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Das Geheimnis der schönen Catherine

Das Geheimnis der schönen Catherine

Titel: Das Geheimnis der schönen Catherine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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so –, dann wird es besser braun.«
    »Ach so«, meinte Catherine und hielt ihren Toast in einem anderen Winkel über das Kaminfeuer. »Es scheint wirklich ganz einfach zu sein, wenn man den Dreh erst einmal … hoppla!« Alle lachten, als es nach verbranntem Toast zu riechen begann. Sir William stocherte mit seiner langen Gabel in den Flammen und zog das verkohlte Stück Brot heraus, das in die Flammen gefallen war. Er schlich mit dem Toast zum Fenster, öffnete es, flüsterte dramatisch: »Erzählt das bloß dem Kindermädchen nicht!« und warf das stinkende Brot in die Nacht hinaus. Die Mädchen kicherten. »Deswegen sind meine Pferde also so erschrocken!« meinte eine sonore Stimme von der Türschwelle her. »Geschosse aus verbranntem Toast! Nun, das ist wahrscheinlich besser, als mit siedendem Öl empfangen zu werden.« Aufgeregt begrüßten die kleinen Mädchen den Besucher. Rose, Lady Marsden und ihr Mann erhoben sich ebenfalls, um den Gast willkommen zu heißen. In dem allgemeinen Trubel gingen Catherines leise Worte fast unter. »Guten Abend, Mr. Devenish«, murmelte sie und war sich bewusst, dass sie die Einzige war, die es bei der Begrüßung an Freundlichkeit fehlen ließ. Sie war zutiefst entsetzt über seinen Besuch, hatte sie ihn doch in weiter Ferne, in London, gewähnt. Dabei wurde er hier erwartet. Warum hatte ihr das niemand gesagt? »Devenish, kommen Sie her und zeigen Sie dieser jungen Dame, wie man Toast röstet«, bat Sir William ihn nun. »Sie werden es nicht glauben – diese junge Dame war schon in Indien und an den unglaublichsten Orten, aber sie hat noch nie Brot am Kaminfeuer geröstet! Eine bedauerliche Wissenslücke. Ich würde es ihr ja selber beibringen, aber ich sehe gerade, dass es keine Marmelade mehr gibt. Furchtbar! Man kann Toast doch nicht ohne Marmelade essen. Ich eile, um neue zu bringen!«
    »Nein, ich brauche keine …«, erklärte Catherine mit versagender Stimme. »Es ist mir ein Vergnügen«, warf Hugo ein und setzte sich zu Catherine vor den Kamin. Binnen kürzester Zeit war die kleine Sally, die gerade fünf geworden war, über seine langen Beine geklettert und kuschelte sich an ihn. Zu Catherines Erstaunen schien der ernste, unnahbare Mr. Devenish nichts dagegen zu haben. Er nahm einfach eine Gabel, neigte sich über den Blondschopf und zeigte dem kleinen Mädchen und Catherine, wie man den Toast auf die Gabel spießen musste, damit er nicht herunterfiel. Nell ließ sich neben Catherine auf dem Teppich vor dem Feuer nieder und erklärte mit ernster Stimme, dass sie Miss Catherine beim Toasten helfen würde. Aller Anstrengung richtete sich nun darauf, Brot zu rösten, und Ruhe kehrte ins Kinderzimmer ein. Catherine bemühte sich, den Aufforderungen ihrer Lehrerin nachzukommen, doch immer wieder huschten ihre Blicke zu dem großen dunkelhaarigen Mann, der mit dem kleinen Lockenköpfchen auf dem Schoß neben ihr saß. Seine großen Hände umschlossen die Patschhändchen des Kindes. Mit leisen Worten ermutigte er das Kind und lobte es, während er mit ihm zusammen den Toast über die Flammen hielt. Sally biss sich vor Konzentration auf die Unterlippe, während sie die schwere Gabel ins Feuer hielt, die Hugo unauffällig stützte. Nach wenigen Augenblicken sah das kleine Mädchen zu ihm hoch. »Jetzt?«
    »Wenn du willst.« Er nickte, und vorsichtig zog die Kleine die Gabel vom Feuer weg. Ernst inspizierten die beiden den Toast und befanden dann einstimmig, dass er mit Butter beschmiert werden konnte. Das war offenbar Lady Marsdens Aufgabe. Großzügig strich sie Butter auf das warme Brot und verteilte Honig darauf. Mann und Kind verschlangen das fertige Brot mit großem Appetit. Als Catherine den beiden beim Essen zusah, spürte sie einen Kloß im Hals. Er lümmelte in seinen eleganten Stadtkleidern und den auf Hochglanz polierten Stiefeln auf dem Teppich, ein klebriges Kind auf dem Schoß, und leckte sich Honig von den Fingern. Er sah aus, als schwebte er im siebten Himmel. Und obwohl er äußerlich so ernst und hart wirkte, ging er mit der Kleinen so sanft um, dass es ihr fast das Herz brach. Hugo warf Catherine einen Blick zu und lächelte.
    Das tat er selten, wie sie wusste. Catherine wandte die Augen ab. Ihr war zum Weinen zu Mute. Nach dem Abend im Opernhaus hatte sie ihn mit strikter, fast schon rigider Höflichkeit von sich fern gehalten, doch hier war das einfach nicht möglich; nicht, wenn sie beide auf einem alten Wollteppich vor einem fröhlich knisternden

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