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Das Geheimnis der Totenmagd

Das Geheimnis der Totenmagd

Titel: Das Geheimnis der Totenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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an den Gräbern Totengeister waren«, konstatierte Katharina nüchtern.
    »Und was waren sie dann? Spitzbuben und Huren und was sich sonst so nachts auf dem Friedhof rumtreibt, waren das jedenfalls auch keine.«
    Die Totengräbertochter dachte nach. »Vielleicht sind es Teufelsanbeter gewesen?«, fragte sie dann düster. »Hast du nicht gesagt, die tote Frau aus dem Beinhaus hätte auch so eine schwarze Kutte angehabt? Das kann doch kein Zufall gewesen sein! Vielleicht haben diese Kuttenträger sie sogar abgemurkst …«
    »Das hat der Pfarrer auch gesagt, dass die, die, wo die Stockarn umgebracht hätten, dass das Teufelsanbeter gewesen sind.«
    »Hast du dem Herrn Pfarrer gesagt, was du in der Nacht gesehen hast?«
    »Gott behüte!«, erwiderte Sahl. »Das hätt der mir doch sowieso net geglaubt. Außerdem bin ich gar net dazu gekommen, so turbulent wie das heut Morgen hier zugegangen ist.«
    »Das solltest du ihm aber unbedingt noch erzählen. Nachher, wenn wir gegessen haben, gehst du rüber ins Pfarrhaus und sagst es ihm.«
    »Wenn der Juch überhaupt Zeit hat«, erwiderte der Totengräber mürrisch. »Heut an Allerseelen hat der Pfarrer doch so viel zu tun, und Besuch hat der auch noch. Der hat mich heut Morgen schon so runtergeputzt, als ich des mit dem toten Mädchen gemeldet hab. Nee, nee. Ich glaub, es is besser, wenn ich den heut in Ruh lass. Ich kann ja auch morgen noch hingehen.«
    »Dann gehst du aber gleich morgen früh! Ich hab so ein komisches Gefühl im Bauch. Wenn da nur nicht noch was Böses nachkommt …« Unwillkürlich musste Katharina an die grausige Geschichte des Flugblatthändlers denken, während sie den Linseneintopf umrührte.
    Nachdem Heinrich Sahl tapfer eine kleine Portion des Linsengerichts zu sich genommen hatte und Katharina gerade dabei war, den Tisch abzuräumen und das Geschirr zu reinigen, hüstelte der Totengräber betreten und kramte ausgiebig in der Tasche seines Arbeitskittels. Schließlich zog er die Gemme hervor und legte sie mit zittrigen Händen auf den Tisch.
    »Hier, das wollt ich dir noch zeigen. Die hab ich heut Morgen auf dem Friedhof gefunden«, sagte er kleinlaut. Katharina ließ den Lumpen sinken und starrte entgeistert auf das Schmuckstück.
    »Wo hast du das denn her?«, fragte sie verblüfft.
    »Ei, des lag auf dem Boden … und da hab ich’s halt aufgehoben.« Der Totengräber senkte schuldbewusst den Blick und fuhr sich mit der Hand über die schweißnasse Stirn.
    »Und davon hast du dem Pfarrer natürlich auch nix erzählt!«, wetterte Katharina und schepperte aufgebracht mit dem Geschirr.
    »Nein, hab ich net. Und das war vielleicht ein Fehler«, entgegnete Sahl tonlos.
    »Ein Fehler, ein Fehler! Mensch, Vadder, du bringst dich noch in Teufels Küche! Herrjeh, dass du das nicht gleich gesagt hast. Du gehst jetzt auf der Stelle zum Pfarrer und gibst dem die Brosche. Sag am besten, du hättest sie vorhin erst gefunden. Ich kann auch mitkommen.«
    »Nein, nein. Das mach ich schon allein. Es ist ja auch schon nach drei. Mach dich heim, der Rupp wartet bestimmt schon und hat Hunger«, brummelte der Totengräber missmutig. Katharina, die wusste, wie störrisch ihr Vater sein konnte, insistierte nicht mehr weiter und wischte stattdessen schweigend den Tisch ab.
    Nach einer Weile räusperte sich Sahl und erklärte achselzuckend: »In Gottes Namen, dann mach ich mich halt auf.« Er erhob sich, zog einen sauberen Trauermantel über und verließ gemeinsam mit Katharina seine Wohnstatt.
    Kurz bevor sie sich trennten, flehte die Totenwäscherin den Vater noch einmal an, Wein und Branntwein endlich abzuschwören.
    *
    Griesgrämig musterte die Haushälterin des Pfarrers den Totengräber und beschied ihn schroff: »Hochwürden sind nicht zu sprechen. Den ganzen Tag nicht und auch am Abend nicht.« Damit knallte sie ihm die Tür vor der Nase zu. Ohne Gegenwehr schlich Heinrich Sahl davon.
    Er begab sich mit hängenden Schultern zum Bahrhaus, wo er ein kleines Talglicht vom Wandbord nahm. An der Totenleuchte entzündete er es und ging damit zum Grab seiner Frau und seiner Kinder an der Nordmauer des Friedhofs, um mit ihnen stumme Zwiesprache zu halten. Wieder zurück in seiner Kammer, verkroch er sich auf dem Strohsack, wo er, größtenteils schlaflos, die Nacht zubrachte.
    Am nächsten Morgen fühlte sich Heinrich zwar wie gerädert, aber da er dem Alkohol entsagt hatte, was ihm beileibe nicht leicht gefallen war, hatte er wenigstens keinen Brummschädel. Gleich

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