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Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)

Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoinette Lühmann
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und die unbekannten Häuser gaben ihm das Gefühl, in dieser fremden Stadt hoffnungslos verloren zu sein. Er ließ die Rücken der Männer nicht aus den Augen, bis sie endlich stehen blieben. Sie waren in einer Gasse angekommen, in der die Dächer der Fachwerkhäuser fast aneinanderstießen, obwohl die Straße zu ihren Füßen breit genug für ein kleines Fuhrwerk war.
    Die Männer verabschiedeten sich voneinander. Joseph senkte den Kopf vor dem Balken über der Tür, in den fremde Worte hineingebrannt waren, und trat in die Wohnstube, wo eine kleine Frau sie erwartete, deren blonde Locken bei jeder Bewegung munter auf und ab wippten.
    Nik folgte dem Wollhändler und stieß mit der Stirn gegen das Holz. Fluchend rieb er mit der Hand über die schmerzende Stelle.
    »Willkommen«, sagte die Frau lächelnd und winkte Nik hinein. »Ich bin Olivia.«
    Nik reichte ihr die Hand und sah sich dann in dem kleinen Haus um. Im vorderen Teil des Zimmers befand sich ein hölzerner Tisch, dessen dunkle Oberfläche fast vollständig von Kerben und Astlöchern übersät war. An der hinteren Wand stand der Herd und kleine Dampfwolken kräuselten sich über dem Kessel auf dem Ofen. In Amilias Küche im Haus seiner Eltern duftete es nach Fleisch, Kräutern und Gewürzen. Hier roch es nur nach altem, feuchtem Holz.
    Nik drehte sich um und entdeckte zwei offene Türen, die in weitere Kammern führten. In der ersten bogen sich Regale unter der Last von Stoffballen, die bis unter die Decke gestapelt waren. In dem schmalen Gang standen Weidenkörbe bis oben gefüllt mit Wolle, Garnrollen, gedrechselten Knöpfen und gedrehten Kordeln. Im anderen Zimmer sah Nik einen hölzernen Rahmen mit einer Strohmatratze und über der Kleidertruhe ein Fenster, durch das man den Schuppen in dem kleinen Innenhof sehen konnte.
    Olivia zeigte auf die Treppe, die kaum breiter als Niks schmale Schultern war.
    »Dein Zimmer ist oben.«
    Nik schleppte seine Truhe hinauf. Die Stufen waren schief und ausgetreten. Immer wieder stieß er gegen Balken, blieb stecken und mühte sich mit seinem Gepäck ab.
    Als er unter dem Dach angekommen war, lief ihm der Schweiß den Rücken hinunter. Mit einer letzten Anstrengung hievte er seine Habseligkeiten über die Schwelle.
    Er richtete sich auf und stieß mit dem Kopf an die schräge Decke. Fluchend trat Nik gegen seine Truhe, bis sie unter dem Fenster stand. Der Ausblick war beklemmend. Nik sah nichts als das gegenüberliegende Haus, das er fast mit der Hand berühren konnte. Er musste sein Bett unter der Schräge herausziehen und vor das Fenster schieben. Wenn er lag, konnte er vielleicht in der Nacht einen Stern am Himmel sehen.
    Nik zog und zerrte fluchend und keuchend an dem Bett, aber es bewegte sich nicht. Der Holzrahmen, in dem die Strohmatratze lag, war am Boden oder an der Wand befestigt worden.
    Nach einem kargen Abendessen ließ Nik sich auf sein Lager fallen. Es war zu kurz und seine Füße hingen in der Luft. Wenigstens war der Sack aus feinem Tuch, und das frische Stroh, mit dem er gefüllt war, stach ihn nicht in den Rücken.
    Im Traum lief er durch die engen verwinkelten Gassen der Stadt und suchte verzweifelt das Haus des Wollhändlers. Immer wieder kam er an dem Marktplatz vorbei und sah zu, wie der Mann am Galgen starb. Dann stand er plötzlich mitten auf einer schmutzigen Straße im Herzen von London.
    »Nicolaas«, rief Heinrich mit seiner tiefen Stimme und schubste ihn in den Pferdedung am Straßenrand.
    »Nicolaas!« Nik drehte sich um. Doch Heinrich war nicht mehr da.
    »Nicolaas«, rief der Wollhändler nach ihm. Nik schlug die Augen auf. Er sprang auf und stieß mit dem Kopf gegen die Dachschräge.
    »Verdammt«, murmelte er und presste seine Hände auf die schmerzende Stirn. Langsam ging er die schiefe Treppe hinunter und sehnte sich nach den Dächern von Amsterdam, der Weite der nördlichen See und den fremden Meeren, auf denen die Händler seines Vaters segelten.
    Straßen und Häuser verschwammen vor ihren Augen. Sie lief immer weiter und wusste nicht, wohin. Bis heute hatte sie gehofft und gebetet. Doch das Undenkbare war geschehen. London hatte Albert Locke für einen Mord gehängt, den er nicht begangen hatte. Er war ein aufbrausender, unangenehmer Kerl gewesen, der sich mit jedem gestritten hatte, aber mit dem Mord an ihrem Meister hatte er nichts zu tun gehabt. Doch niemand hatte auf sie gehört.
    Sie blieb stehen und fuhr sich mit dem Ärmel über das tränennasse Gesicht. Sie konnte sich

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