Das Geheimnis der schönen Catherine
immer vernebelte sein Duft ihre Gedanken. Es brauchte eine Weile, bis seine Worte zu ihr durchdrangen. »Was auch immer du tust, es ist auch meine Sache«, wiederholte Hugo leise. Stumm schüttelte sie den Kopf. Nein. »Bitte – du musst mit diesem Wahnsinn aufhören. Wenn es dir um Geld geht – das ist kein Problem. Ich bin reich. Du musst dir keine Sorgen machen.« Sie schluckte. Die Rauheit seiner Stimme rührte sie. Doch wieder schüttelte sie den Kopf. Hugo umfasste ihr Gesicht mit den Händen. Sie zitterten. »Ich weiß, ich bin kein großer Fang, aber ich bin reich. Ich mache dir in allen Ehren einen Heiratsantrag. Heirate mich!« bat er sie mit kaum verhohlener Zärtlichkeit. Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie entzog sich ihm und schüttelte ein drittes Mal den Kopf. »Es tut mir Leid. Ich kann nicht.«
»Aber, es muss doch … Wenn sie dich erwischen, hängen sie dich auf!« Er brach ab. »Falls dir an Sicherheit gelegen ist …«
Oh ja, natürlich wünschte sie sich Sicherheit, sie, die ihr ganzes Leben keine Sicherheit gekannt hatte.
Noch mehr aber sehnte sie sich nach Liebe. Er hatte ihr Reichtum und Sicherheit geboten, aber keine Liebe. Dennoch war es ein großartiges Angebot, mehr, als sie erwarten durfte. Was hatte sie im Gegenzug zu bieten? Einen unbekannten Namen. Eine kriminelle Vergangenheit. Eine düstere Zukunft. Catherine wandte sich von ihm ab. Sie bebte am ganzen Körper. Tränenblind fischte sie nach einem Taschentuch. Hugo reichte ihr ein gefaltetes Quadrat aus dünnem weißen Leinen. »Hier, nimm.« Sie versuchte sich zu sammeln und die Leichtigkeit wiederzufinden, die ihr noch nie zuvor abhanden gekommen war, wischte sich die Tränen ab und zwang sich, das Schluchzen zu unterdrücken, das ihren ganzen Körper schüttelte. Sie schnäuzte sich, straffte die Schultern und drehte sich wieder zu ihm um. »Ihr Antrag ehrt mich sehr, Mr. Devenish«, sagte sie mit bebender Stimme, die ihren tapferen Versuch, formell zu bleiben, zunichte machte. »Aber ich kann ihn nicht annehmen.«
Sie ging zur Tür und drückte die Klinke herunter. Sie zögerte, drehte sich noch einmal um, lächelte zittrig und biss sich auf die Lippen. »Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar, aber es kann nicht sein. Ich bin nichts für Leute wie Sie. Bitte halten Sie sich in Zukunft fern von mir.« Hugo blickte ihr nach, bis die Tür hinter ihr ins Schloss fiel. Ich bin nichts für Leute wie Sie. Er fuhr sich mit den Fingern durch sein ordentliches Haar, brachte es durcheinander und fluchte. Er hatte gedacht, sie gehöre zu ihm.
Dieses Gefühl hatte er noch nie gehabt. Niemand hatte ihm je nahe gestanden. Seine Mutter nicht, sein Vater nicht und sein Bruder erst recht nicht. Doch als er Catherine in den Armen gehalten hatte, hatte er gedacht, dass sie zu ihm gehörte. Es war … es hatte sich so gut angefühlt, so richtig, so perfekt …
Hugo hatte schon etliche Mätressen ausgehalten, aber nie hatte er dieses Gefühl von … von Erfüllung gehabt. Als ob er endlich daheim wäre. Als ob er in ihrer Gegenwart erst lebendig geworden wäre. Es hatte nicht einmal etwas mit Lust zu tun, obwohl er noch nie jemanden so sehr begehrt hatte wie Catherine in diesem Moment. Es war mehr als Lust … Es war … Es war ein Traum. Er hatte sein Leben damit zugebracht, Reichtümer aufzuhäufen. So vieles gehörte ihm – schöne Pferde, schöne Kutschen, eine ganze Flotte schöner Schiffe, ein wunderschöner Landsitz und jede Menge schöner Dinge. Aber er hatte niemanden, der zu ihm gehörte. Er hatte loyale Angestellte, ein paar wenige Freunde, aber auch erst, seit er reich geworden war, und er traute dem Frieden nicht so ganz. Captain Patchett war sein einziger echter Freund. Aber dies hier war anders. Catherine mit ihren strahlenden Augen und ihrem frechen Mundwerk, die es wagte, ihn zu necken und zu provozieren. Das traute sich sonst niemand. Er war viel zu mächtig, als dass jemand das riskieren würde. Selbst seine Blutsverwandten misstrauten ihm, genauso wie der Rest der Welt. Ein Mensch wie Catherine hatte ihm all die Jahre gefehlt, nach einer Frau wie ihr hatte er sich unwissentlich all die Jahre verzehrt. Er wollte nicht irgendeine, sondern genau diese Frau. Sie gehörte zu ihm, in seine Arme, in sein Leben.
Das hatte er an ihrem Kuss gespürt. Das sagte ihm sein Herz. Sein ganzer Körper wusste es, so wie ihr eigener Körper es auch gewusst hatte. Doch sie hatte ihn abgewiesen. Sich ihm immer wieder verweigert. Warum, wo
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