Das Geheimnis von Turtle Bay
über das Thema Highschool vielleicht dazu bringen, von seinen Erinnerungen an Daria zu erzählen.
Josh kam zu ihnen zurück, die Machete immer noch in der Hand. Er beugte sich, nahm das Zuckerrohr, das Bree in der Hand hielt, und warf es auf den Boden, dann schnitt er den unteren Abschnitt in drei gleichgroße Stücke.
„Zuckerrohrschule, Lektion eins.“ Er hielt ihr eines der Stücke hin. Die Machete warf er ins Gras, dann zog er mit dem Messer die Schale ab, unter der etwas zum Vorschein kam, das wie Hunderte von nassen Halmen aussah. „Beiß mal da drauf“ , forderte er Bree auf.
Ohne die Machete und das Messer aus den Augen zu lassen, berührte Bree die durchtrennten Halme mit der Zungenspitze. Ein süßlicher Saft lief ihr in den Mund.
„Den Rest müssen Sie ausspucken“ , erläuterte Nikki. „Das feste Zeugs ist die Bagasse. Aber die Flüssigkeit ist eine hervorragende Energie- und Zuckerquelle.“
„Und nun Lektion zwei“ , erklärte Josh weiter, schälte ein anderes Stück, legte es auf einen Teller und zerschnitt es mehrere Male. Dann gab er alles in ein Glas, nahm den großen Holzstock vom Tisch, der fast einen halben Meter lang zu sein schien und kaum in das Glas passte, und zerstampfte das Zuckerrohr.
„Natürlich machen die besten Barkeeper in den Staaten das etwas eleganter, aber im Grunde ist es das Gleiche. Das Zuckerrohrdestillat, das wir jetzt von Hand produziert haben, gibt es in vielen Variationen, manche davon sind in Cognacfässern oder in Eichenfässern in Frankreich gereift. Aber ich finde, wir sollten anfangen, unser eigenes Destillat abzufüllen und reifen zu lassen.“
Er mixte drei Drinks, dann stieß er mit Nikki und Bree an. „Auf die Zukunft des Rohrzuckers und eine erfolgreiche Senatswahl“ , verkündete er. „Und jetzt passt lieber auf, weil das Zeug wie Rum erst mit Verzögerung betrunken macht.“
„Vor dem Essen sollten wir ihr noch unsere geheime kleine Zuflucht von unserer großen Zuflucht zeigen“ , schlug Nikki ihm vor, während Josh einen Schluck trank.
„Und damit meint Nikki nicht unser kleines Quartier in Tallahassee. Klar, lass uns gehen.“
„Geh du voran“ , sagte sie zu ihrem Mann. „Lindy wird läuten, wenn das Essen fertig ist.“
„Vorwärts! Immer vorwärts! Josh Austin in den Senat!“ , brüllte Josh und hob die Machete, als sei die eine Flagge, der sie folgen sollten. Nikki schüttelte nur den Kopf und nahm das Tablett mit den Zutaten für weitere Drinks. Zwar fand Bree, dass dieser Caipirinha köstlich schmeckte, weil er süß, aber zugleich spritzig und erfrischend war, dennoch war es ein viel zu verlockendes Getränk. Da sie nicht vorhatte, sich zu betrinken und sich dann womöglich gegen ihren Willen von Josh aushorchen zu lassen, wie viel sie wüsste, würde sie ihr Glas unterwegs heimlich auskippen. Außerdem musste sie ihre fünf Sinne beisammenhalten, da die beiden sie in ein regelrechtes Labyrinth aus Zuckerrohren führten und Josh noch immer die gefährliche Machete in der Hand hielt.
Amelia war froh, dass der Arzt sie nicht gebeten hatte, sich auf die Couch zu legen, obwohl in seinem Sprechzimmer eine stand. „Dann behandelt ein Arzt sein Wissen über den Patient also streng vertraulich? So wie bei Anwälten?“ , fragte sie Dr. Scott Nelson. Zwar hatte Ben ihr das bereits versichert, doch sie wollte sich vergewissern, dass es wirklich so war. Der Mann hatte ein freundliches Gesicht, und seine sanfte Stimme strahlte Mitgefühl aus.
„Auf jeden Fall“ , antwortete er und legte seine Hände gefaltet um ein Knie. Er saß ihr in seinem Sessel gegenüber, als wollte er mit ihr ein belangloses Schwätzchen halten, doch darauf würde sie nicht hereinfallen. O nein, sie würde sehr genau darauf achten, was sie antwortete.
„Man könnte mich vor Gericht vorladen“ , erklärte er weiter, „aber ich würde die Aussage verweigern, und auf meine Akten dürfte niemand zugreifen. Eher würde ich ins Gefängnis gehen, bevor ich das Vertrauen eines Patienten enttäusche.“
Die Aussage verweigern? Ins Gefängnis gehen? Allein diese Formulierungen ließen vor ihrem geistigen Auge erschreckende Bilder entstehen, wie seine Patienten verhaftet und von der Polizei abgeführt wurden. Und Ben war dabei der Ankläger, der dafür verantwortlich war, dass ein Mörder seine gerechte Strafe bekam.
Ben hatte nicht genau gesagt, wie gut er Dr. Nelson kannte, dass er sie so kurzfristig zu sich bestellte. Aber sie würde den Arzt auch nicht
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