Das Geheimnis von Summerstone - Die furchtlosen Vier
den anderen alles in Ordnung?«, fragte Schmidty.
»Ja, sie sind okay. Nur Theo nicht, aber keiner von uns hat erwartet, dass er das hier gut verkraftet.«
»Weint er?«
»Nein, er ist noch stumm. Ehrlich gesagt, ist es ein bisschen unheimlich. Es ist, als wäre er im Wach-Koma oder so.«
»Theo war immer so eine empfindsame Seele, er braucht einfach Zeit zum Trauern, wie wir alle …«
»He, Junge!«, rief Munchhauser Garrison zu.
»Na ja, nicht alle, nur diejenigen von uns, die ein Herz haben«, korrigierte sich Schmidty.
»Ich habe gesagt: ›He, Junge!‹, warum hast du nicht geantwortet?«, fragte Munchhauser Garrison zornig.
»Tut mir leid«, murmelte Garrison.
»Das will ich hoffen, denn ich bin jetzt hier der Chef, falls du es noch nicht wissen solltest.«
»Hören Sie auf«, unterbrach ihn Schmidty.
Munchhauser ignorierte ihn völlig und sprach weiter zu Garrison: »Hol deine Gefährten und sei in fünf Minuten mit ihnen im Wohnzimmer. Als neuer Direktor will ich euch alle dabei haben, wenn ich das Testament verlese … wenn der Stab weitergereicht wird«, sagte Munchhauser mit seinem verqueren Grinsen, bei dem außergewöhnlich viel Zahnfleisch sichtbar wurde. Falls Munchhauser tatsächlich die Schule erbte, hoffte Garrison, dass er einen Teil des Geldes darauf verwenden würde, sich die Zähne richten zu lassen.
»Ich schätze, je schneller wir das hinter uns bringen, desto schneller werden Sie wieder verschwinden«, zischte Schmidty Munchhauser zu.
»Oder desto schneller werden Sie verschwinden. Es wird mir ein solches Vergnügen bereiten, Sie und den fetten Köter vom Berg hinunterzuwerfen. Ein lebenslanger Traum wird wahr werden.«
Kurz darauf führte Garrison Madeleine, Theo, Makkaroni und eine brummige Lulu die Große Halle entlang ins Wohnzimmer. Schmidty hatte mehrere Kerzen angezündet und zahlreiche Vasen mit rosa Rosen im ganzen Raum verteilt. Auf dem Couchtisch standen, umgeben von Teelichtern, einige kleine Schwarz-Weiß-Fotos
von Mrs Wellington als Kind. Schmidty und Munchhauser standen direkt vor dem Couchtisch und jeder hatte eine Hand auf einem großen, kunstvoll verschnürten rosa Umschlag.
»Ich werde das Testament verlesen«, sagte Munchhauser.
»Ich traue Ihnen nicht«, sagte Schmidty gehässig.
»Und mir gefällt Ihr …«
»Geben Sie mir den Umschlag«, unterbrach Garrison, der die Verlesung des Testaments so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte.
»Gut«, sagte Munchhauser, nachdem Schmidty zustimmend genickt hatte.
»Aber ehe du das Testament verliest, möchte ich eine kleine Rede halten. Ich denke, es wird schwierig sein, später euer Schluchzen zu übertönen«, sagte Munchhauser und blickte betont Schmidty an.
Lulu und Madeleine rahmten Theo und Makkaroni auf dem einen Sofa ein, Schmidty und Garrison setzten sich auf das andere. Munchhauser schien der Tod von Mrs Wellington sehr belebt zu haben. Er ging vor der bedrückten Gruppe auf und ab, während er sich auf seine Rede vorbereitete.
»Wie einige von euch vielleicht wissen, war ich ihr Leben lang Wellys Rechtsanwalt. Ich war derjenige in ihrem engsten Umkreis, dem sie am meisten vertraute, ein echter Freund«, sagte Munchhauser und versuchte dabei erfolglos, von Gefühlen überwältigt zu
wirken. Er fasste in die Brusttasche, um ein Taschentuch herauszuziehen, erwischte aber stattdessen einen Wettschein nach dem anderen. Bald war der Boden von Wettscheinen übersät und Munchhauser kam zu dem Schluss, es sei einfacher, auf jegliches Pathos zu verzichten.
»Da es eine Weile dauert, Vermögenswerte zu liquidieren, und da ich außerdem kein Interesse daran habe, euren Eltern Geld zurückzahlen zu müssen, werde ich den Sommer als euer Direktor zu Ende führen. Und ihr dürft mich gern ›Herr Direktor‹ nennen«, sagte Munchhauser mit einem weiteren Versuch zu lächeln. »Ich werde euch die hohe Kunst des Lebens auf der Pferderennbahn lehren, das Eintreiben von Schulden und das Platzieren von Wetten. Alle Gewinne gehen an mich, aber für eure Verluste müsst ihr selbst aufkommen.«
»Entschuldigen Sie bitte, mein Name ist Madeleine Masterson, und ich möchte Ihnen einen anderen Vorschlag machen. Vielleicht könnten Sie uns einfach vom Berg hinunterlassen, damit wir zu unseren Familien zurückkehren können.«
»Ja, wir wollen gar keine Rückerstattung«, meldete sich auch Lulu zu Wort. »Wir zahlen Ihnen noch etwas drauf, wenn Sie uns gehen lassen …«
»Kinder, vertraut mir, das wird
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