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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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Jesu dargestellt, an der Südwand, das des Moses«, erläuterte Antonio Barberini in offenbarer Plauderlaune. Es folgten die Deckengemälde, die Sybillen und die Propheten.
    »Das ist Zacharias, er prophezeite einst, dass Gott die treulosen Hirten des Volkes bestrafen würde. Da drüben seht Ihr Jesajas; er sagte den Messias voraus, unseren Herrn Jesus Christus. Das dort ist der Prophet Daniel. Er erinnert mich irgendwie an Euch.«
    »Warum glaubt Ihr, bin ich einem Propheten ähnlich?«
    »Nicht Ihr ihm, er ist Euch ähnlich, werter Commissarius. Ich will es Euch erklären: Zwei alte Richter sahen im Hause Jojakims dessen schöne Frau Susanna. Die beiden Richter lauerten dem Weibe beim Baden auf und erpressten sie mit der Drohung zum Beischlaf, sie würden sie des Ehebruchs mit einem jungen Mann beschuldigen, wenn sie sich nicht fügen würde.
    Susanna weigerte sich und schrie. Die beiden Richter schrien ebenfalls und stellten Susanna wie zuvor angedroht unter Falschanklage. Die Richter behaupteten, sie hätten Susanna beim Ehebruch ertappt und verurteilten sie zum Tode.
    Daniel rettete Susanna, indem er mit Hilfe eines Kreuzverhörs bewies, dass die beiden Alten logen. Ich finde, es ist eine Geschichte, die eines Anwalts würdig ist, nicht wahr?«
    Matthias erwiderte des jungen Kardinals sympathisches Lachen. Sie ließen sich auf eine Holzbank nieder und Matthias genoss den Anblick Michelangelos Meisterwerk in vollen Zügen.
    »Michelangelo war ein begnadeter Künstler«, stellte der Kardinal fest. »Würdet Ihr mir da zustimmen?«
    »Durchaus, doch Euer Onkel schwärmt von einem anderen Maler. Er heißt auch Michelangelo, Michelangelo Merisi da Caravaggio.«
    »Ihr seid in der Tat ein scharfsinniger Mann, Commissarius. Ja, mein Onkel verehrt diesen Mann. Ihr würdet dem Pontifex einen großen Dienst erweisen, wenn Ihr seinen mysteriösen Tod noch aufklären könntet. Caravaggio hatte seinerzeit ein phantastisches Bild gemalt, zumindest in den Augen unseres Heiligen Vaters. Eine Rosenkranzmadonna. Onkel Maffeo ist ganz vernarrt in dieses Werk, Doch leider ist es verschwunden. Beschafft das Bild und klärt den Tod Caravaggios. Es soll Euer Schaden nicht sein.«
    »Aber Euer Bruder sieht das ganz anders!«
    »Ach, Francesco, der hat nur seine Karriere im Kopf. Er glaubt, unseren Onkel eines Tages beerben zu können.«
    »Dennoch, verzeiht, aber ich muss ablehnen!«, wehrte sich Matthias entschieden gegen den Auftrag.
    Antonio Barberini schwieg einen Augenblick und sein warmes Lächeln verwandelte sich in harte, kalte Züge.
    »Auch nicht, wenn Ihr damit den guten Ruf und das Leben eines Freundes retten könntet?«
    »Wie habe ich das zu verstehen, Eminenz?« Matthias’ Überraschung hätte nicht größer ausfallen können.
    »Ich will es so erklären: Wir leben in schlimmen Zeiten. Protestanten, Häretiker und andere Sektierer tummeln sich zuhauf auf dieser gottverlassenen Welt. Da ist der gute Ruf eines braven Mannes schnell geschädigt, wenn er sich mit den Falschen einlässt. Besonders dann, wenn es ein Mann der Kirche ist. Da verstehen weder mein Bruder, noch mein Onkel irgendwelchen Spaß. Der Index Librorum Prohibitorum, das Verzeichnis der verbotenen Bücher, ist Euch doch bekannt?«
    »Ja, aber nun sagt schon, um wen handelt es sich?«
    »Nicht so ungeduldig, Commissarius. Euer Freund handelt nach unseren Informationen nicht nur mit verbotenen Schriften, sondern er verbreitet auch gefährliche Irrlehren.«
    »Barberini, junger Freund, haltete mich nicht zum Narren, wen meint Ihr, der von Eurem Onkel verfolgt wird?«
    »Ein Abt, Benediktiner, Spanier. Hm, wie hieß er doch gleich?« Barberini warf Matthias einen verstohlenen Blick zu und genoss es, den Commissarius seinem Willen völlig ausgeliefert zu sehen. »Ach, ich hab’s! Juan Briz Martinez!«
    »Das ist nicht Euer Ernst, Eminenz!«, erzürnte Matthias.
    »Doch, Commissarius. Es ist der völlige Ernst des Pontifex. Martinez verkehrt in sehr zweifelhaften Kreisen. Seine Lehren füllen die Hörsäle der Universitäten.«
    »Aber doch nur, weil er ein begnadeter Theologe ist und er die jungen Menschen führen kann.«
    »Verführen, wäre die richtige Bezeichnung, glaubt mein Onkel zumindest. Überlegt es Euch, ob Ihr Eurem Freund helfen wollt. Wenn ja, dann kommt morgen Vormittag gegen Zehn Uhr ins Heilige Offizium. Wir werden dann alles Weitere besprechen, Commissarius. Mein Onkel ist überzeugt, dass Ihr das findet, wonach er sucht.«
    Antonio

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