Das Geheimnis der schönen Catherine
die Einbrüche begangen! Der Chinese, der sind Sie! Es waren Sie, beide Male!« Catherine murmelte etwas und senkte den Blick.
Sein warmer Atem strich ihr über die Wangen. Sie spürte, wie die Anspannung aus seinem Körper wich, wie sich sein Zweifel in Gewissheit verwandelte. Sie war völlig hilflos und fühlte sich eigenartig müde, jetzt, wo er das Schlimmste entdeckt hatte. Es war nicht Verachtung, was in seinen Augen stand. Sie war sich nicht ganz sicher, was sie in seinem Gesicht sah … »Warum tun Sie das bloß? Warum nehmen Sie ein so wahnsinniges Risiko auf sich?« Sie zuckte mit den Schultern und vermied es, ihn anzusehen. Sie würde nichts zugeben. Auch wenn er Bescheid wusste, er hatte keine Beweise, nichts, das sie an den Galgen bringen konnte … noch nicht.
»Haben Sie gehört, Catherine? Warum tun Sie so etwas?« Es war keine Anklage, nur eine Frage, die er ihr stellte, in leisem Ton, mit einer tiefen Stimme, die durch ihren Körper vibrierte. Es klang fast, als sorgte er sich um sie. Die Spur von Zärtlichkeit, die in seinen Worten lag, hätte ihren Entschluss fast ins Wanken gebracht. Catherine musste den schier überwältigenden Wunsch unterdrücken, ihm einfach alles zu erzählen. Aber wenn sie das tat, würde sie nachher wie ein weinendes Kind in seinen Armen liegen, und das wäre wirklich dumm. Tapfer versuchte sie, ihre Gefühle unter Kontrolle zu bekommen. »Ich glaube nicht, dass ich Ihnen gestattet habe, mich mit meinem Vornamen anzusprechen.« Es war lächerlich, das zu sagen, wo er ihre Handgelenke immer noch mit einer Hand über ihrem Kopf festhielt und sich sein Körper vom Knie bis zur Brust gegen sie drückte, aber etwas anderes fiel ihr nicht ein. »Sie haben meine Frage nicht beantwortet«, erwiderte er sanft. Sie drehte den Kopf weg, aber es war unmöglich, ihm nicht ins Gesicht zu sehen. Hugo war ihr so nahe, dass sein Atem über ihre Wange strich. »Ich habe nicht die Absicht, irgendeine Ihrer lächerlichen Fragen zu beantworten. Und ich sehe nicht den geringsten Grund, mich Ihnen zu erklären.« Aus dem Augenwinkel heraus sah sie, wie sich sein Kiefermuskel anspannte. »Sie haben jeden Grund, das zu tun! Und deswegen bestehe ich auf einer Antwort.« Er musste sich rasiert haben, bevor er ins Opernhaus gekommen war. Der Duft seines Rasierwassers verwirrte sie. »Sie verschwenden Ihre Zeit«, erklärte sie. »Was ich tue, geht Sie nichts an, Mr. Devenish.«
»Verflixt, es geht mich eine Menge an!« Sie fühlte, wie er wieder ärgerlich wurde.
»Unsinn! Es gibt keinen Grund, warum ich irgendetwas mit Ihnen besprechen sollte.« Wieder versuchte sie ihre Hände freizubekommen. Und wieder scheiterte sie kläglich. »Sie werden mir erklären, warum Sie das getan haben!«
»Warum? Ich bin Ihnen keine Rechenschaft schuldig! Sie sind nicht einmal mit mir verwandt!« Sie bäumte sich auf, doch ohne Erfolg. »Nein, und das macht mich sehr glücklich!«
»Glücklich? Nun, darüber können Sie gar nicht so glücklich sein wie ich …« Noch näher konnten sich ein Mann und eine Frau kaum kommen, als sie in diesem Moment dastanden, Brust an Brust. Er neigte einfach den Kopf und drückte seinen Mund auf den ihren, entschlossen und besitzergreifend. Ihr Herz, ihr Verstand setzten einen Moment aus. Sie spürte sein Herz schlagen. Oder war es ihr eigenes Herz? Catherine wusste es nicht. Dann trat er zurück. Statt sich von ihm zu lösen, machte sie einen Schritt nach vorne. Hugo gab ihre Hände frei. Unwillkürlich schlang sie ihm die Arme um den Hals und zog ihn enger an sich. Er legte ihr den Arm um die Taille und hob sie leicht nach oben. Wo er sie berührte, stand ihr Körper in Flammen. Seine Lippen teilten die ihren. Er schmeckte nach Leidenschaft, nach Zorn und Sehnsucht. Es war berauschend. Noch nie in ihrem Leben war Catherine so geküsst worden. Es war, als würde etwas in ihr lebendig, von dem sie gar nicht gewusst hatte, dass es da war. Plötzlich ließ Hugo sie los, und sie wichen nach Luft ringend auseinander. Schweigen herrschte. Nur die Musik, die aus weiter Ferne aus dem Opernsaal heraufklang, war zu hören. Und zwei Menschen, die tief Atem holten, als wären sie zu lange zu schnell gelaufen. »Deswegen kümmert es mich.« Er sah sie an, wütend, entschuldigend und gleichzeitig triumphierend. Catherine blinzelte ihn an. Sie fühlte sich wie betäubt. Ihr war schwindlig. Noch immer konnte sie spüren, wo seine Lippen sie berührt hatten, noch immer schmeckte sie ihn. Noch
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