Das Geheimnis der schönen Catherine
aus, aber ich kann Ihnen sagen, dass mein Mann schon zusätzliches Wachpersonal eingestellt hat – man kann gar nicht vorsichtig genug sein, wenn eine Bande ausländischer Diebe unterwegs ist. Ich verstehe einfach nicht, wie der Kerl an den Wachen vorbeigekommen ist. Das ist wirklich eine Schande!« Sie unterhielten sich noch ein wenig, aber es wurde sehr schnell klar, dass Mrs. Groombridge nicht sehr viel mehr wusste, als sie bereits erzählt hatte. Bald erhob sie sich. »Nun, ich muss mich sputen. Es hat mich gefreut, Sie zu sehen, Mr. Devenish, auf Wiedersehen, meine Damen. Ach, ich habe noch so viele Aufwartungen zu machen, und die Zeit rast heute dahin – unvorstellbar«, sagte sie und eilte hinaus. Die drei anderen sahen sich schweigend an. »Glauben Sie, er ist zu Colonel Grantley gegangen, weil er hier am Einbrechen gehindert wurde?« fragte Catherine neugierig. Hugo überlegte kurz. »Nein«, sagte er, »das glaube ich eigentlich nicht.«
»Nein«, stimmte Catherine ihm zu. »Es ist recht unwahrscheinlich, dass er es zunächst bei einem Haus wie dem unseren versucht, in dem es kaum etwas zu stehlen gibt, und dann ganz zufällig auf ein berühmtes Smaragdset stößt.« Sie sah ihn fest an. »Aber was hatte er dann hier zu suchen? Das ist wirklich rätselhaft, finden Sie nicht?«
»Ja«, meinte Mr. Devenish nachdenklich, »das ist wirklich sehr merkwürdig.«
»Vielleicht wollte er die Juwelen hier verstecken? Oder sie an einen Hehler weitergeben?« schlug Rose vor. »Oh, Tante Rose, wie klug du doch bist!«
pflichtete Catherine ihr sofort bei. »So muss es gewesen sein. Man stelle sich vor – unsere Gasse ein Treffpunkt für eine gefährliche Bande ausländischer Diebe! Wie aufregend!« In diesem Moment trafen drei weitere Damen ein und durchbohrten Hugo mit neugierigen Blicken. Daraufhin befand er, dass er für heute genügend Damen der Gesellschaft gesehen hatte, verabschiedete sich und überließ sie ihren Gesprächen über die Untaten des Chinesen.
»Ich habe eine Entscheidung getroffen«, erklärte Thomas, Lord Norwood.
Verlegen räusperte er sich. Noch nie hatte sein Neffe Hugo in seinem Haus besucht, jedenfalls nie ohne seine Mutter. Hugo hob fragend die Augenbrauen. »Ich habe …« Thomas hielt inne und ließ die Finger über seinen weißen Kragen gleiten, der ihm plötzlich zu eng zu sein schien. »Ich habe mich entschlossen zu heiraten.«
»Ach, wirklich?« fragte Hugo mit eisiger Stimme. »Hast du dem Mädchen schon einen Heiratsantrag gemacht?«
»Ja«, erklärte Thomas verlegen. »Ich bin schließlich ein Mann. Ich kann meine eigenen Entscheidungen treffen. Und deshalb bin ich zu dir gekommen …«
»Sie hat deinen Antrag angenommen?«
Hugo musste sich zwingen, ruhig zu bleiben. Thomas blinzelte verwirrt. »Ja, natürlich. Wir lieben uns.«
»Ihr liebt euch?« Hugos Stimme troff vor Sarkasmus. »Du meinst, du bist in ihre Mitgift verliebt.«
»Aber sie hat doch gar keine Mitgift!«
»Das ist mir klar!«
»Woher weißt du …? Ich habe niemandem davon erzählt. Nicht einmal meine Mutter weiß Bescheid.« Hugo runzelte die Stirn. »Was soll das heißen? Natürlich weiß deine Mutter Bescheid! Seit Wochen redet sie von nichts anderem.«
»Meine Mutter will, dass ich Miss Singleton heirate.« Hugo spürte, wie ihm leichter zu Mute wurde. »Und du heiratest nicht Miss Singleton?«
»Nein. Ich bin mit Miss Lutens verlobt. Miss Singleton hat uns miteinander bekannt gemacht. Aber noch ist unsere Verlobung geheim.« Jetzt war es an Hugo, verwirrt zu blinzeln. »Warum denn? Ist diese Geheimniskrämerei notwendig?« Thomas versuchte, eine würdevolle Haltung einzunehmen. »Ich werde Libby – ich meine, Miss Lutens – nicht heiraten, bevor ich meine Schulden beglichen habe.« Wieder fuhr er an seinem Kragen entlang. »Ich bin gekommen, um dich zu fragen … um dich zu fragen, ob du mir beibringen kannst, wie man … Geld verdient.«
Hugo starrte ihn an. »Was? Es ist dir egal, wenn die Leute mit dem Finger auf dich zeigen und tuscheln, weil du Geschäfte machst? Das wird nämlich mit Sicherheit passieren, darüber bist du dir doch im Klaren, oder?« Entschieden schüttelte Thomas den Kopf. »Mir ist es viel wichtiger, meiner Frau und meiner Familie eine sichere Zukunft bieten zu können. Sollen die Leute doch reden.« Gespannt sah er Hugo an. »Und, Onkel Hugo – darf ich auf deine Hilfe hoffen? Würdest du mir beibringen, wie ich für meine Familie sorgen kann?« Hugo spürte einen
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