Das Geheimnis meiner Mutter
bösen Fall von Amnesie.
„Hör zu“, sagte sie zu Mariska. „Ich hoffe wirklich, dass alles so läuft, wie du es dir wünschst.“
„Aber was?“
„Ich habe nicht ‚Aber‘ gesagt.“
„Das musstest du auch nicht. Ich habe es trotzdem gehört. Also was?“
Laura atmete tief ein. „Ich mache mir nur Sorgen, was jetzt mit dir passiert, wo der Sommer vorbei ist und Philip nach Yale zurückkehrt. Er könnte … na ja, du weißt, was passieren könnte. Daher kommt ja auch die Bezeichnung Sommerromanze . Wenn der Sommer endet, tut es auch die Romanze.“
„Nicht bei Philip und mir“, widersprach Mariska entschlossen.
Laura biss sich auf die Zunge. Mariska und Philip stammten aus zwei komplett unterschiedlichen Welten. Sie machten sich nur etwas vor, wenn sie dachten, es wäre ein Leichtes, diese beiden Leben in Übereinstimmung zu bringen. Laura hatte so etwas schon mal gesehen. Menschen so unterschiedlicher Herkunft hatten einfach nicht genügend Gemeinsamkeiten, um zusammenzubleiben. Aschenputtel und der schöne Prinz waren ein Märchen. Im echten Leben heirateten Prinzen in ihren Kreisen und nicht ihre Haushaltshilfen.
„Außerdem“, fügte Mariska hinzu, „habe ich eine Art Versicherung.“
„Das verstehe ich nicht.“
Mariska lächelte geheimnisvoll. Ihre Hand glitt wie von alleine zu ihrem Bauch und blieb dort liegen. „Ich habe es ihm noch nicht gesagt, also erzähl es keinem.“
Laura fühlte sich, als hätte ihr jemand in den Magen geboxt.
Mariskas Lächeln wurde zu einem lauten Lachen. „Wenn du dein Gesicht sehen könntest. Du bist ja überraschter, als ich es war.“
Weil du es geplant hast, dachte Laura mit plötzlicher Klarheit. Auch wenn Mariska behauptete, mehr als Liebe bräuchten sie und Philip nicht, war sie auf Nummer sicher gegangen und schwanger geworden. Und auch wenn Laura nicht viel über Philip wusste, wusste sie doch, dass er nicht nur der hübscheste Junge auf Erden, sondern auch sehr anständig war. Er hatte Kinder aus dem Fresh-Air-Programm der Stadt New York mit ins Camp gebracht und würde von Präsident Carter für seine Verdienste in der Arbeit mit den Ärmsten eine Medaille verliehen bekommen. Und wenn Mariska schwanger war, würde er sie niemals verlassen.
„Ich … ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich meine, ich freu mich für dich.“ Das Herz wurde ihr unendlich schwer, weil sie keinen Weg sah, wie das alles funktionieren sollte. Mariska war ja noch nicht einmal richtig erwachsen. So jung ein Kind zu bekommen war ein großer Fehler.
Laura hatte Mitleid mit den Majeskys. Sie hatten sich immer eine große Familie gewünscht, aber wie Laura von ihrer Mutter erfahren hatte, war Helen bei der Geburt von Mariska beinahe gestorben und hatte danach keine weiteren Kinder mehr bekommen können. Vielleicht war Mariska deshalb so verwöhnt. Sie gaben ihr alles, was sie hatten. Und das war das Problem mit verwöhnten Menschen: Egal, was man ihnen gab, sie waren niemals zufrieden und wollten immer mehr.
„Wann wirst du es Philip sagen?“, fragte Laura.
„Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.“
„Mariska, du musst …“
„Das werde ich auch, versprochen. Ich habe es doch aber selber gerade erst erfahren. Du bist die Erste, der ich es erzähle … na ja, fast.“
„Fast?“ Der Klang dieses Wortes gefiel Laura gar nicht.
„Ich war total geschockt, als die Klinik mit dem Ergebnis angerufen hat, und ich bin gegenüber irgendwelchen Kunden der Bäckerei damit hinausgeplatzt.“
„Oh-oh.“
„Oh- oh ist richtig.“ Dann lachte Mariska wieder. „Du wirst nicht glauben, wer es war. Mr und Mrs Lightsey!“
Laura konnte nur mit dem Kopf schütteln. Das Hinausposaunen der Nachricht war ganz sicher kein Zufall gewesen. „Pamelas Eltern“, sagte sie nur.
„Philip sagt, sie sind die besten Freunde seiner Eltern. Sie sind hergekommen, um der Abschlusszeremonie im Camp beizuwohnen. Das tun sie wohl jedes Jahr, wie er sagte.“
„Und sie wissen jetzt, dass du schwanger bist.“ Trotz der Sommerhitze überlief Laura ein kalter Schauer. Das war typisch für Mariska. Sie manipulierte jede Situation. Sicherzustellen, dass Pamelas Eltern von ihrer Schwangerschaft erfuhren, war nur ein Indiz dafür, dass Mariska einen genau durchdachten Plan hatte. „Wissen sie, dass es von Philip ist?“
„Das ist egal. Sobald er Pamela wiedersieht, was nächste Woche in Yale sein wird, wird er ihr mitteilen, dass er die Verlobung löst. Er wird mich heiraten,
Weitere Kostenlose Bücher