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Das Geheimnis des Feuers

Das Geheimnis des Feuers

Titel: Das Geheimnis des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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ihrem Körper und dann versank sie in einer endlosen Dunkelheit.
    José-Maria stand mit einer Tasse Kaffee da und wollte sie gerade zum Mund führen, als er die gewaltsame Explosion hörte. Er wusste sofort, was passiert war. Jemand war auf eine Mine getreten. Sein Gesicht verzerrte sich vor Angst. Er nahm sich nicht einmal Zeit die Kaffeetasse abzustellen, er warf sie einfach von sich. Dann öffnete er die Tür und lief in die Richtung, aus der der Knall gekommen war. Es war irgendwo unten am Fluss, in der Nähe der äußersten Äcker. Während er lief, rief er Menschen, denen er begegnete, zu, sie sollten die Nonne mit Namen Rut holen. Sie war Krankenschwester. Er lief, so schnell er konnte. Es war schon warm, obwohl es gerade erst sechs Uhr war. Das Herz in seiner Brust raste und im tiefsten Innern fürchtete er sich vor dem, was er zu sehen bekommen würde.
    Er kam nicht als Erster an dem Ort an. Die Frauen waren von den Äckern angelaufen gekommen und er konnte hören, wie sie schrien.
    Es ist eine von ihnen, dachte er. Aber warum hat sie den Pfad verlassen? Sie wissen doch, dass es hier Minen gibt. Er merkte, dass er fast wütend wurde. Als er die Stelle erreichte, packten ihn mehrere Frauen und versuchten ihm zu erklären, was passiert war. Aber er verstand nicht, was sie sagten, er drängte sich zwischen sie und blieb jäh stehen.
    Was er sah, brachte ihn zum Weinen. Es waren die beiden Mädchen, die einander so auffällig ähnlich waren, die Sofia und Maria hießen. Er beugte sich über das Mädchen, das mitten auf dem Pfad lag, er dachte, es sei Sofia, aber er war nicht ganz sicher. Er fiel auf die Knie und breitete die Arme aus. Vor ihm lag ein blutiger Klumpen. Er sah kaum noch aus wie ein Kind, es war nur Blut, zerrissene Glieder und zerfetzte Kleider. Doch er merkte, dass sie atmete. Er schrie den Frauen zu, sie sollten still sein, und befahl ihnen, die Mutter der Mädchen zu suchen. Inzwischen waren auch einige Männer gekommen.
    »Wo ist Schwester Rut?«, schrie er. »Zieht eure Hemden aus, sucht Äste zusammen, bindet die Hemden darum, sodass wir sie als Trage benutzen können.«
    Dann kroch er auf Knien zu dem anderen Mädchen, das vornübergefallen dalag. Er versuchte ihren Puls zu fühlen. Sie ist tot, dachte er. Himmel, das halte ich nicht aus. Dann fand er ihren Puls. Er war sehr schwach. Im selben Augenblick hörte er Schwester Ruts Stimme. Sie kam angelaufen.
    »Sie leben!«, schrie José-Maria. Er richtete sich auf zitternden Beinen auf, während Rut sich nacheinander über beide Mädchen beugte. Sie hatte eine Tasche bei sich und begann hastig erst Sofia und dann Maria mit verschiedenen Druckverbänden zu versorgen. Eine der Frauen half ihr. Einer der Männer berührte José-Maria an der Schulter und zeigte in eine Richtung. Die Mutter der Mädchen kam angelaufen. Ohne dass sie überhaupt etwas gesehen hatte, schrie sie, dass es ihm ins Herz schnitt.
    »Wie heißt sie?«, fragte er. »Hat sie einen Mann?«
    »Lydia«, antwortete einer der Männer. »Ihr Mann wurde von den Banditen umgebracht.«
    »Sie darf das hier nicht sehen«, sagte José-Maria. Dann ging er der laufenden Frau entgegen. Er versuchte Lydia aufzuhalten, aber sie riss sich los. Erst als mehrere Männer sie packten, gelang es ihnen, sie festzuhalten. Aber da war es schon zu spät. Da hatte sie ihre Töchter schon auf dem Pfad liegen sehen. Sie hörte auf zu schreien. Dann stieg aus ihrer Kehle, was wie ein Heulen klang. José-Maria würde es nie vergessen. Ihre Klage würde ihn für den Rest seines Lebens begleiten.
    Die Tragen waren bereit. Mehr konnte Rut für die Kinder nicht tun. Vorsichtig wurde Maria hochgehoben. Ein schwaches Wimmern, das war alles, was zu hören war. Jemand breitete behutsam eine Capulana über sie und dann wurde sie zum Weg hinaufgetragen, wo ein Laster wartete. Erst danach hoben sie Sofia auf die andere Trage. Als sie sie anhoben, löste sich ihr linker Fuß und blieb auf dem Pfad liegen. Rut nahm ihn vorsichtig hoch und legte ihn auf die Trage. José-Maria wandte sich ab und erbrach sich.
    Als sie das Krankenhaus in der Stadt erreichten, dachte José-Maria, es sei schon zu spät. »Sie sind tot«, sagte er. Schwester Rut schüttelte den Kopf. »Sie leben«, antwortete sie. »Noch atmen sie.«
    »Werden sie es schaffen?«, fragte José-Maria. »Wir können nur hoffen«, antwortete Rut. José-Maria nickte. Er dachte an die Mutter der Mädchen, Lydia, die bei den anderen Frauen geblieben war. Er

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