Das Geheimnis von Summerstone - Die furchtlosen Vier
könnte in die Öffnung fallen.
Madeleine verließ die Truppe, als die ins Freie ging. Sie hatte keine Lust, das Reich der Spinnen und Käfer
zu betreten. Außerdem erinnerte sie dieser Schritt daran, dass Munchhauser durch einen dunklen Gang geklettert war. Der Himmel allein wusste, was dabei an dem widerlichen Mann haften geblieben war. Bei dem Gedanken daran wurde ihr ganz schlecht. Und sie wusste, dass es an der Zeit war, ihre Haare mit einem scharfen Desinfektionsmittel zu waschen: Borsäure-Shampoo.
Garrison hielt am längsten durch, hauptsächlich aus Neugier. Er hatte keine Ahnung, was los war oder wie das alles ausgehen würde.
»Welly, Sie haben nur einen Scherz gemacht, als Sie sagten, Sie würden mich aus Ihrem Testament streichen, nicht wahr?«
»Ich bin nicht bereit für Abernathy!«, rief Mrs Wellington.
»Hören Sie endlich mit dem Testament auf!«, brüllte Schmidty Munchhauser an.
»Ich wette hundert Dollar mit Ihnen, dass ich mehr bekomme als Sie fetter Trottel.«
»Sie haben ja nicht mal einen Dollar, geschweige denn hundert, Sie hässliche Kröte!«
»Nehmen Sie das zurück, oder ich verklage Sie wegen Verleumdung!«
»Abernathy!«, rief Mrs Wellington wieder.
»Bitte, gnädige Frau, bitte beruhigen Sie sich.« Inzwischen hatte Garrison aufgegeben, danach zu fragen, wer Abernathy war, weil ihm völlig klar war, dass
es ihm niemand sagen würde. Statt zu fragen, hörte er einfach zu und stützte Schmidty, als der alte Mann zu humpeln begann. Schmidty hatte zwanzig Jahre nicht so viel Bewegung gehabt, wie sein aufgelöstes Aussehen bezeugte. Seine Hose war bis unter seinen gewaltigen Bauch gerutscht, sein weißes Hemd war teilweise aufgegangen und hatte Schweißränder, aber das Schlimmste war, dass seine Frisur sich gelöst hatte. Die kunstvolle Turbanfrisur drohte völlig aufzugehen und das war kein schöner Anblick. Bei der zehnten Runde durch das Klassenzimmer hörte Schmidty endlich auf Garrisons Rat und war bereit, sich hinzusetzen.
»Die gnädige Frau braucht mich …« »Schmidty, Sie können kaum noch gehen und Ihre Haare … also, sie sind nicht in Ordnung. Sie müssen sich ausruhen.«
»Nun gut, vielleicht einen Augenblick. Die gnädige Frau wird ein Weilchen alleine mit Munchhauser fertig, hoffe ich.«
»Schmidty, ich habe die letzten paar Stunden damit zugebracht, Ihnen durch das Haus nachzurennen. Sie müssen mir endlich sagen, wer dieser Abernathy ist.«
»Lieber Garrison, das ist eine sehr traurige Geschichte. Ich bin mir nicht sicher, ob ich sie erzählen kann, ohne dabei Tränen zu vergießen.«
»Okay«, sagte Garrison unbehaglich und fragte sich, warum ein ausgewachsener Mann weinen musste, wenn er eine Geschichte erzählte. Wenn er es recht
überlegte, wusste er nicht, ob er damit umgehen konnte, wenn Schmidty weinte. Der Mann sah richtig elend aus, dabei hatte er noch nicht einmal angefangen zu erzählen.
»Vielleicht sollten Sie versuchen, sich zusammenzunehmen. Nur für den Fall, dass Mrs Wellington etwas braucht.«
»Du hast ganz recht, Garrison.«
»So. Jetzt heraus damit. Wer ist dieser Abernathy?«
»Ich habe lange versucht, die gnädige Frau dazu zu bewegen, die Sache mit Abernathy zu akzeptieren, aber sie wollte nichts davon hören. Wenn ich offen sprechen soll: Der gnädigen Frau fällt es nicht leicht, ihre Schwächen einzugestehen. Sie tut lieber so, als wüsste sie gar nichts von irgendwelchen Fehlern. Oft genug gab sie vor, sie hätte den Jungen vergessen, aber ich weiß genau, dass das nicht wahr ist. Gelegentlich murmelte sie sogar seinen Namen im Schlaf, manchmal entschuldigend, manchmal wütend …«
»Bitte, Schmidty, ich bemühe mich ehrlich um Geduld, aber wer ist Abernathy?«, unterbrach Garrison mit wachsendem Unmut Schmidtys weitschweifige Erzählung.
»Er ist ihre größte Schwäche. Und wie du durch jeden Glückskeks erfahren kannst, sind wir nur so stark wie unsere schwächste Stelle.«
»Bitte, Schmidty, zum letzten Mal: Wer ist er?«
»Ihr einziger Fehlschlag …«
»Was heißt das? Sagen Sie es mit einfachen Worten, die ein Dreizehnjähriger verstehen kann.«
»Abernathy ist der einzige Schüler, dem sie in all den Jahren nicht helfen konnte. So viele sind gekommen und gegangen, dass ich es gar nicht zählen kann. Alle haben später ein wunderbares Leben gehabt, ausgenommen Abernathy. Sie konnte ihm nie helfen und je mehr sie es versuchte, desto schlimmer wurde es seltsamerweise mit ihm.«
»Schmidty, wollen Sie mir
Weitere Kostenlose Bücher