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Das Geheimnis der Salzschwestern

Das Geheimnis der Salzschwestern

Titel: Das Geheimnis der Salzschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Baker
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presste das Kinn gegen die Brust und lief gegen den scharfen Wind die Straße entlang. Die Kälte brannte in den Augen und Mundwinkeln.
    Ein mächtiger Windstoß fuhr über die Dünen und hätte sie beinahe umgeworfen, während der Himmel nach und nach von immer dichterem Nebel überzogen wurde. Sie strauchelte ein wenig und knöpfte sich den Mantel bis obenhin zu, wobei ihre bloßen Hände in der Kälte kribbelten. Als sie sich der Marsch näherte, blieb sie mitten auf dem einsamen Weg stehen, der Wind trieb sie jedoch weiter voran, also marschierte sie durchs Gras auf die Salt Creek Farm zu, obwohl ihr Verstand ihr riet, sich besser um ihren eigenen Kram zu kümmern. Sie machte trotzdem einen weiteren Schritt nach vorn. Bei so einem Wetter war Joanna doch bestimmt nicht draußen, überlegte sie. Dee hätte damit das Gelände für sich und könnte vielleicht einen Blick in die Scheune werfen.
    Aber sie lag falsch mit ihrer Annahme, denn sie war nicht allein. Mit schnurrendem Motor fuhr ein dunkler glänzender Wagen heran und spritzte ihr Sand auf die Schuhe. Dee blinzelte durch den Wind und wischte sich den Regen von der Stirn, aber sie musste nicht zweimal hinsehen, um ihn zu erkennen – in Prospect fuhr nur einer so ein funkelndes Auto. Sie schielte ins Innere, aber der Sitz neben ihm war leer, Whit war allein gekommen. Er lehnte sich zur Seite und öffnete die Beifahrertür. Warme Luft quoll heraus. »Steig ein«, rief er. »Du siehst ja aus wie eine ertrunkene Ratte. Was machst du denn hier draußen?«
    Sie zögerte noch eine Sekunde, aber das warme Leder und das leise Surren des Motors waren einfach zu verlockend. Sie schob sich in den Sitz, während draußen ein wahrer Sturzregen niederging. »Ich gehe spazieren«, erklärte sie und schüttelte sich das Wasser aus den Haaren. »Was machen Sie denn hier draußen?«
    Whit legte den Gang ein und fuhr weiter die zerfurchte Straße entlang. »Ich hab Claire nach Hause gebracht, und jetzt bin ich auf dem Weg zu Jo.«
    Als sie durch ein Schlagloch fuhren, wurde Dee nach vorn geschleudert und biss sich auf Versehen auf die Lippe. »Jo?«, echote sie und tupfte sich die Lippe ab. »Wieso das denn?« Whit sah sie aus dem Augenwinkel an, und Dees Herz begann heftig zu schlagen. Sie atmete tief durch und zog den Rock über die Knie nach unten. Nach Claire und ihrem Vater war Whit vermutlich der Nächste, vor dem sie ihre Ausflüge in die Marsch besser verheimlichen sollte. »Ich meine, besuchen Sie Jo oft?«, fragte sie nun und faltete gesittet die Hände im Schoß.
    Whit aber sah nicht aus, als kaufe er ihr das ab. »Nur, wenn es noch etwas zu klären gibt«, antwortete er durch zusammengebissene Zähne, hielt nahe der Scheune an und drehte sich zu Dee um. Er erkundete ihren Körper mit den Augen, ließ den Blick über ihre Brüste und dann wieder hinauf wandern, bis Dee es nicht länger aushielt und sich schamrot abwandte. Er hob die Hand, und einen Moment lang glaube sie, er würde ihr über die Wange streichen, stattdessen reichte er ihr die Autoschlüssel. »Ich brauche nicht lange«, versprach er und schloss ihre Finger um das Metall. »Ich würde dich gerne mit zurück in die Stadt nehmen. Lass den Motor an, wenn dir kalt wird.«
    Dann hielt er sich die Jacke über den Kopf, rannte durch die schlammige Marsch und kniff dabei im prasselnden Regen die Augen zu. Dee sah ihm nach, lehnte sich dann zurück und spreizte die Finger auf dem schicken Leder. Dieses Auto war eine derartige Luxuskarre, dass sie sich am liebsten gemütlich darin ausgestreckt hätte. Vermutlich wollte Whit Joanna irgendeinen Geschäftsvorschlag unterbreiten. Sie fragte sich, wie das wohl laufen würde. Für solche Sachen schien Jo ja nicht besonders aufgeschlossen zu sein. Jo war eigentlich generell nicht sehr aufgeschlossen.
    Dee schloss die Augen und hörte dem Regen zu, der aufs Autodach prasselte. Das Geräusch lullte sie ein, und plötzlich wirkte alles so verträumt. Na ja, das war es doch irgendwie auch. Immerhin saß sie hier – und auch noch an einem Sonntag – in Whit Turners Auto, und zwar sozusagen am Ende der Welt. Sie hielt die Schlüssel fest umklammert. Es gefiel ihr, wie sich das Metall auf ihrer Haut anfühlte, warm und kalt zugleich. Die Empfindung passte zu dem, was in ihr vorging.
    Unvermittelt tauchte Whit wieder auf, und sie erschrak, denn sie hatte ihn gar nicht kommen sehen. Fröstelnd fuhr sie zusammen, als er plötzlich die Tür aufriss. Er war völlig durchweicht,

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