können, da er ihrer Gesundheit förderlich sei.
    Als dann eines Nachmittags mit dem ersten Gewitter die Regenzeit kam, saß Viola auf der Veranda. Ihre Augen leuchteten hell wie der Blitz, und ihr Verstand schien sich plötzlich für einen Moment zu klären. „Die Regenzeit hasse ich am meisten.“
    Überrascht, wie gehässig Viola klang, sah Mei sie forschend an. „Macht das Gewitter Ihnen Angst?“
    „Der Donner ist Gottes Stimme.“
    Mei hätte nicht erwartet, dass Gott zur Welt der Llewellyns gehörte.
    „Er ist natürlich wütend“, fuhr Viola fort. „Als hätte ich nicht schon teuer genug bezahlt.“
    „Warum ist er denn wütend?“
    „Ich sollte den armen kleinen Freddy Colson heiraten. Und jetzt ruft er nach mir.“
    „Gott?“
    „Nein, du dummes Ding! Mein Vater.“
    Mei versuchte, hinter all dem einen Sinn auszumachen.
    „Vielleicht ist der Donner nur eine Naturgewalt und hat nichts mit alldem zu tun.“
    Scharf sah Viola sie an. „Alles hat mit mir zu tun.“
    Der Regen hielt die ganze Nacht an, sodass Mei fürchtete, Bryce

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