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Das Geheimnis der Totenmagd

Das Geheimnis der Totenmagd

Titel: Das Geheimnis der Totenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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Freundin herzlich in die Arme.
    »Endlich«, murmelte sie erleichtert. »Ich habe mir schon solche Sorgen um dich gemacht. Den ganzen Abend habe ich an dich denken müssen und mich gefragt, wie es dir nach diesem schrecklichen Ereignis wohl gehen mag. Es tut mir so unsagbar leid um deinen armen Vater – und um dich.«
    Wieder drückte sie Katharina an sich. Doch diese blieb ungewohnt steif und erwiderte die Umarmung kaum. Anna ließ sich nicht beirren und sprach weiter:
    »Ich habe gesehen, wie du bei der Hinrichtung zusammengebrochen bist. Ich hätte dir so gerne geholfen, doch meine Eltern haben mich festgehalten und es mir verboten. Zu meiner großen Erleichterung habe ich dann gesehen, dass Doktor Stefenelli sich um dich gekümmert hat. Geht es dir denn jetzt besser?«
    »Danke, es geht schon«, war Katharinas knappe und ein wenig unterkühlte Antwort. Sie blickte Anna mit trüben, eigentümlich glasigen Augen an und schien gar nicht zu bemerken, wie aufgeregt die Patriziertochter war.
    Jetzt konnte Anna nicht mehr an sich halten. »Hör zu, da ist eine Sache, über die ich unbedingt mit dir sprechen muss. Aber sag erst, was ist eigentlich bei deinem Gespräch mit Doktor Stefenelli herausgekommen? Wir haben uns ja seit Freitag nicht mehr gesehen, wegen meines unglückseligen Hausarrests. Aber das hat dir der Jockel ja sicherlich ausgerichtet.«
    »Ja, hat er«, entgegnete die Totengräbertochter einsilbig. Sie schien mit den Gedanken ganz woanders zu sein, was Anna fast als Affront empfand.
    »Was war denn jetzt bei Stefenelli?«, insistierte sie nachdrücklich. »Du hast mich ja überhaupt nicht auf dem Laufenden gehalten, und als Jockel hier war, um sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen, stand er vor verschlossenen Türen.«
    »Ich war im Spital.« Katharina wies auf ihren Kopfverband.
    »Vor der Hinrichtung? Was ist denn eigentlich passiert? Jetzt erzähl doch mal, und lass dir nicht alles aus der Nase ziehen!«
    »Es gibt nichts zu erzählen«, murmelte Katharina unwirsch. »Da hat einer was nach mir geworfen, als ich unterwegs war, um mit Stefenelli zu sprechen. Und auf einmal war alles zappenduster. An mehr kann ich mich nicht erinnern.«
    »Ach, du Arme! Was für ein bösartiges Gesindel«, rief Anna empört und strich behutsam über Katharinas Kopfverband. »Tut es noch sehr weh?«
    »Nein, es heilt schon.«
    »Können wir vielleicht hinaufgehen in den Turm? Ich würde gerne in Ruhe mit dir reden«, bat Anna eindringlich.
    »Das ist momentan nicht so günstig, mein Mann schläft noch. Was gibt es denn?«, erkundigte sich die Totenwäscherin mit leichter Ungeduld.
    Anna kam sich plötzlich unerwünscht vor und war darüber so gekränkt, dass ihr unwillkürlich die Tränen in die Augen stiegen. Mit bebender Stimme schlug sie vor: »Vielleicht können wir uns ja auf die Treppe setzen.«
    »Von mir aus«, murmelte Katharina und ließ sich neben Anna nieder.
    »Was ist denn mit dir? Du bist so … so anders als sonst!«, brach es aus Anna heraus, während sie die Freundin befremdet musterte.
    »Was soll schon sein? Mir ist halt alles ziemlich egal geworden, jetzt, wo mein Vater tot ist«, entgegnete Katharina müde und senkte den Blick.
    Anna schwieg betroffen und spürte einen Kloß in der Kehle.
    »Also, es gibt da etwas Wichtiges, über das ich mit dir sprechen wollte«, hub sie nach einer Weile an. »Stell dir vor, ich weiß jetzt, wer der Kapuzenmann ist, den ich damals in der Gebetsgruppe meiner Schwester gesehen habe.«
    »Was denn für ein Mann?«
    »Na, ich habe dir doch erzählt, dass ich meine Schwester und diese dunkel gewandeten Leute einmal vor einem Haus in der Sandgasse gesehen habe und ein hünenhaft großer Mann bei ihnen war, dessen Gesicht mir bekannt vorkam«, erläuterte die Patriziertochter ungeduldig.
    »Ja, und?«
    »Gestern bei der Hinrichtung, als ich das Gesicht des Henkers gesehen habe, da wusste ich auf einmal, dass er es gewesen ist. Und wir haben dadurch einen ganz neuen Anhaltspunkt. Verstehst du?«
    »Anhaltspunkt für was?«
    »Na, wer meine Schwester tatsächlich auf dem Gewissen hat. Denn dein Vater war ja doch unschuldig.«
    »Unschuldig schon, aber tot«, entgegnete Katharina bitter. »Warum sollten wir denn jetzt noch weitersuchen?«
    »Ich versteh ja deinen Schmerz, aber mit Verlaub, meine Liebe: Du bist nicht mehr wiederzuerkennen!«, platzte es aus Anna heraus. »Gerade weil dein Vater zu Unrecht diesen grauenhaften Tod sterben musste, müsste dir doch daran

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